bekannt auch unter den Namen: Burmese, Burmesin, Burmesen, Burma
Die Historie
Ihr Name verrät ihre Herkunft: Sie stammt aus Burma, dem heutigen Myanmar. Dort lebten die Burma-Katzen unter dem damaligen Namen “Thong Daeng” (Kupferkatze, gelehrige Schönheit) und wurden von den Tempelgelehrten als “Glückskatzen” verehrt. Neben den Siamesen zählen sie zu den ältesten orientalischen Katzenrassen in Europa. Ihre züchterische Geschichte beginnt jedoch erst im Jahr 1930, als die erste Burma-Katze nach Amerika importiert wurde: “Wong Mau” (weitere Informationen finden sie hier http://en.wikipedia.org/wiki/Burmese_(cat) — sie gilt als Stammutter unserer heutigen Burmesen.
Wesen und Charakter
Die Burma-Katze ist äußerst gesellig, temperamentvoll, verspielt und freundlich. Da sie sehr auf den Menschen bezogen ist und diesen immer begleiten möchte, trägt sie auch den Beinamen “die Menschenkatze”. Aufgrund ihrer Geselligkeit sollte die Burma-Katze nicht für längere Zeit alleine sein und am besten rund um die Uhr am Familienleben teilhaben können. Sie braucht sehr viel Zuwendung und Streicheleinheiten und vorzugsweise einen oder mehrere Artgenossen, damit ihre Seele nicht verkümmert.
Die Burmesen sind sehr intelligente und äußerst vitale Persönlichkeiten, immerzu unternehmungslustig und zu Capriolen aufgelegt. Sie lernen sehr schnell und sind an allem interessiert. So apportieren viele ihr Lieblingsspielzeug und fordern mit ihrem unwiderstehlichen Charme ihren Menschen zum Spiel auf. Auch lieben sie es, auf den Schultern ihrer Besitzer zu liegen und herumgetragen zu werden. Sie suchen viel Körperkontakt. Zudem haben sie sehr kurzes Fell und fast keine Unterwolle zur Freude ihrer Dosenöffner denn sie haaren wenig bis kaum.
Auch gilt die Burma als gesundheitlich robuste Katze. Ihr starker Wille gibt ihr die Kraft, selbst bei Krankheit nicht so leicht aufzugeben. So ist es keine Seltenheit, dass eine Burma 19 Jahre und älter wird, wobei sie ihr sonniges Gemüt beibehält und bis ins hohe Alter spielt. Nicht umsonst hat die Burma schon so viele Herzen erobert.
Vorkommende Burmafarben und ihre Bestimmungsmerkmale
Farbe | Code | Körperfarbe | Nasenspiegel | Fußballen |
Blau | BUR-a | Blaugrau, mit hellem zinnfarbenem Schimmer | Blaugrau | rosiges Blaugrau |
Chocolate | BUR-b | Milchkaffee, sealfarbene Maske und Ohren | Schokoladenbraun | Zimt- bis Schokoladenfarben |
Lilac | BUR-c | helles Taubengrau mit leichtem rosa Schimmer | Lavendel | Lavendel |
Rot | BUR-d | Mandarin sehr helles rot, cremerot, “m” in rot auf der Stirn, sonst eher sehr hell | Rosa | Rosa |
Creme | BUR-e | helles Apricot mit deutlich pudrigem Hauch auf Ohren, Kopf und Rücken | Rosa | Rosa |
Braun-tortie | BUR-f | Sealbraun und Mandarin (dunkel und/oder hell) gescheckt und/oder vermischt | Rosa und/oder Sealbraun | Rosa und/oder Sealbraun |
Blau-tortie | BUR-g | Blaugrau und hell Apricot (dunkel und/oder hell) gescheckt und/oder vermischt | Rosa und/oder Blaugrau | Rosa und/oder Blaugrau |
Chocolate-tortie | BUR-h | Milchkaffee oder Mandarin (dunkel und/oder hell) gescheckt und/oder vermischt | Hellrot/Rosa und/oder Blaugrau | Hellrot/Rosa und/oder Blaugrau |
Lilac-tortie | BUR-i | Taubengrau und hell Apricot (dunkel und/oder hell) gescheckt und/oder vermischt | Rosa und/oder Lavendelfarben | Rosa und/oder Lavendelfarben |
Braun | BUR-n | warmes Sealbraun | kräftiges Braun | Sealbraun |
Das 1×1 für die Anschaffung eines neuen Burma – Familienmitglieds
- Ich benötige so viel Mahlzeiten täglich wie ich will: so ja nun schon mal gar nicht. Als Du noch klein warst, war das kein Problem. Kleine Kätzchen dürfen so oft und so viel fressen, wie sie mögen. Aber nun bist Du ja immerhin ein erwachsener Kater, und ich möchte, dass Du so rank und schlank bleibst, wie Du jetzt bist. Also gibt es katzen-gerechte Portionen. Als wir Dich damals aus Unterroth abgeholt haben, haben wir eine ganze Menge Futter mitbekommen, an das Du gewöhnt warst von zu Hause. Einige der Sorten wurden hier auch damals schon an die anderen Katzen verfüttert. Wir haben Dich dann langsam umgestellt auf die Futtersorten, die hier bei uns beliebt sind und gern gemampft werden. Das haben wir natürlich ganz langsam gemacht, damit Du Dich in Ruhe umstellen kannst und nicht gleich Bauchweh und Durchfall kriegst. Das hat gut geklappt und ist in der Regel auch gar kein Problem. Welches Futter man gibt, ist ein echter „Glaubenskrieg“ unter Katzenhaltern. Aber die meisten sind sich einig: Es kommt nur gutes Futter in den Napf, hochwertige Sorten also. Die kann man heutzutage überall in den Zoofachmärkten kaufen. Und das Internet bietet auch jede Menge Shops, wo man alles für den Katzenmagen kaufen kann.
- Ich brauche Spielzeug – je mehr desto besser: Jeder, der schon einmal eine Katze hatte oder mal einen Katzenhaushalt besucht hat, kennt das. Man kann kaum einen Schritt tun, ohne über irgendwelchen Katzen-Spielkram zu stolpern. Das ist bei uns natürlich genau so. Auch hier bieten die Geschäfte alles mögliche an. Leider wird vieles, was in kräftigen Farben leuchtet, stark eingefärbt. Besonders bei Feder-Wedeln wird das häufig gemacht. Solche Sachen kaufe ich inzwischen nicht mehr. Es gibt auch Spielzeug mit Natur-Federn. Aber Federn allgemein sind ungemein beliebt bei unseren Katzen. Da muss wohl ein Naturinstinkt vorhanden sein, der alle Katzen immer wieder daran erinnert, dass sie Vögel zum Fressen gern haben :-)Bälle sind ebenfalls sehr begehrt., auch mit Glöckchen. Auch Stäbe mit Bändern lieben unsere Katzen sehr. Einfach einfach ausprobieren. Flummis sind toll. Die springen so schön, da kann man herrlich hinterher jagen.Und natürlich Mäuse. Mäuse in allen Größen und aus allen Materialien, immer wieder gern genommen. Bei den Mäusen achte ich inzwischen sehr darauf, dass sie keine Kunststoff-Teile dran haben. Also keine Pins als Augen und Nase. Diese Kunststoffteile werden leider oft abgekaut und verschluckt.
Und dann gibt es ja noch jede Menge Katzenminze und Baldriankissen zum Spielen für die Fellnasen. Auch hier gibt es individuelle Vorlieben – nicht jede Katzennase ist gleich. - Kratzbäume sind das Wichtigste auf der Welt! Na klar – schließlich wollen wir Menschen ja auch unsere Möbel haben, da dürft Ihr auch nicht zu kurz kommen. So ein ordentlicher Kratzbaum muss natürlich vernünftige Stämme haben – nicht so streichholzdünne, sondern welche mit einem ordentlichen Durchmesser, so 12 – 14 cm dürfen schon sein. Der Baum muss Euch ja auch aushalten, wenn Ihr wie eine Horde wildgewordener Elefanten draufspringt. Ein Kratzbaum ist natürlich nicht nur zum Krallenschärfen da. Er ist auch eine prima Schlafgelegenheit, sollte also auf jeden Fall auch kuschelige Liegeplätze bieten. Ob nun mit oder ohne Höhle, das bleibt Geschmackssacke. Klasse sind auch Kratztonnen – die sind bei unseren Katzen heiß geliebt. Natürlich muss man das nach den individuellen Platzverhältnissen entscheiden. Es muss ja nicht bei jedem so ein Kratzbaum-Paradies entstehen, wie in Unterroth. 😉
- Haus oder Wohnung gehört den Katzen – also bitte katzengerecht einrichten. Es lauern viele Gefahren im Haushalt, auf die man erst aufmerksam wird, wenn man Katzen hat. Oder auch, wenn Kinder zum Haushalt gehören – das tut sich nicht viel.
Haushaltsreiniger u.a. Putzmittel gehören hinter verschlossene Türen. Essensreste sollte man besser nicht einfach so in der Küche rumstehen lassen – zu oft findet sich ein vierbeiniger Liebhaber. Und manchmal sind die Sachen, die wir so essen, wirklich nicht für Katzenmägen gedacht, aber diese verdammte „eingebaute“ Neugier lässt sie nicht eher ruhen, bis sie probiert haben.
Wenn ich gekocht habe, werden auf die heißen Platten Töpfe mit kaltem Wasser gestellt, damit die Fellnasen sich nicht die Pfoten verbrennen können. Auch gehört auf jede Pfanne und Topf ein Deckel. Wir haben schon unsere Burmakatzen-Gesichter von Linsensuppe befreien müssen – keine schöne Arbeit 😉
Klamotten, die einfach so irgendwo herumliegen, sind natürlich beliebte Liegeplätze – duften sie doch so verführerisch nach Mensch. Dass beim Draufliegen schon mal Ziehfäden vorkommen und unendlich viele Katzenhaare darauf landen, ist natürlich vorprogrammiert. Wer also Wert auf picobello Kleidung legt, sollte seine Sachen besser katzensicher verstauen.
Aufpassen muss man auch mit Sachen, die kaputt gehen können und dann Scherben verursachen. Katzen können zwar wahre Balance-Künstler sein und zwischen Gläsern spazieren, ohne eines davon umzuwerfen, aber es geht auch anders. Dazu reicht schon eine Fliege, die durchs Zimmer brummt – ist der Jagdtrieb geweckt, ist die Vorsicht und die sprichwörtliche Katzen-Eleganz auch ganz schnell vergessen.Ach ja – und nicht zu vergessen: Es gibt Katzen, die Plastik lieben – Plastiktüten und Verpackungen aller Art. Das ist natürlich gar kein Zeug, das in Katzenmäulchen gehört. Wer eine „Plastikkatze“ hat, sollte also alles sorgfältig wegräumen, was ihr zum Opfer fallen könnte. Und leider gibt es auch bei den sonst so intelligenten Katzen welche darunter, die für ihr Leben gern an Kabeln knabbern. Dies ist natürlich ein nicht ungefährliches Hobby – also auch hier kann man nur raten: Kabel verstecken!
Ansonsten kann man natürlich im einschlägigen Fachhandel alles finden, was Katz so braucht. Bettchen, Decken, Fensterbankauflagen und und und. Um dann am Ende festzustellen, dass sie eh am liebsten da liegen, wo Mensch gerade ist. Also auf dem Sofa, dem Schreibtisch, dem Küchenstuhl usw usw – der Möglichkeiten sind viele *gg*.
Unser Wunsch an alle Neu-Dosenöffner:
Ihre neue Katze ist auf ihren Menschen angewiesen. Sie sind also dafür „zuständig“, dass sie ihr Leben lang bestmöglich versorgt wird. Dazu gehört natürlich nicht nur Essen & Trinken. Ein jährlicher Tierarzt-Besuch mit Check gehört auf jeden Fall dazu. Regelmäßige Impfungen sollten genau so selbstverständlich sein. Und ein letzter Wunsch noch von uns als Züchter: Lassen Sie Ihre Katze/Ihren Kater rechtzeitig kastrieren. Insbesondere natürlich, wenn noch andere potente Katzen im Haus sind. Aber auch so ist das Leben als Kastrat für eine Liebhaberkatze immer zu empfehlen. Fragen Sie Bommel – der genießt sein Leben auch ohne „Damen-Bekanntschaften“. Und ganz im Ernst: Wir als Züchter möchten auf gar keinen Fall Schwarzzuchten unterstützen. Es gibt leider schon viel zu viele Katzen im Tierschutz und jedes Jahr kommen viele dazu. Katzen zu züchten ist mehr als das bloße Vermehren. Und wer gern einmal sehen möchte, wie aus kleinen Kitten neugierige, temperamentvolle und schöne Jungkatzen werden, kann sich hier auf unserer Seite jederzeit umsehen. Fragen sie einfach nach wenn sie sich unsicher sind.
1.1 Was sind Dosis?
Im Roman “Felidae” von Akif Pirinçci bezeichnet der alte Kater Blaubart die Menschen etwas abfällig als “Dosenöffner”. Dosi ist die etwas freundlichere Kurzform davon.
1.2 Ich möchte eine Katze, was soll ich tun?
Bevor man sich für die Haltung einer Katze entscheidet, sollte man kritisch überprüfen, ob man dem Tier ein gutes Zuhause geben kann. Neben den anfallenden Kosten gehört dazu auch eine Portion Toleranz. Wer es nicht verkraften kann, wenn die Katze mal eine Tapete ankratzt, auf den Teppich kotzt oder eine Vase umwirft, der wird wahrscheinlich nicht viel Spaß an ihr haben. Auf keinen Fall sollte man sich spontan entscheiden oder das Tier gar verschenken, ohne die Lebensumstände vorher genau geprüft zu haben. Hierzu gehört auch die Berücksichtigung der Tatsache, dass Katzen deutlich über 20 Jahre alt werden können.
1.3 Wie komme ich an eine Katze?
Durch die Sorglosigkeit bzw. Gleichgültigkeit mancher Menschen (Stichwort Kastration) gibt es sehr viele Katzen. Zu viele Katzen, um jeder von ihnen ein gutes Zuhause geben zu können. Es ist also kein Problem, eine zu bekommen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die im Folgenden und unter 2.7 etwas näher eingegangen wird.
1.3.1 Tierheim/Tierschutz-/Katzenschutzverein
Eine der tierfreundlichsten Möglichkeiten, an eine Katze zu kommen, besteht darin, das nächste Tierheim oder eine Katzenhilfe-Organisation aufzusuchen und sich dort von einem Stubentiger adoptieren zu lassen. Die Kosten dafür können sehr variieren. In einem kleinen, ländlichen Tierheim mag man vielleicht um eine Schutzgebühr in Höhe von 30 EUR pro Katze bitten, in einer großen Stadt kann sich die Schutzgebühr auch auf 100 EUR belaufen. Dafür erhält man ein geimpftes und – je nach Alter – auch bereits kastriertes Tier.
1.3.2 Züchter
Wer lieber ein Tier einer besonderen Rasse haben möchte, sollte sich zuerst über die in seiner Nähe wohnenden Züchter informieren (siehe auch 1.7.1). Dazu kann man den zuständigen Zuchtverein befragen, einen Blick in die Zeitung werfen oder auch Fachmagazine studieren (z.B. “Katzen”), wie es sie in jedem Supermarkt gibt.
Zum Preis können hier keine näheren Angaben gemacht werden. Es kommt auf die Rasse an und auf den Züchter selbst.
1.3.3 Fundtiere
Manchmal kommt man zur Katze wie die berühmte “Jungfrau zum Kinde”. Da sitzt mit einem Mal ein hilfsbedürftiges Katzenkind vor der Tür und begehrt Einlass, oder man entschließt sich, den Streuner aufzunehmen, der einem aufgefallen ist.
Die rechtliche Seite sieht so aus, dass auch Tiere “Fundsachen” sind, d.h. man muss sie bei der Polizei und/oder beim örtlichen Tierheim als gefunden melden. Damit wird ganz normal die sechsmonatige Fundfrist in Gang gesetzt, nach deren Ablauf einem das Fundtier erst “richtig” gehört.
Es könnte durchaus sein, dass das zugelaufene Tier irgendwo sehr schmerzlich vermisst wird. Dann gibt man dem eigentlichen Eigentümer mit der Anzeige beim Tierheim die Möglichkeit, sein vermisstes Familienmitglied wiederzufinden.
Meldet sich der rechtmäßige Eigentümer innerhalb der Fundfrist, darf man für das Tier angefallene Kosten (Futter, Streu, eventuell TA) geltend machen und Erstattung fordern.
1.3.4 Tierärzte
Auch über einen TA kann man zu seinem neuen Lebensgenossen kommen. TÄ wissen meist, welcher ihrer Kunden gerade Katzennachwuchs abzugeben hat. Im Warteraum der Praxis hängen oft auch entsprechende Zettel aus. Einfach mal fragen.
1.4 Was brauche ich alles, um eine Katze aufnehmen zu können?
Gar nicht viel. Wenn es dringend ist und schnell gehen muss (weil z.B. das frierende Katzenkind sofort ins Haus muss), tut es eine Plastikschüssel, etwa 5 cm hoch gefüllt mit Sand oder Erde, als Klo und ein Kompottschälchen als Wasserschale. Das Futter kann auf einer Untertasse gereicht werden. Als Liegeplatz wird sich sicher ein Sofa oder bequemer Sessel finden lassen.
1.4.1 Katzenklo
Zieht die Katze richtig ein, sollte vom sandgefüllten Klo-Provisorium umgestiegen werden auf die Profiversion – ein richtiges Katzenklo.
Es gibt verschiedene Versionen: Mit Deckel oder ohne, mit Geruchsfilter oder Einstiegsklappe. Durchsichtig, in dezenten Farben oder ganz futuristisch und poppig. Grundsätzlich ist der Katze egal, wie ihr Klo aussieht. Hauptsache, sie passt hinein.
Manchmal allerdings bestehen Vorlieben, Deckel oder Einstiegsklappe betreffend. Manche Tiere bevorzugen eine Toilette ohne Deckel, andere hassen die Klappe. Bei heiklen Tieren kann es beim Ignorieren solcher Abneigungen sogar zur Verweigerung der Klobenutzung kommen, und sie werden unsauber (siehe auch 6.1 und 6.8). In den meisten Fällen gibt es aber keine Probleme, und jedes Klo wird genutzt. Man sollte allerdings ein wenig auf die Größe achten, die Katze sollte schon bequem hineinpassen. Es kommt sonst auch leicht zu “Unfällen”, wenn das Hinterteil des Tieres hinausragt. Gegen das Hinausscharren der Streu gibt es extra aufsetzbare “Ränder” oder Katzentoiletten mit besonders hohen Wänden.
1.4.2 Kratzbaum
Katzen sind Raubtiere und entsprechend mit Waffen ausgerüstet. Neben ihren Zähnen sind das die Krallen. Die Krallen wachsen ständig nach, vom Aufbau her ähneln sie Zwiebeln, mit vielen Schichten. Die oberste Schicht wird regelmäßig abgestoßen, so bleiben die Krallen scharf.
An den Hinterpfoten wird die Krallenpflege durch die Katze mit den Zähnen betrieben, die oberste Schicht wird abgeknabbert. Für die Vorderpfoten benötigt die Katze eine Fläche zum Kratzen – dadurch wird die inzwischen stumpfe Schicht “abgezogen”. Wenn die Katze also am Sofa oder an den Tapeten kratzt, ist das keine Böswilligkeit, sondern absolut notwendige (!) Körperpflege.
Will man seine Einrichtung schonen, kommt man um die Anschaffung eines Kratzbaumes (oder auch Kratzbrettes) nicht herum. Im Handel gibt es zahlreiche verschiedene Modelle, in allen nur denkbaren Farben, Formen, Größen und Preislagen. Wofür man sich entscheidet, bleibt dem eigenen Geschmack überlassen. Jedoch sollte man unbedingt auf Stabilität und Sicherheit des Katzenmöbels achten!
Eine Katze kann durch einen umfallenden, schweren Kratzbaum nicht nur dauerhaft von der Benutzung abgeschreckt werden, sondern sogar getötet! Wegen billiger Verarbeitung herausragende Nägel oder Klammern können das Tier böse verletzen. Also lieber ein bisschen mehr ausgeben und auf solide Verarbeitung achten. Und, ganz wichtig, auf absolut sichere Verankerung des Kratzbaumes an Wand und Zimmerdecke achten!
Möchte man seinem Tier etwas Besonderes bieten und hat ein klein wenig Talent, kann man natürlich auch selbst etwas bauen. Mit Kanthölzern, Brettern, Teppichresten oder Sisalseil kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen. Obige Sicherheitshinweise gelten aber selbstverständlich auch hier!
1.4.3 Futter
Alle Fragen zum Thema “Futter” werden detailliert im Abschnitt 2, “Ernährung”, behandelt. Hier lediglich der allgemeine Hinweis, dass nur spezielles Katzenfutter gegeben werden darf. Hundefutter zum Beispiel ist nicht geeignet. Hunde und Katzen haben ganz verschiedene körperliche Bedürfnisse.
1.4.4 Spielzeug
Katzenspielzeug gibt es wie Sand am Meer. Dafür gibt es keine direkten Empfehlungen. Einige Katzen können sich stundenlang mit einem Wollknäuel beschäftigen, andere wiederum polieren sich bei dem Anblick gelangweilt die Krallen. Alle Teile, egal ob im Haushalt vorhanden oder zugekauft, sollten allerdings unverschluckbar sein.
An käuflichem Spielzeug kommen meist mit Katzenminze (“Catnip”) gefüllte Bällchen und Spielmäuse am besten an. Auch so genannte “Katzenangeln” werden oft heiß geliebt, das sind biegsame Kunststoffstäbe, an deren Ende eine Plüschmaus hängt. Nicht zu vergessen die Laserpointer, mit denen man zur Jagd auf einen kleinen, durchs Zimmer flitzenden Lichtpunkt animieren kann.
ABER: So leicht man seinem Tier damit eine Freude machen kann – manche dieser harmlos wirkenden Spielzeuge können eine Katze schwer verletzen und sogar töten! Bei den kleinen Spielmäusen sollte man unbedingt Augen und Nase entfernen! Diese Teile werden oft mit einem scharfkantigen, spitzen Plastiksockel in das Spielzeug appliziert. Verschluckt die Katze diese Teile, können schwere Verletzungen der Verdauungswege die Folge sein!
Sehr beliebt sind Spielmäuse aus echtem Fell. Allerdings ist die “Gewinnung”, Herkunft und Herstellung der dafür verwendeten Felle zweifelhaft. Meist kommen sie aus Asien; wie dort teilweise mit Katzen und anderen Tieren umgegangen wird, ist wohl hinlänglich bekannt. Als sichere, preisgünstige und tierfreundliche Alternative zu den Fellmäusen gelten Sisalmäuse.
Der Laserpointer sollte so eingesetzt werden, dass der Lichtstrahl niemals direkt in das Katzenauge fallen kann. Schwere Augenverletzungen bis hin zur Blindheit können sonst die Folgen sein. Sicherer ist da z.B. eine kleine Taschenlampe, die meistens den gleichen Spielspaß garantiert, wenn der Lichtpunkt hell genug ist.
Eine Katze sollte niemals unbeaufsichtigt mit Schnüren, Bändern und Gummis spielen können! Auch die “Katzenangel” gehört nach dem Spielen wieder sicher beiseite geräumt. Jedes Jahr erhängen oder erwürgen sich zahlreiche Katzen beim Spielen damit!
Gleichermaßen gefährlich ist das Spielen mit normalen Gummibändern: Oft werden sie verschluckt und verursachen lebensbedrohliche Darmverschlüsse. Gleiches gilt für die Zugbänder der “Gelben Säcke”, Wolle, Geschenkbänder und das obendrein giftige Lametta!
Ungefährlich, billig und für die Katze trotzdem hochinteressant hingegen sind zum Beispiel zusammengeknülltes Papier, die schon erwähnten Sisalmäuse, Tischtennis-Bälle, mit Katzenminze gefüllte und zusammengedrehte alte Socken oder auch Kunststoff-Verschlusskappen von Wasserflaschen.
1.5 Was kostet mich die Katzenhaltung?
Alles in allem ist eine Katze normalerweise eine sehr erschwingliche Lebensbereicherung. Und für nur wenig mehr kann man sich selber und seiner Katze eine große Freude machen, indem man gleich zwei Tiere hält. Auch Tiere können seelisch vereinsamen. Und als Mensch hat man für nur ein paar Euro mehr im Monat die Freude, seinen glücklichen Tieren beim Spielen, Kuscheln und gegenseitigen Putzen zusehen zu können.
1.5.1 Grundausstattung
Kurz zusammengefasst benötigt man für die Haltung einer Katze folgendes:
- Zwei Futterschüsseln, die rutschfest und leicht zu reinigen sein sollten. Die Preise liegen zwischen 3 und 10 EUR.
- Ein billiges Katzenklo – eigentlich eine schlichte, rechteckige Plastikschüssel – bekommt man schon für etwa 9 EUR. Die Preise steigen schnell an, wenn man lieber etwas haben möchte, was in den Farben zur Wohnungseinrichtung passt, oder ein Klo mit Deckel und/oder Filter (bis 50 EUR und mehr).
- Einen stabilen Katzentransportkorb. Ab und an muss man mit dem Tier zum TA. Dann die Katze bitte nicht einfach auf dem Arm dahin bringen! Auch das ruhigste und liebste Tier kann sich schnell erschrecken (z.B. durch einen plötzlich bellenden Hund) und versucht dann alles, um zu entkommen. Jedes Jahr gehen so etliche Tiere auf Nimmerwiedersehen verloren! Stabile Körbe aus Kunststoff bekommt man ab ca. 20 EUR. Nach oben gibt es keine Grenzen. Geflochtene Weidenkörbe sehen hübsch aus, sind aber undicht, wenn die Katze hineinpinkelt, lassen sich schlecht reinigen und/oder desinfizieren und sind obendrein nicht immer ausbruchsicher.
- Ein Kamm oder eine Bürste sind sehr nützlich. Besonders zu Zeiten des Fellwechsels bewahrt man seine Katze so davor, sehr viele Haare zu verschlucken und sich häufig übergeben zu müssen. Der Preis einer solchen Bürste liegt zwischen 5 und 10 EUR.
- Ohne eine Kratzgelegenheit geht gar nichts. Die Preise schwanken von etwa 9 EUR für ein billiges Kratzbrettchen bis hin zu mehreren Tausendern für die Luxusausgabe einer “Kratz- und Spiellandschaft”.
- Spielzeug nach Wahl (unbedingt Sicherheitshinweise unter 2.4.4 beachten!). Hier variieren die Preise zwischen wenigen Cent und vielen Euro. Nicht immer muss das teuerste Spielzeug das Beste sein. Viele Katzenbesitzer haben schon die leidvolle Erfahrung gemacht, dass teuer bezahltes Spielzeug von der Pelznase völlig ignoriert wurde, ein Pappkarton, ein Flaschenverschluss oder eine alte Zeitung aber stundenlangen Spielspaß bescherte.
1.5.2 Laufende Kosten
Selbst bei so genanntem Premiumfutter belaufen sich die Futterkosten nur auf etwa 50-75 Cent am Tag (siehe 3.2). Leckerchen – bei hoffentlich sparsamem Einsatz (siehe auch 3.5) – kosten etwa 5 EUR im Monat. Auch bei Streu gibt es große Preisspannen, aber für eine Katze muss man mit etwa 20 EUR im Monat rechnen.
1.5.3 Tierarzt
Hat man eine rundum gesunde Katze, muss man nur einmal im Jahr für die Impfungen (siehe 4.3) zum TA. Wird die Katze mal krank, hat einen Unfall oder chronische Beschwerden, kann es schnell ins Geld gehen. Dazu mehr unter 4.11. Eine einfache Untersuchung (Check-Up) des Tieres mit einer Auffrischimpfung gegen Katzenschnupfen und -seuche kostet ca. 25-30 EUR.
1.5.4 Gibt es eine Krankenkasse für Katzen?
Nach dem aktuellen Stand bieten zwei Versicherer (Agila und Ülzener) eine Krankenversicherung für Haustiere an. Die monatlichen Beiträge liegen zwischen 15 und 80 EUR. Die Gegenleistungen sind unterschiedlich: Vom Bezahlen eines gedeckelten Betrages bis hin zum dreifachen Satz der GOT. Meistens ist das Eintrittsalter des Tieres auf fünf Jahre begrenzt.
In der WDR-Sendung ServiceZeit wurden die Versicherungen vor einiger Zeit vorgestellt. Das Fazit war: Es ist meistens sinnvoller, monatlich einen festen Betrag beiseite zu legen. Hierzu kann man z.B. ein Unterkonto anlegen, welches nur für Tierarztkosten genutzt wird. Am Ende hat man meistens ein besseres Ergebnis als bei jeder Versicherung, zumal das Geld auch noch verzinst wird.
Einen Test von Krankenversicherungen für Tiere gab es in der Ausgabe Juni 1997 der Zeitschrift “Finanztest”. Die beiden genannten Gesellschaften haben Webseiten: http://www.agila.de/ und http://www.uelzener.de/.
1.6 Katze entlaufen – was tun?
Viele von uns kennen die Situation, wenn Katz verschwindet… sei es, dass ein Freigänger nicht von seiner Tour zurückkommt oder eine bis dahin wohlbehütete Wohnungskatze durch einen dummen Zufall durchs offene Fenster entwischt. Jetzt ist es von Vorteil, wenn Katz tätowiert und/oder mit einem Chip versehen (und natürlich auch registriert!) ist, so dass der Finder sofort weiß: Es handelt sich nicht um einen herrenlosen Streuner. Katzen kann man bei verschiedenen Organisationen registrieren lassen, z.B. bei TASSO (http://www.tiernotruf.org) oder dem Deutschen Tierschutzbund (http://www.tierschutzbund.de/00006.html).
Wohnungskatzen, die noch nie draußen waren, verstecken sich meist in unmittelbarer Nähe. Hier hat es sich bewährt, Futter rauszustellen und vor allem nachts zu suchen und leise zu rufen.
In jedem Fall sollte man mit einem guten Foto der Katze einen Suchzettel fabrizieren und möglichst flächendeckend verteilen. Wenn die Katze bei TASSO (s.o.) registriert wird, sollte gleich ein gutes Foto mitgeschickt werden, denn dann können im Falle eines Falles recht brauchbare Suchplakate angefordert werden. Der erste Anruf sollte dem örtlichen Tierheim gelten, ebenfalls wichtig sind die Tierärzte am Ort. Auch eine Anzeige in der Tageszeitung kann Erfolg bringen. Je mehr Leute von der Suche wissen, desto eher ist mit Erfolg zu rechnen.
Das Wichtigste aber ist: Nicht zu schnell aufgeben. Viele Katzen sind auch noch Wochen und Monate nach ihrem Verschwinden wieder zu Hause aufgetaucht.
1.7 Welche Katze ist für mich geeignet?
Zumeist steht für den Wunsch nach einer Katze zunächst ein Katzenbaby Pate, häufig ein putziges kleines Tierchen aus der Katzenfutter- oder Katzenstreu-Fernsehwerbung. Bevor man sich aber von so verführerischen Bildern zu übereilten Entschlüssen verleiten lässt, sollte man sich ein wenig über das Wesen der Katze an sich sowie über die Eigenarten verschiedener Rassen und Altersstufen informieren – damit die Traumkatze nicht zum Alptraum wird.
1.7.1 Rassekatze oder Mischling?
Immer wieder ärgern wir Züchter uns über Menschen welche Katzenbabys ohne Papiere verkaufen und der Standardsatz “…ist nur Papier, und nicht von Belange, unsere Tiere sind gesund….” fällt. Ich sage ihnen warum!
Über diese Frage entscheidet letztlich der persönliche Geschmack. Im Prinzip sind alle Katzen, ob Edel- oder Feld-Wald-Wiesen-Katze, gleich: wunderbar verschieden, individualistisch, eigensinnig und unberechenbar. Allerdings hat jede Rasse ein paar besondere Eigenheiten, über die man sich vor Anschaffung des Tieres informieren sollte. Zum Beispiel sind Orientalen sehr gesellig (= nicht als Einzelkatze geeignet), gesprächig und menschenfixiert. Langhaarkatzen benötigen intensive Fellpflege. Infos über die charakteristischen Merkmale der einzelnen Rassen gibt’s bei den Züchterverbänden oder in entsprechenden Katzenbüchern.
Rassekatzen gibt es nicht nur beim Züchter. Wenn es kein Jungtier sein soll, lohnt sich ein Blick in Tierheime und Katzenschutzhäuser, denn auch Rassekatzen werden ausgesetzt, abgeschoben, zu Scheidungswaisen oder verlieren ihren Menschen durch den Tod.
Wenn man sich an einen Züchter wendet, sollte man darauf achten, dass die Tiere in die Familie integriert sind, also von klein auf an Menschen gewöhnt und zutraulich sind. Ein seriöser Züchter gibt seine Jungkatzen frühestens mit zwölf Wochen ab, händigt dem Käufer den vollständig ausgefüllten Impfpass und die kompletten Papiere der Katze aus. Die Grundimmunisierung ist abgeschlossen, die Tierchen sind entwurmt. Ein guter Züchter gibt bereitwillig Infos über die Art der bisherigen Fütterung sowie Tipps für den richtigen Umgang mit den Kleinen und will eine Menge über das künftige Zuhause seiner Katzenkinder wissen.
In seriösen Züchter-Vereinen ist es verboten, Jungtiere an Tierhandlungen zu verkaufen. Rassekatzen, die in Tierhandlungen verkauft werden, sind meist aus dem Ausland und/oder von Züchtern ohne Vereinszugehörigkeit.
Rassekatzen haben ihren Preis: Welpen gibt es ab ca. 500 EUR, je nach Rasse. Ältere Tiere (aus der Zucht genommene Spätkastraten oder an den Züchter zurückgegebene Tiere) sind deutlich günstiger zu haben. Auch “fehlerhafte” Katzen (falsche Fellfarbe, nicht ganz “typischer” Körperbau etc.) kann man zu Liebhaberpreisen bekommen. Ein Züchter, der hingegen für einen Verzicht auf Stammbäume einen hohen Preisnachlass in Aussicht stellt, ist unseriös, da die von Katzenvereinen eingehobene Stammbaumgebühr sehr gering (ca.20-30 EUR) ist. Meist sind solche Züchter wegen Unkorrektheiten aus ihrem Verein ausgeschlossen worden und können deshalb keinen gültigen Stammbaum beibringen.
Mischlinge bekommt man von privat, von Katzenschutzorganisationen, Tierheimen, Tierärzten. Wie sie sich charakterlich und körperlich entwickeln, ist meist nicht abzusehen – es sei denn, man kennt die Elterntiere. Sie stecken also voller – meist positiver – Überraschungen. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass sie gesund wirken. Sie sollten sauber und munter sein und keine übergroße Ängstlichkeit zeigen. Jungtiere von privat sind häufig noch nicht geimpft und entwurmt – unbedingt erfragen und das neue Familienmitglied baldmöglichst einem TA vorstellen.
Leider gibt es – wie überall im Leben – auch unter den Katzenzüchtern „schwarze Schafe“, die die fehlende Erfahrung von Käufern zu ihrem Vorteil – und zum Nachteil des Käufers – ausnutzen. Der folgende Leitfaden zeigt Ihnen, woran Sie einen seriösen Züchter erkennen:
Kaufen Sie nie eine Rassekatze ohne Stammbaum!
Züchter, die ohne Stammbaum ”vermehren”, unterstehen keinen Richtlinien eines Vereins oder Verbandes. Diese Züchter können also ihre Katzen halten und vermehren wie sie möchten. Niemand kontrolliert, ob die Schonzeiten der Muttertiere vor der nächsten Deckung eingehalten wurden, ob Impfungen durchgeführt wurden und ob alle Tiere gesund und frei von genetischen Defekten sind.
Falls ein Züchter fehlende Stammbäume damit entschuldigt dass die Kosten dafür zu hoch seien, sollten Sie wissen, dass der Jahresbeitrag für einen Züchter ca 65-100 EUR und ein Stammbaum ca. 20-30 EUR kostet. Kosten können also nicht der wahre Grund für fehlende Papiere sein. Eher liegt der Verdacht nahe, dass die strengen Zuchtrichtlinien der Verbände nicht eingehalten werden können. Für einen seriösen Züchter gibt es keinen Grund, nicht im Verein zu sein! Zum Beispiel bin ich Mitglied im RKS e. V. (http://www.rassekatzen-stuttgart.de/)
Mit einem Stammbaum haben Sie darüber hinaus die Gewissheit, dass das Kätzchen auch richtig aufgezogen wurde.
Ein Jungtier muss mindestens 12 Wochen alt sein und 2fach gegen Katzenseuche und -schnupfen geimpft sein. Sollte ein jüngeres Tier abgegeben werden, so ist dies leider nicht voll geimpft. Es gibt keine voll geimpften Kätzchen mit 8 oder 10 Wochen.
Kaufen Sie nie bei Züchtern die sowohl mit als auch ohne Stammbaum anbieten!
Was kann der Grund sein? Auch Katzen mit Mängeln bekommen einen Stammbaum! Eine Fehlfarbe ist kein Grund für fehlende Papiere. Eine solche Katze bekommt vielleicht einen Sperrvermerk, dass sie nicht zur Zucht eingesetzt werden darf – aber sie hat einen Stammbaum!
Vielmehr könnte es sein, dass der Züchter Auflagen und Zuchtbestimmungen des Vereins umgeht. So können z.B. Züchter, die eine ansteckende oder tödliche Krankheit (die nicht unbedingt sichtbar sein muss) im Zwinger haben, keine Stammbäume erhalten bis nachgewiesen ist, das alle verbleibenden Katzen völlig gesund sind. Oder die Zuchtkatze hatte keine ausreichende Schonzeit und hatte in zu kurzen Abständen Babys. Auch in solch einem Fall werden oft keine Stammbäume ausgestellt.
Es kann auch sein, dass der Züchter nur jeden zweiten Wurf beim Verein anmeldet, um so eine eingehaltene Schonzeit vorzutäuschen. Vielleicht ist der Züchter – wegen Verletzung der Auflagen und Zuchtbestimmungen – sogar gerade erst aus dem Verein ausgeschlossen worden. Lassen Sie sich den Verein nennen und rufen Sie dort an!
Selbst wenn neue Papiere beantragt werden müssen, weil z.B. ein Geschlecht falsch bestimmt wurde, sind die Papiere spätestens eine Woche später da.
Erbdefekte
Zur Zucht gehört jedoch noch weit mehr, wichtig ist bei der Zucht einerseits die Stammbaumforschung, andererseits auch die Untersuchung der Zuchttiere auf die Rasse typischen Erbdefekte. So sollte jeder Züchter von Burma Katzen einen Gangliosidose 2 (Gm2, Speichererkrankung des Gehirns welche schwere Lähmungserscheinungen hervorruft, langsam vortschreitend, meistens beginnt Symptomatik ab einem Alter von ca 3-4 Monaten, manchmal früher), Burmese-Head-Defekt Test (Knochendeformationen im Kopfbereich), Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss der lebensgefährliche Elektrolytstörungen verursacht) testen! Mit Hilfe eines Gentests können mit hoher Sicherheit Katzen identifiziert werden, die Mutationen in den Genen tragen oder frei von Mutationen sind.
Ich habe diese Gentests nachweislich vom Labor für klinische Diagnostik durchführen lassen und so können wir ohne Bedenken unsere Katzen abgeben.
Dafür dient auch der Stammbaum, in diesem sind zum Beispiel die Testergebnisse von Gentests des Tieres und/oder der Vorfahren vermerkt und sie können sicher sein,dass ihr Tier an dieser Krankheit nicht erkrankt.
Kaufen Sie niemals aus Mitleid!
Sollten Sie an einen Züchter geraten, bei dem die Tiere offensichtlich nicht artgerecht gehalten werden, z.B. Käfighaltung, so wenden Sie sich an einen Tierschutzverein. Durch den Kauf einer solchen Katze haben Sie vielleicht diesem einen Tier geholfen – aber dadurch auch wieder Platz für neue Babys unter diesen schlechten Bedingungen geschaffen.
Auch wenn 10 Katzen in einer Wohnung leben riecht man es nicht! Gerüchen sollten Sie auf die Spur gehen – oftmals haben Sie ihre Quelle in unsauberer Tierhaltung.
Die Katzen sollten gesund, munter, und zutraulich sein. Verklebte Augen, kahle Stellen und ein dreckiger Po sind eindeutig Krankheitsanzeichen.
Lassen Sie sich die Eltern zeigen!
Viele Züchter haben keinen eigenen Kater, da es oft nicht möglich ist mit einem markierenden Kater zusammenzuleben. Aber die Mutter muss da sein! Es wäre sonst möglich:
- dass die Mutter gestorben ist. Dann heißt es Vorsicht, es könnte eine ansteckende Krankheit sein. Lassen sie sich die Nummer des Tierarztes sagen und überprüfen Sie die Angaben des Züchters.
- dass die Mutter krank oder ungepflegt ist, auch dann sollten Sie hier keine Katze kaufen.
- dass Sie an einen Händler geraten sind, der Jungtiere aufkauft und dann weiterverkauft.
- dass die Mutterkatze abgegeben wurde.
Kein seriöser Züchter verkauft eine Mutterkatze, die kleine Babys hat. Natürlich werden manchmal Mütter zusammen mit einem Baby verkauft, jedoch frühestens wenn die Kitten 12 Wochen alt sind.
Fragen Sie genau nach, warum und wohin das Tier abgegeben wurde. Lassen Sie sich die Nummer des neuen Besitzers sagen und überprüfen Sie die Angaben des Züchters.
Schauen Sie sich die Wohnung genau an!
Sollte Sie jemand in ein sauberes Wohnzimmer setzen und dann verschwinden, um Ihnen verkäufliche Tiere zu holen, ist Vorsicht geboten! Fragen Sie nach dem Grund, warum Sie nicht die Katzen dort besuchen dürfen, wo die Katzen leben. Ein seriöser Züchter hat nichts zu verbergen und wird Ihnen alles zeigen. Wird Ihnen aber jeglicher Einblick in die Katzenräume verwehrt, rechnen Sie immer mit dem Schlimmsten und gehen Sie zu einem anderen Züchter.
Ein guter Züchter ist auch nach dem Verkauf noch für Sie da!
Ein Züchter, der nach Übergabe nicht mehr für Sie da ist, kann nicht seriös sein. Man steckt so viel Liebe, Zeit und Geld in diese kleinen Wollknäuel. Mir bleibt es rätselhaft, wie Züchter nach dem Motto ”aus den Augen aus dem Sinn“ züchten können. Ich freue mich immer über Fotos und auch darüber, vielleicht die Tiere wieder zusehen. Viele Fragen kommen erst Wochen oder Monate nach dem Kauf auf – ich beantworte alle Fragen immer gerne – und höre auf diesem Weg, wie es den Katzen geht.
1.7.2 Jungtier oder erwachsene Katze?
Das hängt am ehesten von den persönlichen Lebensumständen ab.
Katzenbabys sind süß, drollig, verspielt – und wahnsinnig anstrengend. Sie haben nichts als Unfug im Kopf, machen viel kaputt, haben einen enormen Energieüberschuss und müssen noch eine Menge lernen. Wer die Zeit und die Nerven hat, ein Jungtier aufzuziehen, sollte gleich an die Anschaffung von zwei Katzen denken. Dann hat das Kleine einen Kumpel, mit dem es sich austoben und seine für die Entwicklung nötigen Kampfspielchen exerzieren kann. Das schont die Wohnungseinrichtung, Haut und Nerven des Dosis und macht sehr viel Freude.
Vorsicht mit “Wildlingen” (Jungtiere, die in den ersten Lebenswochen keinen Menschenkontakt hatten); sie sind kaum für Katzenanfänger geeignet.
Ein älteres Tier ist etwas ruhiger, meist schon ein wenig erzogen (weiß i.a. wenigstens, was “nein” heißt). Auch Ex-Tierheimbewohner müssen übrigens nicht psychisch gestört sein. Die meisten leben sich schnell ein, fassen bald Vertrauen und begreifen, dass ihr neuer Versorger es gut mit ihnen meint. Die Geduld, die zu Anfang möglicherweise vonnöten ist, wird meist schnell mit besonderer Anhänglichkeit belohnt.
1.7.3 Wie alt muss die Katze mindestens sein?
Das ideale Abgabealter für junge Katzen liegt bei zwölf bis 16 Wochen. In diesem Alter hat das Kätzchen bereits alles Wesentliche von der Mutter gelernt, vor allem ein normales kätzisches Sozialverhalten. Wer eine junge Katze aus einer Zucht oder das Ergebnis eines “Unfalls” einer gut gehaltenen Hauskatze bei sich aufnehmen möchte, sollte das Tier deshalb frühestens mit zwölf Wochen von der Mutter trennen. Die Entwurmung sowie die notwendigen Grundimmunisierungen werden in diesem Fall noch vor dem Übersiedelungstermin ins neue Heim vorgenommen.
Wenn man sich jedoch für eine kleine Katze entschieden hat, die z.B. in einem Reitstall oder auf einem Bauernhof geboren ist, spielen andere Faktoren als das “richtige” Abgabealter eine Rolle. Hält der Besitzer der Mutterkatze seine Tiere nur als unkastrierte und ungeimpfte Mäusefänger, ist es besser für die Kleinen, sie schon ab fünf bis sechs Wochen zu sich zu nehmen. Ab ca. sechs Wochen haben sie keinen Immunschutz mehr von der Mutter. Deshalb infizieren sie sich fast immer mit Katzenschnupfen oder Schlimmerem.
So junge Tiere aufzuziehen erfordert allerdings Katzenerfahrung – oder die Bereitschaft, sich schnell fundiertes Wissen über Haltung und Aufzucht anzueignen. Wer die Kätzchen trotz der Gesundheitsgefahren lieber erst später von der Mutter trennen will, sollte den ganzen Wurf möglichst inklusive der Mutter dem TA vorstellen sowie die Tiere entwurmen, grundimmunisieren und später auch nachimpfen lassen. Damit ist wenigstens eine grundlegende Gesundheitsvorsorge gesichert.
Trotzdem muss man sich über zweierlei im Klaren sein: Bis zur Übersiedelung dürfte die Futterversorgung der künftigen Familienmitglieder alles andere als optimal sein (dem Halter Geld für gutes Futter zur Verfügung zu stellen garantiert leider nicht, dass die Katzen etwas davon haben), und die Kleinen sind bis dahin allen Gefahren ausgesetzt, denen Freigängerkatzen tagtäglich begegnen (jagende Hunde, Autounfälle etc.).
1.8 Wohin mit der Katze im Urlaub?
- Mitnehmen: Im Allgemeinen die schlechteste Lösung, denn Katzen lieben Ortsveränderungen nicht. Handelt es sich allerdings um eine Art zweites Zuhause der Katze, in das sie regelmäßig “verschleppt” wird – kein Problem.
- Privat unterbringen. Siehe oben. Ein “zweites Zuhause” wird relativ gut akzeptiert.
- Katzenpension: Unbedingt vorher anschauen. Welche Impfungen werden verlangt, die bei reiner Wohnungshaltung bisher nicht nötig waren?
- Zu Hause versorgen lassen. Das kommt der Natur der Katze am ehesten entgegen. Sie bleibt in vertrauter Umgebung, bekommt zweimal täglich Futter, Wasser, Streicheleinheiten von Menschen, die sie kennt. In Frage kommen dafür Verwandte, Freunde, Nachbarn oder Catsitter. Catsitting funktioniert am besten auf Gegenseitigkeit. Dann hat man die Gewähr, dass der Betreuer sich mit Katzen auskennt, sie mag und tun wird, was er kann, um bei eigener Abwesenheit auch seine Katze gut betreut zu wissen. Catsitter findet man über Catsitting-Clubs in den Städten (Kleinanzeigen), über holiday-petcare (http://www.holiday-petcare.de) und über Catsitter-Listen von Futterherstellern.
- Einen Kurzurlaub (Wochenende z.B.) verkraften Katzen auch unbetreut, wenn sie zu zweit sind und ihnen genügend Futter (Trofu oder Futterautomat), Wasser und saubere Klos zur Verfügung stehen.
1.9 Verhindern Glöckchen die Vogeljagd?
Gelegentlich wird empfohlen, Katzen ein Glöckchen umzubinden, um die Jagd auf Vögel zu stören. Dies ist ist jedoch kritisch zu betrachten: Gesunden, kräftigen Vögeln kann eine Katze kaum gefährlich werden. Nur wenige Vogeljagd-Spezialisten erwischen erfahrene Altvögel, und ausgerechnet diese Spezialisten lernen schnell, sich auch mit Glöckchen lautlos anzupirschen. Zudem ist das permanente nervige Gebimmel beim normalen Herumstromern für das feine Gehör jeder glöckchentragenden Katze eine Quälerei. Für nichts, denn flugunfähigen und noch nicht flüggen Vögeln hilft die Warnung durch das Glöckchen nicht, sie können nicht fliehen. Darüber hinaus kann das Halsband der Katze gefährlich werden: Sie kann sich daran strangulieren, wenn es irgendwo hängenbleibt und sich nicht von allein öffnet oder abstreifen lässt.
2.1 Welche Futter gibt es?
Industriell hergestellte Fertigfutter sind als so genannte Nass- oder Trockenfutter erhältlich. Unabhängig davon lassen sich beide Arten in Standardfutter und Premiumfutter unterteilen. Ersteres findet sich in praktisch jedem Lebensmittelgeschäft oder Supermarkt von diversen Herstellern, während Premiumfutter fast ausschließlich über den Tierbedarfsfachhandel vertrieben wird. Daneben sind so genannte Ergänzungsfuttermittel im Handel erhältlich, die entweder aus Inhaltsstoffen bestehen, welche nicht den gesamten Nährstoffbedarf der Katze abdecken (z.B. Futter, die ausschließlich aus Fisch bestehen) oder bestimmte Substanzen erhalten, die Mangelerscheinungen ausgleichen sollen (z.B. Vitaminpräparate). Die Zusammensetzung des Futters wird auf den Verpackungen angeführt. Leider bedienen sich die Hersteller dabei oftmals einer eher schwer verständlichen Ausdrucksweise. Was die Angaben auf den Packungen bedeuten, und wie man anhand dieser Angaben die Qualität des Futters feststellt, wird bei Cats-Country ( http://www.cats-country.de/futteret.htm) erläutert.
Umfassende weiterführende Hinweise zur Katzenernährung:
2.2 Warum sind Premiumfutter so teuer?
Das sind sie eigentlich gar nicht. Premiumfutter werden aus hochwertigen Rohstoffen hergestellt, die aufgrund ihrer besseren Verwertbarkeit in wesentlich geringeren Mengen bereits den Nährstoffbedarf der Katze decken und zur Sättigung führen. Daher reichen wesentlich geringere Mengen zur Fütterung aus, was den Preis pro Mahlzeit deutlich nach unten korrigiert. Man kann sich den Kostenfaktor ähnlich dem zwischen Junkfood und einem exquisiten Menü aus feinsten Zutaten vorstellen.
Rechenbeispiel:
Eine 100 g-Tüte des Futters der Marke W. kostet 39 Cent. Laut Fütterungsempfehlung werden pro Tag 400 g benötigt, also 1,56 EUR. Das höherwertige Futter der Firma I. kostet dagegen 0,79 EUR pro 170 g-Dose. Dieses deckt aber den gesamten Tagesbedarf eines Tieres. Somit fällt der Preisvergleich von 1,56 EUR zu 0,79 EUR zugunsten des Premiumfutters aus.
2.3 Trocken- oder Nassfutter?
Hochwertiges Dosenfutter kostet zwar mehr als ebensolches Trockenfutter, hat aber – wenn es angenommen wird – deutliche Vorteile aufzuweisen. Auch wenn prinzipiell beide Futterarten Harnwegserkrankungen vorbeugen sollen, wird ausschließliche Trockenfutterfütterung nach wie vor als Risikofaktor für Harnsteine genannt. Feuchtfutter ist besser verdaulich und erhöht die Flüssigkeitsaufnahme. Dadurch ist die “Pinkelhäufigkeit” höher, was ein wichtiger Faktor zur Vorsorge vor Harnsteinen ist, weil dabei die Möglichkeit zur Kristallbildung eingeschränkt wird. Bei Trockenfutterfütterung ist darauf zu achten, dass der Katze genügend Trinkwasser bereit steht, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken (siehe 3.11) – am besten an verschiedenen Stellen und nicht nur in der Nähe des Futterplatzes. Der Nutzen von Trockenfutter bezüglich der Verhinderung von Zahnstein wird stark überschätzt, schon weil das Gebiss der Katze das Kauen im eigentlichen Sinne nicht ermöglicht.
2.4 Was sollte auf keinen Fall gefüttert werden?
Generell ist für den menschlichen Geschmack zubereitete Nahrung nicht als Katzenfutter geeignet (siehe auch 3.8). Tabu sind schokoladenhaltige Lebensmittel: Schokolade enthält Theobromin, einen Stoff, den die Katze nur so langsam abbauen kann, dass er sich bis zu einer giftigen Dosis anreichern kann. Des weiteren ist nicht jede Sorte Fleisch, vor allem roh, geeignet als Katzennahrung. Rohes Schweinefleisch kann z.B. für den Menschen harmlose Herpesviren enthalten, die bei Katzen die tödliche Aujeszky’sche Krankheit (Pseudowut) hervorrufen. Einige Schinken- und Salamisorten enthalten rohes Schwein und fallen daher ebenfalls unter dieses Verbot. Bei rohem Geflügel besteht die Gefahr von Salmonelleninfektionen, so dass Geflügelfleisch besser durchgegart gefüttert werden sollte. Außerdem kann rohes Fleisch die Erreger der Toxoplasmose enthalten (siehe 3.2.9).
Dass Alkohol auf keinen Fall als Tiernahrung taugt, sollte selbstverständlich sein. Zurückhaltung ist auch bei allen Naschereien und Süßspeisen angebracht. Wozu diese führen, kann mancher Dosi an sich selbst auf der Waage und beim Zahnarzt sehen.
2.5 Leckerchen für die Katze
Wer seine Katze verwöhnen will, wird von einem riesigen Angebot geradezu erschlagen. Bei den zahlreichen im Handel erhältlichen Produkten gilt das Gleiche wie beim Futter: auf die Inhaltsstoffe achten. Auch Leckereien sollten zuckerfrei sein, möglichst wenig Kohlehydrate enthalten und nicht aus allen möglichen Schlachtabfällen bestehen. Gut geeignet sind z.B. einzelne Brocken einer dafür reservierten Trockenfuttersorte, Hefetabletten, frische Krabben, kleine Stückchen milder Käse – alles, was Katz besonders gern mag und aus der Hand fressen kann. Das können sogar kleine Stücke rohen Gemüses sein (z.B. Gurke oder roter Paprika, siehe auch 3.8).
Dabei sollte aber unbedingt beachtet werden, dass auch Leckerchen Energie liefern. Wenn viel nebenbei gegeben wird, müssen die Hauptmahlzeiten entsprechend kleiner ausfallen.
2.6 Katzenfutter selbst gekocht
Nicht nur aus Diätgründen, auch als besonderes Leckerchen, oder weil man selbst bestimmen will, was die Katze serviert bekommt, kann jeder seine Katze auch mit selbst Gekochtem füttern. Soll das Tier dauerhaft so ernährt werden, dann sind bei der Zusammenstellung der Nahrung unbedingt die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse der Katze zu berücksichtigen, um einer Mangelernährung vorzubeugen.
2.7 Ist vegetarische Ernährung sinnvoll?
Katzen sind Raubtiere und Fleischfresser. Ihr Gebiss und ihr gesamter Verdauungsapperat sind nicht für die Verarbeitung von Pflanzenkost geeignet. Katzen benötigen Pflanzen nur als Ballaststoffe sowie als Hilfe beim Auswürgen von Haarballen (Katzengras). Im Gegensatz zum Menschen kann die Katze den lebenswichtigen Stoff Taurin nicht selbst herstellen, sondern ist auf tierische Nahrung angewiesen, um die notwendige Menge aufnehmen zu können. Es werden vereinzelt Nahrungsergänzungsmittel zur vegetarischen Ernährung von Katzen angeboten, die den Mangel an Taurin, Arachidonsäure sowie Vitamin A und B12 in vegetarischer Ernährung ausgleichen sollen. Hierbei besteht aber die große Gefahr einer Mangelversorgung oder Überdosierung. Letztlich muss jeder für sich entscheiden, ob seine eigene Moralvorstellung nicht zu einer Qual für das Tier wird.
2.8 Kann ich meiner Katze normale Lebensmittel geben?
Ausprobieren. Fast alles, was Mensch isst und Katz mag, darf sie haben – in geringen Mengen. Tabu sind stark/scharf gewürzte, salzreiche, essig- und zuckerhaltige oder schwer verdauliche Lebensmittel (z.B. Hülsenfrüchte, Kohl), außerdem Süßigkeiten, Schokolade, Alkoholisches, Koffeinhaltiges und rohe Zwiebeln (siehe auch 2.4). Kein Problem sind Milchprodukte (Quark, Joghurt), Reis, Nudeln, Kartoffeln, gedünstete Gemüse, gekochtes Fleisch und gedünsteter Fisch (salzfrei oder wenigstens salzarm gegart).
2.9 Welches ist das Idealgewicht?
Das Idealgewicht einer Katze lässt sich nicht in Kilogramm ausdrücken, da Körperbau, Größe und evtl. Rasse eine entscheidende Rolle spielen. Allgemein könnte man sagen: Schlanke Katzen sind gesünder und leben länger. Ob eine Katze schlank ist, kann man sehen. Genaueres ergibt ein Abtasten (Vorsicht bei kitzligen Katzen!): Wenn die Rippen fühlbar sind, ist das Tier nicht zu dick. Sind sie nicht mehr problemlos tastbar, ist Abspecken angesagt (siehe 3.10).
2.10 Sie muss abnehmen! Wie stell ich das an?
- FdH: Weniger füttern, Gebettel ignorieren, keine Leckerchen zwischendurch. Übergewicht langsam (!) abbauen; zu schnelle Abnahme kann zum Leberschaden führen. Funktioniert problemlos (bis auf die nervliche Belastung des ständig belagerten Dosis) bei Einzel-Wohnungskatzen und bei Wohnungskatzen in Mehr-Katzen-Haushalten, wenn sie an einen eigenen Futternapf gewöhnt sind. Fehlt diese Voraussetzung, müssen die Katzen vermutlich an getrennte Fütterung gewöhnt werden.
- Ist das erwünschte Gewicht erreicht, kann kalorienreduziertes Futter gegeben werden, damit die Katze sich satt fühlt. Zum Abnehmen selbst taugt es nicht.
- Bewegung verschaffen: spielen, spielen, spielen… Ganz Bewegungsfaule kann man wenigstens dazu animieren, ihr Futter zu “jagen”: Trofubrocken einzeln durch die Wohnung schnipsen.
- Bei Freigängern: Versuchen festzustellen, ob er/sie sich woanders mit durchfüttern lässt. Falls ja, die mitleidige Seele bitten, das Tier nicht weiter zu mästen.
2.11 Was soll sie trinken?
- Wasser: Das ideale Getränk für Katzen. Die Vorlieben der Tiger sind allerdings unterschiedlich. Manche mögen es frisch, manche abgestanden, manche nur aus dem tropfenden Hahn, aus dem Zimmerbrunnen, aus der noch feuchten Bade- oder Duschwanne. Da Trinken wichtig ist, sollte man der Katze entgegenkommen und ihre persönlichen Vorlieben beachten. Das Gießwasser, das sich in Blumenuntersetzern sammelt, ist allerdings nur dann geeignet, wenn kein Pflanzendünger und/oder Pflanzenschutzmittel (auch “biologische”!) verwendet wird, und auch dann nur bedingt. Besser ist, wenn Katz an dieses Wasser nicht herankommt. Auch die Toilette ist keine geeignete Trinkschale – weniger wegen der Hygiene als wegen der Gefahr, kopfüber in den Abfluss zu rutschen und zu ertrinken (Tiefspüler, Kleinkatzen). Wenn eine Katze sehr wenig trinkt, kann das auch daran liegen, dass ihre Wasserschale am “falschen” Platz steht. Viele Katzen ignorieren den direkt neben dem Futter stehenden Wassernapf oder baden bestenfalls ihre Pfoten darin. Wassernäpfe in einigen Metern Entfernung, auf der Fensterbank, im Nebenzimmer dagegen werden gerne angenommen.
- Milch: Kein Getränk, sondern ein energiereiches Lebensmittel, das von vielen Katzen nur schlecht vertragen wird. Nicht an Milch gewöhnte Katzen können den Milchzucker nicht verwerten und bekommen von Milch Durchfall.
- Mit Wasser verdünnte Milch oder Kondensmilch: Geeignet für Wasserverweigerer, die Milch vertragen.
- Katzenmilch: Kein Getränk, sondern Leckerli. Mögen viele Katzen nicht.
- Joghurt, Quark (evtl. mit Wasser verdünnt): Geeignet für Wasserverweigerer.
- Warmes Wasser unters Nassfutter gemischt: Geeignet für ganz Trinkfaule – sofern sie “Suppe” mögen.
3.1 Was kann ich tun, damit meine Katze gesund bleibt?
- Gesund ernähren, siehe 3.1 bis 3.8
- Mit Beschäftigung, Streicheleinheiten, Ansprache, Spielen belohnen. Leckerlis sparsam einsetzen, siehe 3.5
- Dafür sorgen, dass sie genügend trinkt, siehe 3.11
- Infektionskrankheiten vorbeugen, siehe 4.3
- Warme, vor Zugluft geschützte Schlafplätze anbieten.
- Parasiten vorbeugen bzw. bekämpfen (auch bei reinen Wohnungskatzen!), siehe 4.5
- Regelmäßige Gesundheitschecks beim TA durchführen lassen – wichtig vor allem für ältere Katzen (ab etwa sieben Jahre),
- Katzengras oder Malzpaste zur Verfügung stellen, damit die Katze beim Putzen aufgenommene Haare loswerden kann. Zumindest während des Fellwechsels regelmäßig kämmen oder bürsten, Langhaarkatzen täglich (!) ausgiebig kämmen.
- Nicht fett und faul werden lassen: ausreichend, aber eher knapp ernähren und spielen, spielen, spielen. Auch Katzen rosten, wenn sie rasten.
- Auf verdächtige Zeichen achten: Veränderungen von Klobenutzung, Kotbeschaffenheit, Fressverhalten, Trinkverhalten, Putzverhalten, Allgemeinbefinden; siehe auch 4.4
- Unfällen vorbeugen: Haushaltsgifte (Putz-, Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Körperpflegemittel, Pflanzenschutzmittel, -dünger), Medikamente, Zigaretten und giftige Pflanzen außer Katzenreichweite schaffen (in der Giftpflanzendatenbank der Uni Zürich kann man nachschauen, ob eine Pflanze giftig ist oder nicht: http://www.vetpharm.unizh.ch/perldocs/toxsyqry.htm). Türen, die von allein zuschlagen könnten, sichern. Katzen nicht unbeaufsichtigt in Räumen lassen, in denen Fenster aufgekippt sind. Balkon mit Katzennetz sichern. Kratzbaum so stabil aufstellen, dass er nicht mitsamt der Katze umfallen und sie erschlagen kann. Heiße Herdplatten abdecken (Topf mit Wasser draufstellen). Plastiktüten wegräumen. Waschmaschine/Trockner vor dem Anschalten auf Katzenfreiheit überprüfen. Wenn Katz gern auf den Heizkörpern liegt, kann er/sie beim Abspringen mit den Krallen im Abdeckgitter hängenbleiben: gegebenenfalls abnehmen oder abdecken. Kein gefährliches Spielzeug (Gummibänder, Geschenkbänder, kleine spitze oder scharfkantige Gegenstände, die verschluckt werden könnten) herumliegen lassen, gekauftes Katzenspielzeug auf riskante Bestandteile überprüfen (z.B. Augen von Spielmäusen; allgemein gelten die gleichen Kriterien wie bei Spielzeug für Kleinkinder, siehe auch 2.4.4).
3.2 Welche typischen bzw. häufigen Katzenkrankheiten gibt es?
In den folgenden Unterpunkten versuchen wir, einige der verbreiteten Katzenkrankheiten vorzustellen. Beim geringsten Verdacht auf das Vorliegen eines der beschriebenen Symptome empfehlen wir, unbedingt einen TA aufzusuchen.
3.2.1 Katzenseuche (Feline Parvovirose, Panleukopenie)
Die Katzenseuche wird durch das feline Parvovirus ausgelöst und ist eine hochansteckende Infektionserkrankung. Das Virus ist in der Umwelt äußerst widerstandsfähig und findet sich in allen Körpersekreten der Katze. Die Aufnahme des Virus erfolgt über die Mund- und Nasenschleimhäute, wo es sich auch vermehrt.
Die Katzenseuche beginnt bereits drei bis sechs Tage nach einer Infektion mit massiven Störungen des Allgemeinbefindens in Form von sehr hohem Fieber, Erbrechen und Appetitlosigkeit. Danach tritt im Falle einer so genannten perakuten Verlaufsform innerhalb von zwölf bis 36 Stunden der Tod ein. In ihrer so genannten akuten Form stellen sich dann äußerst heftige und blutige Durchfälle ein, bei starker plötzlicher Verringerung der weißen Blutkörperchen (Panleukopenie). Durch den hohen Flüssigkeitsverlust sterben die meisten Tiere an akutem Kreislaufversagen. Trotz intensiver tierärztlicher Betreuung überleben nur wenige Tiere. Die Diagnose der Katzenseuche gelingt über den Nachweis der Parvoviren im Kot.
Zum Glück hat die Katzenseuche heute ihren Schrecken verloren, da es einen wirksamen Impfschutz gibt (siehe 3.3).
3.2.2 Katzenschnupfen
Der Katzenschnupfen ist eine sehr ernsthafte Erkrankung für eine Katze, nicht zu vergleichen mit unserem Schnupfen. Viele unterschiedliche Erreger des Katzenschnupfens sind heute bekannt, wie verschiedene Viren, Mikroben und Bakterien. Die Ansteckungsgefahr ist groß, die Übertragung erfolgt im direkten Kontakt der Tiere.
Bereits wenige Tage nach einer Infektion zeigt sich der Katzenschnupfen in häufigem Niesen, und bald gesellen sich schleimiger Nasenausfluss, kräftiges Speicheln und Tränenfluss dazu. Die Katze hat Fieber um 40°C. Sie atmet zunehmend durch den Mund und verweigert jede Futter- und Flüssigkeitsaufnahme. Wenn die Katze jetzt nicht in tierärztliche Behandlung kommt, können Augenschädigungen bis hin zur Erblindung verbleiben, in seltenen Fällen kann es zum Tod der Katze kommen.
Die Behandlung des Katzenschnupfens richtet sich nach den Symptomen, in jedem Fall muss aber ein Antibiotikum über eine ausreichende Zeit verabreicht werden. Der Besitzer kann die Behandlung unterstützen, indem er die Verklebungen und Verkrustungen der Nasenöffnungen durch feuchte Tücher auflöst und entfernt, damit die Nasenatmung wieder möglich wird. Man muss unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, notfalls muss der TA mittels Infusion helfend eingreifen.
Es wird häufig eine chronische Verlaufsform des Katzenschnupfens beobachtet, d.h. es zeigen sich immer wieder in unterschiedlicher Heftigkeit die beschriebenen Krankheitsbilder.
Gegen Katzenschnupfen gibt es Schutzimpfungen (siehe 3.3).
3.2.3 Feline Leukämie (“Leukose”)
Das feline Leukämievirus (FeLV) kann eine Vielzahl unterschiedlichster Erkrankungen bei der Katze hervorrufen, wobei Tumore der weißen Blutkörperchen (Leukämie, oder veraltet Leukose) eher selten sind. Häufiger werden Blutarmut, Lymphknotentumore, vom Knochenmark ausgehende Tumore sowie Störungen des Immunsystems und Magen-Darm-Traktes beobachtet.
Die Übertragung erfolgt über den Speichel und den Kot. Da das Virus in der Umwelt nur wenige Minuten überlebensfähig ist, ist zur Übertragung ein enger Kontakt mit anderen Katzen nötig. Die Ansteckungsgefahr nimmt mit der Größe einer Katzenpopulation zu. Die überwiegende Zahl der infizierten Katzen kann das Virus erfolgreich eliminieren, bei einem Teil der Katzen verbleibt es aber im Körper.
Eine Diagnose einer FeLV-Infektion erfolgt durch einen direkten Nachweis des FeLV in einer Blutprobe. Bei positivem Ausgang muss diese Blutuntersuchung nach ein paar Wochen wiederholt werden, erst bei erneutem positiven Ergebnis ist die Diagnose gesichert.
Bei dauerhafter FeLV-Infektion ist keine Heilung im Sinne einer Entfernung der FeLV möglich. Solche Katzen sterben innerhalb von drei bis fünf Jahren an den angeführten FeLV-assoziierten Erkrankungen. In erreger- und stressarmer Umgebung (ausschließliche Wohnungshaltung) haben sie jedoch eine längere Überlebensdauer zu erwarten.
Es gibt eine FeLV-Schutzimpfung mit ausreichendem Impfschutz für Freigänger und Katzen in mittelgroßen Katzenpopulationen (siehe 4.3).
3.2.4 Tollwut
Die Tollwut ist eine Viruserkrankung, die nach dem Tierseuchengesetz (TierSG) meldepflichtig ist. Liegt kein gültiger Impfnachweis vor, kann eine Katze im Verdachtsfall eingeschläfert oder in Quarantäne genommen werden, sofern sie sich in einem Tollwutsperrbezirk aufhielt.
Das Tollwutvirus wird hauptsächlich durch Bisse von infizierten Nagern übertragen, es kann aber auch über die Mundschleimhaut beim Verzehr infizierter Tiere aufgenommen werden.
Achtung! Die Katze kann die Tollwut durch Bisse auf den Menschen übertragen! Das Tollwutvirus verliert im austrocknenden Speichel seine Infektiosität in wenigen Stunden, in ungekühlten Kadavern in etwa einem Tag und in gekühltem Gewebe in mehreren Tagen.
Nach einer Infektion vermehrt sich das Virus zunächst im Muskelgewebe, bevor es über die Nervenbahnen ins Hirn gelangt, wo es sich stark ausbreitet. Das Virus verbreitet sich darüber hinaus in die Augennetzhaut und die Speicheldrüsen.
Nach zehn bis 15 Tagen kommt es zum Ausbruch der Tollwut, die in drei Stadien durchlaufen wird. In den ersten ein bis zwei Tagen kommt es zu auffälligen Verhaltensveränderungen (scheue Tiere werden zutraulich oder umgekehrt), vergrößerten Pupillen und erhöhter Temperatur. Daran anschließend zeigen sich über zwei bis vier Tage hinweg Muskelzuckungen, Koordinationsstörungen der Hinterläufe, Schluckbeschwerden und erhöhte Speichelproduktion sowie ein deutlich aggressives Verhalten. Das letzte Stadium führt innerhalb von ein bis vier Tagen zum Tod durch fortschreitende Lähmung, begleitet von großer Angst.
Man kann die Katze durch eine Tollwutschutzimpfung sehr gut schützen (siehe 3.3).
3.2.5 FIP (Feline infektiöse Peritonitis)
Die feline infektiöse Peritonitis ist eine Infektionserkrankung, die nicht sicher nachgewiesen werden kann, vor der es keinen zuverlässigen Schutz gibt und für die keine Behandlungsmöglichkeiten bekannt sind. Sie führt immer zum Tod der Katze. Am häufigsten erkranken junge Katzen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren und ältere Tiere ab 14 Jahren.
Man kennt zwei verschiedene Verlaufsformen, die trockene FIP und die feuchte FIP. Bei letzterer kommt es wegen des entzündeten Bauchfells, Herzbeutels und Brustfells zu massiven Ergüssen in die entsprechenden Körperhöhlen. Dies führt zum typischen “Wasserbauch”. Bei der trockenen Form bleiben Flüssigkeitsabsonderungen der entzündeten Organe aus. Allerdings werden auch Mischformen beider Verlaufsformen der FIP beobachtet.
Die Krankheitserscheinungen beim Ausbruch einer feuchten FIP sind vielfältig: Meist verweigert die Katze die Nahrung, magert ab und sieht ganz offensichtlich krank aus. Dann kommt es zu einer starken Zunahme des Bauchumfanges, und Fieber setzt ein. Die trockene FIP wird von weniger klaren Symptomen begleitet: Auch hier treten Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust ein. Darüber hinaus beobachtet man häufig Blutarmut, Gelbsucht und manchmal Probleme mit den Augen und dem Nervensystem.
Die Ursachen für FIP sind noch nicht abschließend geklärt. Heute geht man davon aus, dass es zunächst zu einer Infektion mit völlig harmlosen und überall in der Umwelt anzutreffenden felinen enteralen Coronaviren (FECV) kommt. Die überwiegende Mehrheit aller Katzen regiert mit einer funktionierenden Immunantwort. Leider mutieren diese FECV recht häufig, weshalb manchmal mutierte FECV entstehen können, die die gefährliche FIP auslösen können. Diese Viren nennt man dann FIP-Viren. Eine Katze inifziert sich also nicht mit FIPV, sondern mit FECV. FIPV entstehen erst durch Mutation in der Katze.
Seit 1991 ist eine Schutzimpfung gegen FIP namens Primucell® der Firma Pfizer auf den Markt, der direkt in die Nase der Katze geträufelt wird. Der Impfschutz wirkt über Antikörper in den Schleimhäuten der Nase, des Mundes und des Rachens, die die über den Mund und die Nase aufgenommenen FECV noch vor Eintritt in den Körper bekämpfen sollen. Die Wirksamkeit dieser Impfung wird in der Fachwelt allerdings äußerst kontrovers diskutiert. Weitgehend einig ist man sich darüber, dass eine Impfung nur für Katzen zu empfehlen ist, die noch nie Kontakt mit Coronaviren hatten. Aber selbst dann liegt die Schutzwirkung bei deutlich unter 100 Prozent. FIP ist vor allem in größeren Katzenbeständen ein Problem, also in Tierheimen und Katzenzuchten, da dort sehr viel mehr Katzen mit Coronaviren Kontakt hatten, als dies bei Katzen in Einzelhaltung ohne Freigang der Fall ist.
EIN ARTIKEL AUS KATZENMAGAZIN
Die Entwicklung der Medizin bewegt sich in unserer Zeit auf einem sehr hohen Niveau. Gerade deshalb reagieren wir häufig mit Ungeduld und Unverständnis, wenn wir erkennen müssen, dass es noch immer Krankheiten gibt, die unwiderruflich zum Tode führen, ohne dass es zum jetzigen Zeitpunkt Heilungschancen gibt; Krankheiten, bei denen sich die Wissenschaft den Durchbruch noch erarbeiten muss. Die Diagnose FIP bei unseren Katzen gehört zu diesem Bereich.
Deswegen ist es auch gar nicht verwunderlich, dass mit dieser Krankheit Angst und Schrecken einhergehen und das Thema durch unheimliche Emotionen auf der einen Seite und Unwissenheit und Tabuisierung auf der anderen Seite besetzt ist. Jeder schaut auf dieses “Phänomen” wie ein Kaninchen auf die Schlange – erstarrt, gelähmt. In einen sachlichen Dialog zu treten, Wissen und Erfahrungen auszutauschen, wird dadurch fast zur Unmöglichkeit. Kommt das Gespräch auf FIP, wird’s einsilbig, und man könnte sich fast zu der Feststellung hinreißen lassen, es mache sich Beton in den Köpfen breit. In lethargische Sprachlosigkeit zu verfallen, ist immer schlecht – ein offener Umgang mit dieser Krankheit ist schon längst überfällig.
Zum einen auch deshalb, weil jeder Züchter, ja, überhaupt jeder Besitzer einer Katze von dieser Krankheit heimgesucht werden kann – und auch wildlebende Katzen werden von dieser “Seuche” nicht verschont. Züchtern wäre es vielleicht noch am ehesten möglich, aufgrund ihrer Erfahrungen einige gezielte Vorsichtsmaßnahmen zu treffen – absolute Sicherheit gibt es jedoch auch dann nicht.
Aber wenn FIP jeden treffen kann wie einen Blitz, wenn es keine absolute Sicherheit gibt – warum wird dann vielfach so unreif und unerwachsen mit diesem Thema umgegangen? Eigentlich sind es zwei Verhaltensweisen, die immer wieder unangenehm auffallen: Eine wird benutzt, wenn ein Züchter systematisch ins Abseits gedrängt werden soll, aus der Szene gemobbt. Da gibt es dann Zuschreibungen wie unsauber, Kater im Keller und Flöhe überall – und als “Sahnehäubchen” dann die Feststellung: “Und einige Katzen sollen auch schon an FIP gestorben sein”.
Die andere ist das Verhalten vieler Züchter selbst – die durch FIP in ihrem Zwinger an den Rand einer Identitätskrise getrieben werden. Da wird verschwiegen und vertuscht, werden die Opfer, die Käufer, zu den Übeltätern erklärt…. Leider haben die wenigsten Menschen genügend Kompetenz und Distanz, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Wozu auch: FIP – das ist wie Pest und Cholera, da muss die (häufig fragwürdige) innere Haltung zur Wahrhaftigkeit gar nicht erst bemüht werden. Die Opfer sind gezeichnet, Aufklärung und Klarheit Fremdworte.
Dabei kann auch von jeder Zucht, in der einmal FIP aufgetreten ist, nach entsprechenden Massnahmen wie Quarantäne oder anderen Gesundheits-Programmen, unbedenklich wieder eine Katze erworben werden (US-Erfahrungen sprechen von 2000 bis 3000 Dollar Kosten bei einer Durchschnitts-Cattery). Das setzt aber sowohl bei Züchtern wie Käufern bestimmte Kenntnisse und Verhaltensweisen voraus. Dann freilich ist man auch in der Lage, über Panikmacherei bestimmter Menschen nur noch zu lächeln.
Allerdings sind da auch die Katzenzuchtvereine gefordert: Quarantäne und Kontrollen müssen auf eine ganz andere Basis gestellt werden, die Berührungsangst (im wahrsten Wortsinn) abgebaut. Einen Zwinger rein formal unter Quarantäne zu stellen (vor allem, wenn die meisten Tiere gerade rechtzeitig “ausgeflogen” sind) und nach drei Monaten den Amtstierarzt zur Kontrolle vorbeizuschicken, ist nachgerade eine Farce, wird weder der Erkrankung noch ihren Ursachen gerecht. Da spielen Zuchtgrößen mit (wer hat schon das Geld, 37 Stammkatzen mindestens zweimal durch einen Bluttest zu schicken?), der Umgang mit den Kitten, die Lebensqualität, eine mögliche Überforderung der Züchter, Konflikte in der Katzenpopulation, Freilauf oder nicht. Und auch sorgfältige Verfolgung von Infektionsverläufen – auch in den ersten Monaten beim Käufer. Hier können, ja müssen Verhaltensveränderungen und Bereitschaft zur Offenheit einsetzen, um Risiken abzubauen.
Ein Schock? Oder Leichtsinn?
Wer sich dem Thema ohne Vorurteile nähert, wird von einem Plädoyer gegen die Berührungsängste nicht besonders überrascht sein. Denn obwohl FIP weiter die derzeit noch unheimlichste Krankheit unserer Katzen ist, obwohl mehr Fragen als Antworten vorhanden sind, besteht kein Grund für Hysterie. Im Gegenteil: Wer die Denkanstösse, die bereits jetzt aus der Praxis angeboten werden, sorgfältig deutet, kann aufatmen. Die tödliche Gefahr ist zwar nicht gebannt, das Risiko besteht weiterhin – doch die Konsequenzen zeigen sich in einem ganz anderen Licht.
Die Wende hin zur besonderen Betrachtung von FIP deutete sich Anfang der 90er Jahre an. Bis dahin war die Wissenschaft fast exklusiv davon ausgegangen, dass es ein eigenständiges FIP-Virus (beziehungsweise eine entsprechende Familie) gibt, übertragen auf rätselhaften Wegen, nicht vorhersehbar in der Erkrankung, heimtückischerweise erst medizinisch fassbar, wenn absolut keine Rettung mehr möglich ist. Einzige fragwürdige Vorwarnung versprach der FIP-Test – bis sich allmählich die Erkenntnis durchsetzte, dass auch dieser Test (und auch fast alle anderen) nicht einmal die Antikörper gegen das echte FIP-Virus nachwies. Bis dahin freilich waren schon Zehntausende von gesunden Katzen Opfer von panikartigen “Säuberungsaktionen” geworden – und werden es streckenweise heute noch.
Inzwischen gehen viele Wissenschaftler von einer anderen, wesentlich plausibleren Arbeitshypothese aus – und die besagt, dass im Prinzip das FIP-Virus erst im Körper der Katze entsteht, als Mutation aus eigentlich harmlosen Katzen-Coronaviren (FeCV), als bösartige Variante. Diese eher harmlosen Coronaviren sind praktisch überall – in Mehrkatzenhaushalten bei 80 bis 100 Prozent der Tiere nachgewiesen, selbst bei jeder zweiten Einzelkatze wurden Antikörper gefunden. Das Krankheitsbild: Durchfälle, die sich nach einiger Zeit selbst beheben. Die Infektionsgefahr gilt als sehr hoch – 95 Prozent. Das Virus, obwohl ausserhalb des Katzen-Körpers nicht lange überlebensfähig, kann leicht verschleppt werden. Und: Jede Katze, die sich mal damit angesteckt hat, zeigt den berüchtigten “FIP”-Titer im Blut – weil sich im Körper des Tiers eben Antikörper entwickelt haben, um diese FeCV-Infektion zu bekämpfen. Und nur diese Antikörper können im “FIP”-Test (hier weiterhin nur noch der Korrektheit halber als Coronavirus-Antikörper-Test oder kurz FeCV-Test bezeichnet) gemessen werden.
Meine Katze hat Durchfall – bekommt sie jetzt FIP?
Vom gelegentlichen Durchfall oder erhöhten Titer-Werten gleich auf FIP-Gefahr zu schliessen, wäre genauso kurzschlüssig wie die früher gerne angewandte Methode, auch klinisch gesunde Katzen mit einem FeCV-Titer über 1:400 gnadenlos einzuschläfern. Denn: In 99,9 Prozent aller Infektionen ist die Katze spätestens nach einem halben Jahr wieder kerngesund – und keiner weiss, was aus dem harmlosen Corona-Virus plötzlich einen Killervirus macht. Es ist wie bei Krebs: Jeder weiss, dass beispielsweise Rauchen Krebs verursachen kann – niemand aber kann prophezeien, wann und bei welchem Menschen die Zellen wirklich zu wuchern beginnen.
Genauso ist es bei FIP: Das FeCV enthält plötzlich ein neues Enzym, mit dessen Hilfe die schadstoff-vertilgenden Makrophagen im Blut plötzlich “umgedreht” werden: Statt die FeCV zu “verdauen”, produzieren die Makrophagen selbst die Killer-Viren, die FIP nimmt ihren Verlauf – und je mehr sich der Körper durch Bildung neuer Antikörper zu wehren versucht, desto schneller entwickelt sich die Krankheit, weil die Antikörper ja das beliebteste “Fressen” der FIP-Viren sind.
Was diese Anfangs-Mutation freilich auslöst – das ist bislang eines der grossen Geheimnisse – weil diese Forschungsrichtung noch relativ jung ist. Denkbar wäre sogar, dass bei jeder FeCV-Erkrankung im minimalen Umfang bereits mutierte FIP-Viren auftreten, die aber von einem gesunden Immunsystem locker weggesteckt werden. Unklar ist auch, ob es Coronavirus-Stämme gibt, die mutationsfreudiger sind als andere.
Die Risiko-Faktoren
Empirisch festgestellt wurde jedenfalls, dass FIP überdurchschnittlich nach einem Besitzerwechsel auftritt, dass immunologisch vorgeschädigte Katzen anfälliger sind, dass überdurchschnittlich Kittens aus ersten Würfen betroffen sind, dass das Infektions-Maximum im ersten Lebensjahr liegt – und dass das FIP-Risiko in Zuchten von mehr als 20 Tieren fast explosionsartig ansteigt.
Auf gut Deutsch: Stress und nicht ausgebildetes Immunsystem sind die Risiko-Faktoren Nummer eins (während nach US-Untersuchungen übrigens Katzenshows und Deck-Besuche im Durchschnitt keine erhöhten Risiken bieten). Das bereitet den Killer-Viren die freie Bahn – selbst bei Katzen aus Zuchten, die sich mit dem Prädikat FIP-frei schmücken: Ein schlummernder harmloser FeCV wird beispielsweise im neuen Haushalt aktiv – und während sich der Körper des Kätzchens noch der neuen Immunlage in der neuen Umgebung anpasst, nehmen die Killer-Mutationen in seinem Körper überhand… Theoretisch wäre diese FIP-Erkrankung dann sogar problemlos zurückzuverfolgen: Die Verwandtschaft zwischen harmlosen Coronaviren und FIP-Viren in Katzenbeständen einer Region ist mit 99 Prozent grösser als die Ähnlichkeit von FIP-Viren verschiedener Regionen (95 Prozent). Solche Untersuchungen sind jedoch extrem teuer, für Katzenhalter und -züchter nicht zu finanzieren.
Was die Mutations-These noch untermauert: Einmal ausgebrochen, gilt FIP nur noch als minimal ansteckend (unter 5 Prozent) – ein Anzeichen dafür, dass sich die mutierten FIP-Viren mutmasslich auf einen “Wirtshaushalt” spezialisieren. Selbst engste Verwandtschaft muss nicht dazu führen, dass gleiche Infektionsgefahren vorliegen: Es gibt Berichte, nach denen Wurfgeschwister noch fast bis zum letzten Tag miteinander balgten – während der eine mit allen akuten Symptomen eingeschläfert wurde, blieb der andere quietschfidel, hat einen leicht erhöhten Titer – und war nach einem halben Jahr sogar wieder ganz “sauber”.
“Natürliche Selektion”?
“Blitzschlag” nennt sich dieses Syndrom: Die Seuche “sucht” sich ihre Opfer aus. Die am weitesten reichende, sehr darwinistisch brutal klingende Konsequenz, wenn dieser Gedanke weiterverfolgt wird (und einige Züchter und Veterinäre denken auch schon in diese Richtung): FIP ist eine Art Selbstreinigungs-Mechanismus, der nach Ausfall anderer Selektionsmechanismen dafür sorgt, dass immunreduzierter Nachwuchs keine Chance mehr hat. Bereits jetzt wird untersucht, ob nicht einige Katzenrassen (vor allem beispielsweise wegen zu starker Inzucht) ein grösseres FIP-Risiko haben als andere (Geparden beispielsweise mit extremer Inzucht sterben zu 50 Prozent an FIP, wie Ute Knäpper 1997 in der “edelkatze” referierte). Und ein einschlägig engagierter Forscher zuckte bereits eher hilflos mit den Achseln: “Wenn FIP erst einmal ausgebrochen ist, kann man sich die Isolierung der Tiere voneinander eigentlich auch schenken: Die infektionsanfälligen Katzen sind dann eh bereits tödlich infiziert – und bei den anderen wird die Krankheit sowieso nicht ausbrechen”.
Zu weitreichend: Eine solche Haltung nämlich könnte zu Schlamperei im Umgang mit der Seuche führen. Denn immer noch gilt: Strengste Hygiene und Trennung der erkrankten Tiere minimieren zumindest das Risiko der Weiterverbreitung – und sei es der Weiterverbreitung der harmlosen FeCV-Viren, aus denen sich FIP entwickeln könnte.
Der FIP-Gefahr hilflos ausgesetzt?
Wenn doch jede Katze FIP entwickeln kann – was nutzen dann die ausgefeiltesten Gesundheits-Vorsorge-Programme – werden viele sich jetzt fragen. Sind wir hilflos, bis wir mehr über die Coronaviren selbst wissen?
Fangen wir an beim FeCV- oder “FIP”-Test – bei aufgeklärten Katzenbesitzern längst als unbrauchbar verschrien. Im strengsten Sinn gilt das auch weiter – aber eben nur dort: Unter dem Aspekt der Mutations-Theorie aber gewinnt der Test wieder an Gewicht: Sollten erhöhte Titer-Werte auftreten, könnte sich ein Screening des gesamten (auch des gesunden) Katzen-Bestands in mehrwöchigem Abstand lohnen, um Ausscheider (vermutet: ab einem Titer von 1:800) von den anderen Katzen zu trennen und einen Ping-Pong-Effekt der Re-Infektion zu verhindern. Empfohlen wird (bei grösseren Beständen) die Bildung von isolierten Gruppen bis zu höchstens vier Tieren. Hartnäckige Titer von 1:200 wiederum könnten zusätzliche Anstösse zur Immunvorsorge für die betreffende Katze geben – das heisst nicht, dass sie in FIP-Gefahr ist, sondern sollte in Zusammenhang mit der generellen Fürsorge für die Katze gesehen werden. Alles unter dem Aspekt: Je weniger Coronaviren, desto weniger können auch mutieren…
98 Prozent Sicherheit mit PCR?
Ganz neu im Gespräch ist der mit angeblich 98prozentiger Sicherheit arbeitende PCR-Test (polymerase chain reaction – polymerase Ketten-Reaktion, die auch kleinste Eiweiss-Sequenzen eines Virus aufspüren kann). Zwei Nachteile: Die 98 Prozent beziehen sich auf Katzen, bei denen die FIP-Erkrankung schon manifest ist – und wie beim klassischen FeCV-Test ist auch PCR bislang nicht in der Lage, einen spezifischen Nachweis für den Killer-Typ zu führen. Bei klinisch gesund wirkenden Katzen ist mithin die Zuverlässigkeit dieses Tests nicht wesentlich höher (ausser dass er statt auf Antikörper auf den Coronavirus selbst reagiert) – und genausowenig wie die alte Methode taugt er zur Prognose einer möglichen FIP-Gefahr.
FIP-Impfungen – nur Scharlatanerie?
Gegeben den Fakt, dass sich FIP aus JEDER Coronavirus-Infektion mutieren kann und erst manifest wird, wenn es zu spät ist – was nutzen dann die FIP-Impftropfen von Smith Kline Beecham (jetzt Pfizer)? Besonders, nachdem das Fundament, auf dem SKB den Spray entwickelt hatte, eher als fragwürdig anzusehen ist? Mutiert nämlich erst das FeCV-Virus im Körper der Katze zum Killer-Virus – was nützt dann die Immunisierung im Nasen-Rachenbereich? Was taugt ein Impfstoff wirklich, der spezifisch auf eine Variante (II) des Virus ausgerichtet ist, die zudem in der Natur am seltensten vorkommt? (Die häufigere Variante (I) liess sich im Labor erst gar nicht nachzüchten, was nebenbei auch noch als Indiz für die Mutations-Theorie gelten könnte).
3.2.6 FIV (“Katzen-Aids”)
FIV steht für “felines Immunschwäche Virus”, und die durch dieses Virus verursachte Erkrankung wird in Analogie zu HIV auch “Katzen-Aids” genannt. Es besteht keine Gefährdung des Menschen durch FIV-infizierte Katzen.
Das Virus ist in der Umwelt nur wenige Minuten überlebensfähig, es wird hauptsächlich durch Bisse übertragen. Deshalb unterliegen Freigänger in Gegenden hoher Katzendichte einem erhöhten Risiko, sich in Revierstreitigkeiten mit dem FIV-Virus zu infizieren. Des weiteren kann es zu einer Infektion beim Deckakt kommen, und infizierte Muttertiere können das Virus auf ihre Welpen übertragen. Bei normalen sozialen Kontakten existiert hingegen nur ein sehr geringes Infektionsrisiko.
Eine infizierte Katze bleibt über viele Jahre hinweg gesund, bevor allmählich eine Beeinträchtigung des Immunsystems erkennbar wird: Es häufen sich gesundheitliche Probleme mit unbekannter Ursache, wie häufiges Fieber, Lymphknotenschwellungen, Appetitlosigkeit und Gewichstverlust; aber auch Verhaltenstörungen sind möglich.
Diese Phase der Erkrankung kann von wenigen Monaten bis ein paar Jahre anhalten, bevor ein mit dem menschlichen AIDS vergleichbares Krankheitsstadium ausbricht: Die Katze verliert stark an Gewicht, und die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen sinkt drastisch. Außerdem kommt es vermehrt zu entzündlichen Erkrankungen der Haut, der Mund- und Nasenhöhle sowie zu chronischem Durchfall.
In diesem angeschlagenen Zustand treten vermehrt Infektionen auf. Das Immunsystem der Katze ist so geschädigt, dass es trotz bester tierärztlicher Hilfe unweigerlich zum Tod kommen wird.
Die Diagnose erfolgt über einen Bluttest. Es gibt keine Heilung einer FIV-Infektion, man kann nur die begleitenden Erkrankungen behandeln, und derzeit ist in Deutschland noch keine Schutzimpfung zugelassen (siehe auch 3.3). Die wirksamste Vorbeugung besteht in der Vermeidung der Übertragung von Katze zu Katze.
Ähnlich wie beim Menschen gibt es für Katzen eine antivirale Chemotherapie mit Retrovir(R), die die Lebensqualität der Katze erhöhen und die Lebenserwartung verlängern kann. Diese Therapie bedarf aber einer regelmäßigen Überwachung der Blutwerte, weshalb es abzuwägen gilt, ob man stressanfälligen Tieren die regelmäßigen TA-Besuche zumuten will.
3.2.7 Niereninsuffizienz
Bei Niereninsuffizienz arbeitet ein großer Teil des Nierengewebes nicht mehr richtig. Feststellen kann man sie meist erst, wenn schon mindestens 60-70 Prozent des Filtergewebes der Nieren geschädigt sind. Die Diagnose chronische Niereninsuffizienz (CNI) bedeutet nicht, dass die Katze sofort eingeschläfert werden muss. Da aber bereits ein Großteil der Nieren irreparabel zerstört ist, muss von nun an u.a. die Ernährung umgestellt werden.
Die Nieren sind Filter, die das Blut von Stoffwechselabfällen reinigen, so dass diese über den Urin ausgeschieden werden. Wenn die Filter nicht mehr richtig arbeiten, vergiftet der Körper langsam. Die Auswirkungen sind z.B. Erbrechen, Durchfall, stumpfes Fell, Nickhautvorfall, Unsauberkeit. Bei vielen (nicht allen!) CNI-Katzen wird ein zu hoher Blutdruck festgestellt. Daher werden seit kurzem auch ACE-Hemmer (blutdrucksenkende Mittel) eingesetzt. Bei mangelndem Appetit kann man Vitamin B-Tabletten verabreichen oder Eisen-Vitamin B-Komplex-Injektionen geben lassen. Sollte der Phosphorspiegel im Blut zu hoch sein und/oder die Katze beim besten Willen kein Diätfutter fressen wollen, gibt es Präparate (u.a. Ipakitine), die den Phosphorspiegel senken können. Es empfiehlt sich daher, den behandelnden TA darauf anzusprechen. Auch Infusionen wirken sich positiv aus, denn oftmals sind CNI-kranke Katzen bereits sehr ausgetrocknet. Was genau gemacht wird, hängt auch von den Blutwerten ab.
Am wichtigsten ist es, die Nieren nicht unnötig zu belasten: Der TA wird wahrscheinlich bereits erwähnt haben, dass von jetzt an (ausschließlich, auch keine Leckerchen mehr!) eine Nierendiät gefüttert werden muss. Warum? Eine schwere Belastung für die Katzennieren sind die Stoffwechselprodukte aus pflanzlichen und damit für Katzen minderwertigen Eiweißen. Diese finden sich häufig in Billigfuttern (vgl. 2.1 und 2.2) und müssen von nun an gemieden werden, ebenso wie ein Zuviel an Phosphor, Calcium und Magnesium. Diese (oft unter Rohasche zusammengefassten) Mineralien können die Nieren zusätzlich belasten.
Nierendiäten sind in der Zusammensetzung auf die Bedürfnisse einer Katze mit CNI abgestimmt. Sie sind deshalb die wichtigste Hilfestellung, die man einer CNI-kranken Katze geben kann. Niemals sollte statt der Diät vom TA eine so genannte “Nieren-Schonkost” aus dem Handel gefüttert werden; diese Schonkosten mögen zur Vorbeugung geeignet sein, zur Behandlung aber nicht. Sollte die Katze die Diät nicht akzeptieren, hilft es oft schon, das Futter leicht anzuwärmen.
Katzen mit Niereninsuffizienz können ebenso alt werden wie gesunde Tiere, wenn sie entsprechend behandelt werden: mit richtiger Fütterung, den nötigen Medikamenten und regelmäßigen Checks beim TA.
3.2.8 Diabetes mellitus
Wie der Mensch können auch Katzen an Diabetes mellitus, der “Zuckerkrankheit” erkranken.
Was ist Diabetes?
Das Verdauungssystem spaltet Nahrung auf und wandelt einen Teil davon in Glukose um, die ins Blut aufgenommen wird. Die Zellen des Körpers absorbieren diese Glukose und gewinnen daraus Energie. Insulin ist das Hormon, das den Zellen signalisiert, die Glukose aufzunehmen – fehlt das Insulin, bleibt die Glukose im Blut. In einem gesunden System regt die Aufnahme von Nahrung die Bauchspeicheldrüse dazu an, Insulin auszuschütten. Je mehr Nahrung aufgenommen wird, desto mehr Insulin wird ausgeschüttet. Stark vereinfacht handelt es sich bei Diabetes um eine Erkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin produziert.
Ein Teil des Schadens, den Diabetes im Körper anrichtet, basiert darauf, dass die Glukose im Blut bleibt, aber größtenteils entsteht er dadurch, dass die Zellen wegen des Glukosemangels nicht mehr richtig funktionieren. Der Körper beginnt zu verhungern, weil die Zellen sich nicht erneuern können, wenn ihre Lebenszeit abgelaufen ist.
Die Anzeichen
Diabetes wird manchmal als Resultat eines routinemäßigen Bluttests diagnostiziert, und Katzen, die sehr viel Glück haben, werden behandelt, bevor sich Symptome zeigen. In den meisten Fällen wird die Diagnose jedoch gestellt, weil der Katzenhalter eines oder mehrere der folgenden Hauptmerkmale beobachtet:
- PU = Polyurie (häufiges oder exzessives Urinieren)
- PD = Polydipsie (häufiges oder exzessives Trinken)
- Gewichtsverlust trotz ausreichender Nahrungsaufnahme
Der Diabetiker ist hungrig und nimmt mehr Nahrung auf, verliert aber trotzdem Gewicht. Einige Organe versuchen, das Problem zu korrigieren: Die Nieren beispielsweise reagieren auf das Überangebot an Glukose im Blut, indem sie sie ausfiltern. Sie arbeiten deswegen ständig auf Hochtouren und benötigen dafür eine Menge Wasser. Deshalb ist der Diabetiker ständig durstig und scheidet große Mengen verdünnten Urins mit hohem Zuckergehalt aus. Durch die ständige Überlastung sind die Nieren oft die ersten Organe, die geschädigt werden. Schäden an Augen oder Nerven werden wegen ihrer Auffälligkeit jedoch oft eher wahrgenommen. Wenn bei der Diagnose bereits Schäden festgestellt werden, existiert der Diabetes schon eine ganze Weile und hat ein kritisches Stadium erreicht.
Die Behandlung
Diabetes mellitus ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss, da sie sonst langsam und zunehmend qualvoll zum Tode führt. Leider raten immer noch manche TÄ davon ab, eine Behandlung auch nur zu versuchen, obwohl die Prognose gut ist, wenn die Blutzuckereinstellung gelingt.
Das Ziel der Behandlung ist, den Blutzucker so unter Kontrolle zu bringen, dass er sich innerhalb (oder nahe) der Normal-Werte bewegt, die bei funktionsfähiger Bauchspeicheldrüse vorlägen.
Bei leichten Formen des Diabetes kann man versuchen, durch eine Nahrungsumstellung auf spezielles Diätfutter eine Besserung und Einstellung zu erreichen. In den meisten Fällen wird man jedoch zweimal täglich zu festen Zeiten Insulin spritzen müssen. Gliptizid-Tabletten wirken bei Katzen praktisch nicht. Sie sollen die verbleibenden Insulin produzierenden Zellen zu verstärkter Arbeit anregen, aber dies ist bei einer degenerativen Krankheit nicht sinnvoll. Für veterinärmedizinische Zwecke ist außerdem die Marktzulassung abgelaufen, so dass sie üblicherweise nicht mehr erhältlich sein sollten. Es könnte aber durchaus ein humanmedizinisches Präparat “umgewidmet” werden (d.h. in diesem Fall für Tiere eingesetzt), da es nichts Vergleichbares gibt. Damit tut man seiner Katze aber keinen Gefallen, auch wenn es zuerst nicht so abschreckend klingt wie zweimal täglich die Spritze.
Am Anfang ist die Behandlung sehr aufwändig, da die richtige Dosis Insulin gefunden werden muss. Das bedeutet häufige Besuche beim TA, Blutentnahmen und damit jedes Mal Stress für die Katze. Obendrein können die Werte verfälscht werden, da bei Katzen durch den Stress der Blutzucker in die Höhe schießen kann. Man sollte in Absprache mit dem TA versuchen, Blutzuckermessungen zu Hause durchzuführen. Dies geht mit einem in der Apotheke erhältlichen Glucometer. Man braucht hierfür nur einen einzigen Tropfen Blut, den man durch einen Stich mit einer Lanzette in die kleine Ader am Ohrenrand gewinnen kann. Dies bedeutet für alle Beteiligten weniger Stress.
Das Spritzen selbst wird vom TA gezeigt und einige Male unter Kontrolle geübt. Es ist nicht sehr schwer, tut dem Tier nicht weh und wird sehr schnell zur täglichen Routine. Wichtig ist es nur, die Zeiten genau einzuhalten, da sonst entweder zu wenig oder zu viel Insulin im Körper ist. Zu wenig ist kurzfristig nicht so schlimm, nur sollte dies nicht zum dauerhaften Zustand werden, da man sonst wieder beim unkontrollierten Diabetes mit allen bereits beschriebenen Folgen anlangt. Gefährlich ist eine Überdosierung, da es hierbei zur Unterzuckerung kommt: Desorientierung, Krämpfe, Koma und u.U. schneller Tod sind die Folgen, wenn nicht eingegriffen wird. In solchen Fällen muss man der Katze schnellstens etwas Traubenzuckerlösung (zur Not tut es auch Honig) auf die Lefzen schmieren, sie gut einpacken und sofort zum (Not-) TA bringen. Dieser Zustand ist akut lebensbedrohlich, und je schneller man etwas unternimmt, desto besser sind die Chancen für die Katze.
Wenn es anfangs auch schwierig aussieht: Im Lauf der Zeit wird die tägliche Insulingabe schnell zur Routine, und eine gut eingestellte Katze mit Diabetes kann noch viele glückliche Jahre erleben. Man sollte nie vergessen, dass man mit den täglichen zwei kleinen Pieksern und der gelegentlichen Blutzuckerkontrolle das Tier nicht quält, sondern ihm im Gegenteil Lebensqualität zurückgibt.
3.2.9 Toxoplasmose
Wir erwarten ein Kind, müssen wir unsere Katze nun abschaffen?
Nein, es müssen nur gewisse Dinge beachtet werden. Toxoplasmen sind Einzeller, Endwirt ist die Katze, jedoch werden auch andere Lebewesen als Zwischenwirte genutzt. In diesem Fall bilden die Toxoplasmen im Fleisch der Zwischenwirte Zysten, in denen sie sich bis zum Erreichen des Endwirtes Katze verkapseln.
Die häufigste Toxoplasmeninfektionsquelle für Menschen ist nicht etwa die Katze, sondern der Verzehr von rohem oder unzureichend gegartem Fleisch (von allen Tieren, darunter fallen auch Rohwürste und Schinken), ebenso von ungewaschenem Obst, Gemüse und Salat. Die meisten Erwachsenen haben sich längst mit Toxoplasmen infiziert und sind daher immun: In Mitteleuropa weisen 60-70 Prozent der Bevölkerung Antikörper (die mütterlichen Antikörper schützen auch das Ungeborene) gegen Toxoplasmen auf. Die Infektion verläuft meist unbemerkt oder mit unspezifischen Merkmalen einer allgemeinen Infektion.
Nur wenn eine Frau keine Antikörper (Frauenarzt nach Blutuntersuchung auf Toxoplasmen-Antikörper fragen!) aufweist, kann eine Toxoplasmeninfektion während der Schwangerschaft ein Risiko für das Ungeborene (Organschäden, Entwicklungsverzögerungen, Früh- und Totgeburten) darstellen. In dem Fall sollte man seine Katze beim TA auf Toxoplasmen-Antikörper testen lassen, denn nur eine frisch infizierte Katze kann die für den Menschen gefährlichen Oozysten über den Kot ausscheiden, der übrigens erst nach einer gewissen Zeit infektiös ist. Wenn der Antikörper-Test der Katze negativ ist, auf keinen Fall rohes Fleisch verfüttern (und natürlich auch selber keines essen!), um nicht doch noch eine Infektion herbeizuführen.
Bei Freigängern, die noch keine Infektion durchgemacht haben, steht man vor dem Problem, dass sie sich z.B. bei der Mäusejagd infizieren können. Das bedeutet: Katze drinnen behalten (sehr schwierig) oder penibel auf die Hygiene achten (häufiges Händewaschen).
Ist der Test der Katze positiv, der eigene aber negativ ausgefallen, sollte frau die Reinigung der Katzentoilette jemand anderem überlassen oder zumindest Handschuhe dabei tragen. Nach Gartenarbeit (Kot der Nachbarskatzen!), Katzentoilettenreinigung und intensivem Schmusen (Kotreste im Fell -> Schmierinfektion) die Hände sorgfältig waschen, Salat, Obst und Gemüse nicht ungewaschen essen (auch Schnecken und Insekten können Toxoplasmenträger sein) und natürlich rohe und halbgare Fleisch- und Wurstwaren meiden. Wer diese Vorsichtsmaßnahmen beachtet, darf auch während der Schwangerschaft Freude an seinem Fellbüschel haben.
3.3 Wogegen kann und soll geimpft werden?
Katzenseuche (siehe 3.2.1)
Grundimmunisierung: nach Angabe der Impfstoffhersteller ab der 8. bis 9. Lebenswoche, Auffrischung nach 3 bis 4 Wochen, danach einmal jährlich. Hier rät der bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) in seinen Impfempfehlungen von 2006 ein abgeändertes Vorgehen, sofern die Katze vor der 12. Lebenswoche erstmals geimpft wird und gibt zu einer besseren Immunitätslage zwei Wiederholungsimpfungen je im Abstand von 3 bis 4 Wochen an. Bei älteren Tieren (über 12 Lebenswochen) entfällt diese und verbleibt das übliche Schema – Erstimpfung, Wiederholung nach 4 Wochen und nach einem Jahr. Danach werden Intervalle von 3 Jahren als ausreichend angegeben.
Notwendig für: Alle Katzen, auch wenn sie weder Freigang noch Kontakt zu fremden Katzen haben. Die Erreger sind äußerst widerstandsfähig und werden vom Menschen in die Wohnung eingeschleppt.
Katzenschnupfen (siehe 3.2.2)
Grundimmunisierung: nach Angabe der Impfstoffhersteller ab der 8. bis 9. Lebenswoche, Auffrischung nach 3 bis 4 Wochen, danach einmal jährlich. Auch hier rät der bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) in seinen Impfempfehlungen von 2006 ein abgeändertes Vorgehen, sofern die Katze vor der 12. Lebenswoche erstmals geimpft wird und gibt zu einer besseren Immunitätslage zwei Wiederholungsimpfungen je im Abstand von 3 bis 4 Wochen an. Bei älteren Tieren (über 12 Lebenswochen) entfällt diese und verbleibt das übliche Schema – Erstimpfung, Wiederholung nach 4 Wochen und nach einem Jahr. Danach seien Auffrischungen im Abstand von 2 Jahren für die Rhinotracheitis- und Calici-Virus-Komponente ausreichend.
Notwendig für: Alle Katzen, Katzenschnupfen kann sehr schnell chronisch werden. Probleme: Es gibt inzwischen Resistenzen, so dass immer häufiger auch geimpfte Tiere an Katzenschnupfen erkranken. Zudem wird diese Erkrankung durch verschiedene Erreger ausgelöst: vor allem Caliciviren und Chlamydien. Chlamydien stellen derzeit nur ein Problem in größeren Beständen, also in Zuchten und Tierheimen, dar. In Ein- oder Zwei-Katzen-Haushalten braucht nicht unbedingt gegen Chlamydien geimpft zu werden. Wer trotzdem dagegen impfen lassen möchte, kann auf einen Kombiimpfstoff gegen beide Erreger zurückgreifen.
Feline Leukämie (“Leukose”, siehe 3.2.3)
Grundimmunisierung: Ab der zwölften Lebenswoche erste Impfung, zwei Wochen später zweite Impfung. Danach jährliche Auffrischung. Geimpft werden sollten nur FeLV-negative Tiere. Vor der ersten Impfung muss also ein Bluttest gemacht werden. Notwendig für: Freigänger und Katzen, die in größeren Gruppen leben. Wohnungskatzen, die allein oder zu zweit gehalten werden und garantiert nicht in Kontakt mit fremden Katzen kommen, brauchen nicht gegen Feline Leukämie geimpft zu werden. Probleme: Die Impfung bzw. die Trägersubstanz des Impfstoffes (Adjuvans) steht im Verdacht, bei älteren Katzen sehr aggressive Tumoren auszulösen – das so genannte impfinduzierte Fibrosarkom. Das Risiko scheint mit der Häufigkeit der durchgeführten Impfungen, der Anzahl verschiedener Impfungen an einer Impfstelle und dem Lebensalter des geimpften Tieres zu steigen. Da ältere Katzen anscheinend einen höheren Eigenschutz aufweisen und der Impfschutz ohnehin länger als ein Jahr anzuhalten scheint, empfehlen manche TÄ, die Impfung nicht jährlich, sondern nur alle zwei bis drei Jahre zu wiederholen und ab dem siebten Lebensjahr gar nicht mehr durchzuführen. Unabhängig davon sollte auf keinen Fall im Nacken, sondern auf den hinteren Oberschenkeln geimpft werden, weil dort ein evtl. auftretendes Fibrosarkom wesentlich erfolgversprechender operiert werden kann. Außerdem sollte die Leukose-Impfstelle nicht für andere Impfungen genutzt werden (Empfehlung: hinten links).
Tollwut (siehe 3.2.4)
Grundimmunisierung: ab der 12. Lebenswoche. Nach der Änderung der Tollwutverordnung am 20.12.2005 gelten für Deutschland (und für Reisen innerhalb Europas) die von den Impfstoff- herstellern genannten Wiederholungsimpftermine, die Intervalle von bis zu 4 Jahren vorgeben – in den meisten Fällen wird dort eine einmalige Impfung zu Beginn als ausreichend angegeben.
Dagegen jedoch rät die Ständige Impfkommission im bpt (Bundesverband praktizierender Tierärzte) in ihren Empfehlungen vom Juli 2006 zugunsten einer besseren Immunlage zu einer Wiederholungsimpfung nach 4 Wochen und einer weiteren nach einem Jahr, ehe auf das vorgegebene Schema der Impfstoffhersteller zurück gegriffen wird.
Notwendig für: Freigänger und Wohnungskatzen mit Kontakt zu Freigängern. Diese tödliche Virus-Infektion ist auf Menschen übertragbar. Gerät eine Katze ohne nachgewiesenen Impfschutz (Impfpass) unter Tollwutverdacht, kann sie getötet werden. Probleme: Auch die Tollwut-Impfung steht unter Verdacht, das impfinduzierte Fibrosarkom auszulösen. Da sie jährlich wiederholt werden muss, kann man nur eines tun, um das Risiko gering zu halten: Immer auf den hinteren Oberschenkeln impfen (Empfehlung: hinten rechts).
Feline infektiöse Peritonitis (FIP, siehe 3.2.5)
Erste Impfung frühestens ab der 17. Lebenswoche, danach jährlich. Notwendig für: Ein halbwegs wirksamer Schutz konnte bisher nur bei FCoV-negativ getesteten Jungtieren nachgewiesen werden. Bei älteren und/oder FCoV-positiven Tieren macht die Impfung keinen Sinn.
FIV (“Katzen-Aids”, siehe 3.2.6)
In Europa gab es bisher keine wirksame Schutzimpfung. Im März 2002 hat jedoch die FDA (US-amerikanische Gesundheitsbehörde) die kommerzielle Produktion des ersten Katzen-Aids-Impfstoffes genehmigt. Er soll in den USA bereits im Sommer 2002 für Tierärzte verfügbar sein. Laut den Entwicklern Niels Pederson und Janet Yamamoto haben Studien nachweislich die Wirkung des Impfstoffes bestätigt: 67 Prozent der geimpften Katzen blieben gesund, als sie ein Jahr nach der Impfung infiziert wurden, verglichen mit 26 Prozent bei ungeimpften Katzen.
Weiterführende Informationen zur Impfproblematik finden sich unter http://www.barfers.de/cats/katzen_impfungen.htm und http://www.rassekatzen-stuttgart.de/html/fibrosarkomen.html
3.4 Was sind typische Krankheitssymptome? Worauf deuten sie hin?
Im Folgenden sind die wichtigsten Symptome und die Krankheiten aufgelistet, auf die sie am ehesten hindeuten können. In jedem Fall gilt: Lieber einmal “zu oft” zum TA, um abklären zu lassen, was genau hinter einem Symptom steckt, als einmal zu wenig! Diese Liste ist nicht vollständig. Sie zeigt nur einige Möglichkeiten auf, die zutreffen können.
3.4.1 Erbrechen
Man sollte zwei Arten von Erbrechen unterscheiden:
Zum einen das physiologische, also normale Erbrechen, bei welchem die Katze Haare z.B. in Verbindung mit Gras erbricht; zum anderen das krankhafte Erbrechen. Teilweise sind die Übergänge fließend, z.B. kann auch häufiges Fressen von Gras mit danach folgendem Erbrechen mit Schleim auf eine Erkrankung hindeuten.
Krankhaftes Erbrechen kann sich sowohl in Leererbrechen mit oder ohne Schleim als auch in Erbrechen von Futter äußern.
Beide Arten von Erbrechen sind häufig begleitet von Übelkeitsgefühlen, die sich in Form von Schmatzen, vermehrtem Speicheln und/oder evtl. Unruhe äußern.
Die Ursachen sind vielfältig: Magenschleimhautreizung oder -entzündung, Verstopfung (siehe auch 3.4.2), verschluckte Fremdkörper (siehe auch 5.11), Tumoren, Probleme mit Bauchspeicheldrüse, Leber oder Niere, massiver Spulwurmbefall, Vergiftungen und nicht zuletzt Futtermittelunverträglichkeiten. Im Zweifelsfalle, v.a. bei täglichem oder sehr häufigem Erbrechen und bei schlechtem Allgemeinbefinden also immer zum TA.
Zur Selbsthilfe siehe 3.4.2 (Fastenzeit, Diät).
Als eher harmlos zu deuten ist das nicht selten vorkommende Erbrechen nach Aufnahme großer Mengen an Trockenfutter. Es quillt im Magen auf, dieser signalisiert Überfüllung, und das Futter kommt kurzerhand retour. Mitunter wird auch Feuchtfutter zu hastig verschlungen und wieder erbrochen.
Abhilfe schafft eine Portionierung des Futters. Zu langsamerem Fressen können auch ein oder mehrere große Steine im Futternapf animieren, um die herumgefressen werden muss. Die Steine sollten aber so groß sein, dass sie nicht verschluckt werden. Unter Umständen hat die Katze auch nicht genügend Ruhe beim Fressen, fühlt sich z.B. durch Mitkatzen gestört. In dem Fall sollte man getrennt füttern.
Hält das Erbrechen weiter an, sollten organische Ursachen abgeklärt werden.
3.4.2 Durchfall
Wenn die Katze mehrmals täglich breiigen oder wässrigen Kot mit oder ohne Blut und/oder Schleim absetzt, können verschiedene Ursachen dahinter stecken: Wurmbefall (dabei können sich Durchfälle mit normal geformtem Kot abwechseln), Gärungsprozesse im Darm (Blähungen), virale, bakterielle oder parasitäre Infektionen, Hormon- und Stoffwechselstörungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion), Futtermittelunverträglichkeiten bzw. Allergien, Tumoren, Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und/oder der Leber und nicht zuletzt, wenn auch selten, Vergiftungen.
Als Grundregel gilt: Auf jeden Fall den TA konsultieren, wenn der Durchfall länger als zwei Tage anhält, wässrig ist, viel Blut abgesondert wird, das Allgemeinbefinden schlecht ist oder es sich um einen Katzenwelpen handelt! Anhaltender Durchfall führt durch Wasser- und Nährstoffverlust zu Austrocknung sowie Abmagerung und kann Elektrolytverschiebungen im Blut bewirken.
Als erste Maßnahme bei erwachsenen Katzen, die sich ansonsten ungestört verhalten, sollte 24 Stunden nicht gefüttert werden, um den Magen-Darm-Trakt zu entlasten. Danach entweder eine selbst gekochte Diät oder eine beim TA erhältliche Schonkost füttern, damit die angeschlagenen Darmwände geschont werden. Handelsübliches Futter ist nicht geeignet, da die Darmwände jetzt durchlässiger sind, so dass größere Moleküle in die Blutbahn übertreten, vom Immunsystem als fremd erkannt werden und eine Futtermittelallergie auslösen können. Wichtig über die ganze Zeit ist, dass die Katze genügend trinkt! Dazu kann man neben Wasser auch Kamillen- oder verdünnten Schwarztee anbieten, wenn die Katze dies mag. Die Diät bzw. Schonkost sollte mindestens drei bis vier Tage lang gegeben werden, auch wenn der Durchfall bereits abgeklungen ist. Und zwar in möglichst kleinen, aber häufigen Portionen, um Magen und Darm nach dem Futterentzug langsam wieder an Nahrung zu gewöhnen und nicht gleich wieder zu überlasten.
3.4.3 Verstopfung
Setzt eine Katze seit mindestens einem Tag bei eigentlich gutem Fressverhalten keinen Kot ab, spricht man bereits von Verstopfung. Diese sollte so bald wie möglich behandelt werden, da sie zu einer lebensbedrohlichen Situation führen kann!
Mögliche Ursachen: Darmträgheit bei eher faulen Katzen, Darmverschluss durch Fremdkörper, Würmer, Tumoren oder Darmverschlingungen, Störungen im Nervensystem z.B. nach Unfällen oder Störungen des Stoffwechsels bzw. Hormonhaushaltes.
I.d.R. äußert sich eine Verstopfung neben dem Nichtabsetzen von Kot in Abnahme der Futteraufnahme bis hin zu Futterverweigerung, häufigem Leererbrechen und einem verhärteten Bauch, der auch schmerzhaft sein kann. In vielen Fällen wird sich die Katze lustlos zeigen.
Durch den im Darm liegenbleibenden Kot und seine Giftstoffe kann sich eine Vergiftung entwickeln; ferner kommt es zu einer Darmerweiterung, evtl. auch zu einer Schädigung des darmeigenen Nervensystems. Bekannt in diesem Zusammenhang ist das Megacolon, bei dem aus noch weitgehend ungeklärten Ursachen der Dickdarm dauerhaft erweitert ist. Hier ist u.U. lebenslang immer wieder mit Verstopfungen zu rechnen, eine Operation ist möglich. Befinden sich Fremdkörper im Darm, hängen die möglichen Folgen von der Art des Fremdkörpers ab: Spitze können den Darm durchbohren, was eine schwere Bauchfellentzündung mit Fieber nach sich zieht, stumpfe können die Darmpassage blockieren. In beiden Fällen kann eine Operation nötig werden.
Handelt es sich um eine reine Verstopfung, also eine Kotansammlung meist im Dickdarm, wird zunächst abgeführt: Die Katze bekommt einen Einlauf durch den After, um ihr die Entleerung zu vereinfachen. Wenn die mangelnde Wasseraufnahme im Darm bereits zur Austrocknung geführt hat, wird der TA eine Infusion von Elektrolyten unter die Haut vornehmen, gegebenenfalls auch röntgen, um nach möglichen Ursachen zu forschen. In den nächsten Tagen muss der Katze z.B. Laktulose oder auch Milch bzw. Milchzucker verabreicht werden, damit der Kot weich bleibt. In Absprache mit dem TA kann der Katzenhalter selbst einen Einlauf mit Klistieren für Säuglinge, z.B. Mikroklist, durchführen.
3.4.4 Schmerzen beim Wasserlassen
Schmerzen beim Wasserlassen äußern sich i.d.R. durch häufige Toilettengänge mit Lautäußerungen bis hin zum Schreien und geradezu zwanghaftes Absetzen nur kleiner Urinmengen. Evtl. wird die Katze auch unsauber. Bei diesen Symptomen ist Vorsicht angezeigt, und es sollte so schnell wie möglich durch einen TA nach der Ursache geforscht werden. In Frage kommen v.a. Blasenentzündungen und Harngrieß oder Harnsteine (Urolithiasis, siehe 3.4.5 und 3.4.6).
Als Komplikation können vorwiegend Folgen für die Nieren durch aufsteigende Entzündungen bzw. durch einen möglichen Harnrückstau in das Nierenbecken auftreten, schnelles Handeln und Behandeln ist also erforderlich!
Bei einer Urolithiasis ist es u.U. notwendig, eine dauerhafte Futterumstellung (Diätfutter, nur beim TA erhältlich, siehe auch 2.10) vorzunehmen, da der Urin dabei häufig zu alkalisch ist. Beim TA gibt es auch diverse Mittel zur Senkung des pH-Wertes (Säuerung) des Urins (Paste, Pulver, Tabletten). Für genügende Wasseraufnahme ist in jedem Fall zu sorgen (siehe auch 2.11).
3.4.5 Blut im Urin
Für Blut im Urin gilt das Gleiche wie unter 3.4.4: Ursachenforschung!
Neben Entzündungen und Harngrieß/-steinen kann die Ursache v.a. bei älteren Katzen auch ein Tumor der Blase sein; eine Ultraschalluntersuchung ist hierbei zur Diagnosestellung hilfreich. Eher selten: Vergiftungen.
3.4.6 Harnverhalten
Harnverhalten ist ein Symptom, das dringender Aufklärung bedarf, da durch den zurückgehaltenen Harn zum einen Nierenschäden auftreten können, zum anderen der im Urin enthaltene Harnstoff in das Blut übertritt und den Organismus regelrecht vergiften kann. Übelkeit, Brechreiz, Futter- und Wasserverweigerung sowie schlechtes Allgemeinbefinden sind die Folgen.
Die Ursachen liegen i.d.R. entweder in einem teilweisen bis vollständigem Verschluss der ableitenden Harnwege durch z.B. Entzündungen, Harngrieß bzw. -steinbildung, Tumoren oder in einer Störung der Nervenfunktion der Blase. Diese Störung kann durch ein Trauma bedingt sein, also eine Verletzung der Nerven. Man kennt bei der Katze aber auch eine – mit Behandlung vorübergehende – Lähmung unbekannter Ursache, die auch nach Operationen bzw. Narkosen auftreten kann.
In nahezu jedem Fall wird über einen Blasenkatheter Urin abgelassen und/oder ein entkrampfendes Mittel gespritzt. Die weitere Behandlung richtet sich nach der Ursache. Siehe auch FUS.
3.4.7 Sehr häufiges Wasserlassen
Häufiges Wasserlassen mit Produktion von insgesamt viel Urin ist i.d.R. ein Zeichen schwererer Erkrankungen, allen voran Erkrankungen der Nieren (siehe 3.2.7) und Diabetes mellitus (“Zuckerkrankheit”, siehe 3.2.8). Sie alle gehen mit starkem Durst sowie vermehrter Wasseraufnahme einher und führen schnell zu einer Austrocknung.
Sehr selten liegt die Ursache in einer Störung der Nebennierenrinde (Morbus Cushing bzw. Cushing-Syndrom) bzw. der übergeordneten Schaltstellen im Gehirn (Morbus Cushing; Morbus Addison). Diese, wie auch die vorgenannten Erkrankungen, gehören unbedingt in tierärztliche Behandlung.
Bei häufigem Wasserlassen immer nur kleiner Mengen siehe 3.4.4.
3.4.8 Schlittenfahren
Wenn eine Katze auf etwas seltsame Weise ihren Hintern über den Boden zieht, wird dieses Rutschen oft als “Schlittenfahren” bezeichnet. Es zeigt gewöhnlich an, dass das Tier unter einem heftigen Juckreiz am After leidet. Dieser ist fast immer einem von zwei Gründen zuzuordnen: Wurmbefall (siehe 3.5.4) oder Probleme mit den Analbeuteln.
Hinterlässt die Katze beim Schlittenfahren eine bräunliche, unangenehm, aber nicht nach Kot riechende Spur, dann hat sie vermutlich Probleme mit den Analbeuteln. Rechts und links neben dem After sitzen zwei Drüsen, die einen Geruchsstoff produzieren. Dieser wird in den Analbeuteln gesammelt und beim Koten abgegeben. Verunreinigungen oder erbliche Veranlagung können dazu führen, dass sich die Beutel nicht regelmäßig entleeren. Der dadurch entstehende Stau ist für die Katze sehr unangenehm, da er Druckschmerz und Juckreiz verursacht. Durch das Schlittenfahren versucht sie sich Erleichterung zu verschaffen. Wird ein solches Verhalten beobachtet, sollte unbedingt ein Besuch beim TA erfolgen. Ohne vollständige manuelle Entleerung und anschließende Kontrolle kann es zu schweren Entzündungen kommen. Als Warnung sei angemerkt, dass der tierärztliche Eingriff kurzfristig schmerzhaft sein kann und das Tier nicht gerade erfreut darauf reagiert. So manche normalerweise ganz liebe Schmusekatze hat dabei schon das Personal der TA-Praxis demoliert…
3.4.9 Appetitlosigkeit
Appetitlosigkeit kann durch sehr viele sehr unterschiedliche Erkrankungen ausgelöst werden. Sie ist oft das erste Anzeichen dafür, dass es der Katze nicht gut geht – also in jedem Fall abklären lassen! Als Appetitlosigkeit bezeichnet man völlige Futterverweigerung, “Mäkelei” (wenn z.B. die Katze über einen längeren Zeitraum die aufgenommene Futtermenge immer weiter reduziert oder nur noch mit besonders leckeren Dingen zum Fressen zu überreden ist) oder auch erkennbaren Hunger, der einfach nicht gestillt wird (wenn sie z.B. fressen möchte, es aber aufgrund von Schmerzen oder weil sie ihr Futter nicht riechen kann, sein lässt).
Häufig bestehen Probleme in der Maulhöhle: Zahnstein, Zahnfleisch- oder Rachenentzündung, abgebrochene und/oder entzündete Zähne, Geschwüre (siehe auch 3.4.11), Verletzungen, seltener Tumoren können schuld sein. Oder im Verdauungstrakt: Magen- oder Darmschleimhautentzündungen, Verstopfung oder Fremdkörper (siehe auch 3.4.3), Tumoren, seltener Vergiftungen. Auch bei schwereren Erkrankungen tritt Appetitlosigkeit ein: Nierenerkrankungen (siehe 3.2.7), Diabetes mellitus (siehe 3.2.8), Erkrankungen von Leber, Bauchspeicheldrüse oder Herz, Infektionen aller Art (vom einfachen Schnupfen bis hin zur tödlich endenden FIP, siehe 3.2.5). Auch schlechtes Allgemeinbefinden (Fieber, Schmerzen) kann der Grund sein.
Wichtig ist – neben einem alsbaldigen TA-Besuch -, der Katze das Futter möglichst schmackhaft zu machen, sei es durch Anwärmen oder Zerkleinern. Nötigenfalls kann auch auf “Leckerchen” und/oder zur normalen Ernährung eher wenig geeignete Lebensmittel wie Käse, Wurst o.ä. ausgewichen werden. In Absprache mit dem TA kann auch eine Zwangsernährung nötig sein, denn bei Katzen führt eine längere Nahrungsabstinenz durch Abbau körpereigenen Fettgewebes zu einer übermäßigen Anflutung von Fettsäuren in der Leber. Da diese nicht adäquat verarbeitet werden können, kommt es zum Fettleber-Syndrom, das – je nach Grad der Leberschädigung – tödlich enden kann.
3.4.10 Starker Durst
Trinkt die Katze plötzlich oder schleichend wesentlich mehr als vorher, ist ein TA-Besuch dringend angeraten. Sehr häufig liegen Nierenerkrankungen (siehe 3.2.7) oder ein Diabetes mellitus vor (siehe 3.2.8). Nur selten liegt die Ursache in einem Diabetes insipidus.
Keinesfalls sollte das Wasser rationiert werden, da durch das vermehrte Trinken i.d.R. ein Flüssigkeitsverlust über den Urin ausgeglichen wird. Bekommt die Katze jetzt weniger zu trinken, droht sie sehr schnell auszutrocknen!
3.4.11 Mundgeruch
Fällt ein vorher nicht dagewesener Geruch aus der Maulhöhle auf, sollte ein TA konsultiert werden.
Als Ursachen kommen Probleme in der Maulhöhle (Zahnstein, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen, Karies), Entzündungen im Bereich der Speiseröhre oder der Magenschleimhaut (evtl. nach einer Verletzung durch einen möglicherweise verschluckten Fremdkörper) in Frage. Bei diesen Erkrankungen nimmt man i.d.R. einen unangenehm-fauligen Geruch wahr.
Bei Nierenfunktionsstörungen (siehe 3.2.7) fällt häufig und leider meist erst im Endstadium durch eine Absonderung von Ammoniak über die oberen Verdauungswege ein stechend-scharfer Geruch auf, während bei einem Diabetes mellitus (siehe 3.2.8) in einem ebenfalls fortgeschrittenen Stadium ein eher süßlich-scharfer Geruch auftritt.
3.4.12 Niesen, Schnupfen
Niest eine Katze mehrere Tage hintereinander mehrmals täglich, liegt die Ursache in den häufigsten Fällen in einer Infektion (siehe auch 3.2.2). Hierbei unterscheidet man Virusinfektionen mit klarem, meist wässrigem Sekret und bakterielle Infektionen mit gelblich-grünem, meist zähem Sekret. Erstere bilden i.d.R. durch Abwehrschwächung die Grundlage für zweitere. Beide können mit einer Allgemeinerkrankung einhergehen, so dass ein TA-Besuch angezeigt ist, bevor sich Schlimmeres entwickeln kann.
Seltener ist die Ursache eine Allergie (siehe 3.7.3), Tumoren oder Fremdkörper im Nasen-Rachenraum (sehr beliebt: Grashalme).
Liegt eine Infektion vor, sollte die Katze in jedem Fall warm gehalten werden. In Absprache mit dem TA kommen bei einer verstopften Nase auch Inhalationen (Vorsicht bei ätherischen Ölen, siehe 3.9.2; am besten geeignet erscheint Kamillentee), Nasentropfen für Säuglinge (nicht länger als sieben Tage!) oder Schleimlöser als unterstützende Maßnahme in Frage. Katzen sind, was das Futter angeht, stark auf ihren Geruchssinn angewiesen; deshalb muss auf regelmäßige Futteraufnahme geachtet werden (siehe auch 3.4.9).
Besondere Vorsicht ist bei jungen Katzen geboten aufgrund des Katzenschnupfenkomplexes (siehe 3.2.2). Dieser stellt eine schwere Erkrankung dar, die zwingend tierärztlich behandelt werden muss!
3.4.13 Husten
Hat eine Katze häufig Husten mit oder ohne Auswurf, sollte die Ursache möglichst rasch abgeklärt werden. Dabei sollte man darauf achten, in welchen Situationen dieses Symptom bevorzugt auftritt.
Meist liegen Infektionen im Bereich des Kehlkopfes bzw. der Luftröhre oder Lunge vor. Recht häufig spielen aber auch Allergien (siehe 3.7.3) oder Fremdkörper im Bereich der Atemwege oder der Speiseröhre eine Rolle. Darüber hinaus kann Husten ein erstes Anzeichen einer Herzerkrankung sein, die schnellstmöglich entsprechend behandelt werden sollte.
3.4.14 Verklebte Augen
Ein- oder beidseitig verklebte Augen enstehen durch eine i.d.R. übermäßige Absonderung von veränderter Tränenflüssigkeit. Meist geht damit ein Anschwellen und eine Rötung der Bindehäute einher. Werden die Augen zusammengekniffen, deutet das auf Schmerzen hin. Die häufigsten Ursachen sind Infektionen, wobei meist beidseitiger Ausfluss mit Bindehautentzündung und Schmerzen auftritt. Ferner kommen vor allem bei einseitigem Ausfluss Fremdkörper (Getreidegrannen u.ä.) in Frage.
In jedem Fall sollte schnell der TA aufgesucht werden, da sowohl Fremdkörper als auch Infektionen zu einer Schädigung der Hornhaut führen können. Mitunter kann sich eine Infektion auch tiefer in das Auge fortpflanzen, so dass die Sehfähigkeit beeinträchtigt werden kann.
Bei Veränderungen im Inneren des Auges, insbesondere Trübung, Gerinnseln oder Flocken in der vorderen Augenkammer, aber auch bei dauerhafter Weit- oder Engstellung der Pupille sollte schnellstmöglich ein TA aufgesucht werden!
Bitte unterlasst jede selbsttätige Verabreichung von Augensalben oder -tropfen! Sie können je nach Erkrankung des Auges kontraindiziert sein und die Sache eher noch verschlimmern. Bitte auch keine Salben oder Tropfen anwenden, die noch von einer eventuellen früheren Behandlung im Schrank liegen: Medikamente, die ins Auge eingebracht werden, dürfen längstens sechs Wochen nach Anbruch verwendet werden (Verkeimungsgefahr!). Auch Kamillentee hat nichts im Auge zu suchen, obwohl es als “altes Hausmittel” gilt. Die darin enthaltenen Schwebeteilchen können die Augenbindehäute zusätzlich reizen; ferner steht Kamillentee im Verdacht, am Auge allergische Reaktionen hervorzurufen.
Einzig zu empfehlen als Erste-Hilfe-Maßnahme bei stark verklebten Augen ist das Entfernen der Krusten mit einem in lauwarmem Wasser oder einer speziell dafür gedachten Lösung (z.B. Camillosan aus der Apotheke) getränkten weichen, nicht fusselnden Läppchen. Das ersetzt allerdings nicht den Gang zum TA!
3.4.15 Häufiges, heftiges Kratzen
Juckreiz bei Katzen führt zu vermehrtem Kratzen, aber auch Beißen und hastigem Lecken an den betroffenen Körperstellen bis hin zur Verletzung der Haut (erkennbar an Krusten) und Ausriss oder -fall der Haare. In einigen Fällen fühlen sich die Katzen durch den Juckreiz so belästigt, dass das Allgemeinbefinden leidet und sie schlecht fressen.
Die häufigsten Ursachen sind Parasiten, insbesondere Flöhe (siehe 3.5.1), aber auch Grasmilben (sitzen meist an den Pfoten und im Kopfbereich), Ohr- und andere in der Haut lebende Milben (siehe 3.5.3); hin und wieder sind auch Haarlinge oder Läuse zu beobachten. Hier sind nach Konsultation eines TA entsprechende Insektizide bzw. Akarizide anzuwenden. Bitte keine Mittel aus dem freien Handel ausprobieren, die ätherische Öle enthalten (siehe 3.5.2)!
Vor allem bei langhaarigen Katzen tritt nicht selten ein Pilzbefall der Haut auf, der zu umschriebenem Haarausfall mit und ohne Juckreiz und Krustenbildung führt und unter allen Umständen behandelt werden muss. Zum einen übertragen sich die entsprechenden Pilze (meist Microsporum-Arten, seltener Trichophyton) auch auf den Menschen und andere im Haus lebende Tiere, zum anderen kann sich der Pilz in inneren Organen einnisten! Die Behandlung ist i.d.R. recht langwierig, und man sollte in dieser Zeit vermehrt auf Hygiene achten (z.B. die Hände nach Streicheln der Katze hin und wieder mit Sagrotan oder ähnlichen desinfizierenden Mitteln behandeln). Vorsicht ist v.a. bei Kindern, älteren Menschen und Immungeschwächten geboten.
Auch Allergien jeglicher Art können zu Juckreiz führen, siehe dazu 3.7.
3.4.16 Belag in den Ohren
Gerade bei jungen, aber auch bei älteren Katzen findet man häufig Beläge in den Ohren, i.d.R. im Zusammenhang mit einem mehr oder weniger intensiven Kratzen.
Ursache sind v.a. Ohrmilben (siehe 3.5.3). Bei Befall mit selbigen findet sich typischerweise ein krümelig-schwarzes Ohrsekret, das meist in großen Mengen die Gehörgänge ausfüllt. Ferner kommen hin und wieder Pilzinfektionen vor, wobei sich das Sekret eher zu braun und schmierig verändert. Mitunter kann dann auch ein unangenehmer, hefeartiger Geruch auffallen. Eher selten sind bakterielle Infektionen mit eitrigem, also gelblich-stinkendem Ausfluss.
Bei allen Veränderungen des Ohrsekretes ist dringend angeraten, einen TA aufzusuchen; zum einen können Entzündungen durch Milben u.a. durch das Trommelfell zum Mittelohr, im schlimmsten Fall zum Innenohr hin durchbrechen. Zum anderen ist der Juckreiz sehr unangenehm für die Katze; durch anhaltendes Kratzen am Ohr kann sie sich außerdem erhebliche Verletzungen zuführen.
Der TA wird eine Untersuchung und Reinigung des Ohres vornehmen und eine Salbe oder Tropfen mitgeben, die regelmäßig gegeben werden müssen. Ohrmilben sind sehr hartnäckig, und man muss mit einer mindestens 14-tägigen Behandlung rechnen. Seit einiger Zeit gibt es auch ein wirksames Spot-on gegen diese Parasiten, das vier Wochen vorhält. Eine eingehende Säuberung zu Behandlungsbeginn ist dennoch notwendig.
Achtung, wenn noch andere Tiere im Haushalt leben: Die Milben sind von Katze zu Katze sowie von Katze zu Hund und umgekehrt übertragbar. Deshalb: Auch bei den übrigen tierischen Mitbewohnern auf entsprechende Anzeichen achten.
Vielfach wird versucht, die Ohren selbst zu reinigen. Dies ist durchaus erlaubt, solange es sich um den sichtbaren Teil der Ohrmuscheln handelt. Aber bitte nicht mit Q-Tips o.ä. im Gehörgang herumstochern. Die Gefahr, das Trommelfell zu verletzen, ist nicht groß, solange man nicht am Ohr zieht und damit den abgewinkelten Gehörgang “begradigt”. Aber man kann das Ohrsekret dadurch weiter in den Gehörgang hineinschieben. Die daraus resultierende Verstopfung stellt eine willkommene Brutstätte für Bakterien dar.
3.4.17 Humpeln, Hinken, Schmerzen beim Bewegen
Hinkt eine Katze, können viele Ursachen dahinter stecken. Sehr häufig sind speziell bei Freigängern Abszesse in den Gliedmaßen (aber auch an anderen Körperstellen) aufgrund von Biss- und Kratzwunden durch andere Katzen, seltener aufgrund eingedrungener Fremdkörper. Dabei werden krankheitserregende Keime in die Wunde getragen, die zuerst zu einer massiven Verdickung des umliegenden Gewebes und nach Ausreifung zu einem eitergefüllten Raum (Abszess) führen. Das Problem: Im Laufe der Abszessreifung kommt es häufig zu einer Allgemeininfektion mit Fieber (Symptome können Appetitlosigkeit und Mattigkeit sein). Die Bakterien können sich schlimmstenfalls in wichtige Organe wie Niere, Herz oder Leber absiedeln und dort Erkrankungen mit nachfolgenden Funktionsminderungen verursachen. Deshalb bitte gerade bei solchen eitrigen Entzündungen nie zu lange mit der Konsultation eines TA warten!
Ebenfalls recht häufig sind Knochenbrüche, die nicht nur bei Freigängern, sondern auch bei Wohnungskatzen auftreten können, sowie Reizungen der Nerven im Bereich der Wirbelsäule meist durch “Verrenkungen” bei Sprüngen usw., die sich in Bewegungsunlust mit “komischem Gang”, Vermeiden von Springen, hin und wieder auch Appetitlosigkeit aufgrund der Schmerzen äußert. Die Schmerzen entstehen hierbei durch den Druck auf die Nerven, die aus dem Rückenmarkskanal in den Körper abgehen.
Verschleißerscheinungen der Gelenke (Arthrosen), auch im Bereich der Wirbelsäule (Spondylosen) treten bei Katzen seltener auf; es können aber durchaus ältere Katzen betroffen sein bzw solche, die in jüngeren Jahren Gelenksentzündungen oder Brüche hatten. Hierbei ist es sinnvoll, den TA auf eine Begleittherapie mit Wirkstoffen, die den Stoffwechsel der Gelenkflüssigkeit unterstützen, anzusprechen (als Handelsname und Beispiel sei hier Felistro Locomotion mit Muschelextrakten genannt).
Andere, eher seltene Ursachen sind z.B. Gelenksentzündungen und Knochenentzündungen.
Bei Lahmheiten, die beide Hintergliedmaßen betreffen, kann ein durch eine Herzerkrankung verursachter Thrombus verantwortlich sein, der den hinteren Teil der Aorta oder die zu den Gliedmaßen abgehenden Arterien verstopft. Dadurch erfolgt eine Mangelversorgung mit sauerstoffreichem Blut, die Hinterbeine werden kalt und schlaff. In einem solchen Fall muss sofort (!) der TA konsultiert werden, da es sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, die nur schwer behandelbar ist.
Bei Humpeln oder Hinken ist also immer Abklärung durch den TA notwendig.
3.4.18 Knoten
Knoten sind nicht automatisch Tumoren, also Geschwulste. Weit häufiger sind Entzündungen in Form von Abszessen (entstehen meist binnen weniger Stunden bis Tage) oder Verstopfungen der Talgdrüsen (= Grützbeutel). Bei älteren Katzen können auch Warzen vorkommen.
Bei Knoten, die schon länger vorhanden sind, ist eine Abklärung zu empfehlen, zumal wenn sie plötzlich größer werden. Im Zweifelsfalle sollte der Knoten entfernt und histo-pathologisch (auf die Art des Gewebes) untersucht werden, da bei Katzen einige bösartige Tumorformen verbreitet sind (u.a. das Fibrosarkom, das besonders im Zusammenhang mit der Leukose- und der Tollwutimpfung, siehe 3.3, auftreten kann). Schnelles Handeln erfordern auf jeden Fall Knoten im Gesäuge und an den Ohrrändern, da es sich hier oft um bösartige Tumoren handelt, die recht schnell in die Lunge oder andere Organe metastasieren können.
Als eher harmlos einzustufen sind Blutergüsse, die sich unter der Haut als weiche bis festelastische Knoten abzeichnen können, oder “Beulen”, die noch bis zu zwei Wochen nach einer erfolgten Injektion bestehen bleiben können.
3.4.19 Plötzliche starke Gewichtsabnahme
Verliert eine Katze in sehr kurzer Zeit merklich an Gewicht, steckt i.d.R. eine schwere Erkrankung dahinter, die dringend abgeklärt werden muss (bei gleichzeitigem Erbrechen, Durchfall oder Appetitlosigkeit siehe 3.4.1, 3.4.2 bzw. 4.4.9)! Neben starkem Wurmbefall (siehe 3.5.4) sind Diabetes mellitus (siehe 3.2.8), Nieren- (siehe 3.2.7), Bauchspeicheldrüsen- oder Lebererkrankungen die häufigsten Ursachen; aber auch Herzerkrankungen, Schilddrüsenüberfunktionen, FIP (siehe 3.2.5; insbesondere die trockene Form) oder FIV (siehe 3.2.6) können für den Gewichtsverlust verantwortlich sein.
Also: Katze gut auf andere Krankheitsanzeichen beobachten, um dann schnell beim TA vorstellig zu werden.
3.4.20 Plötzliche starke Gewichtszunahme
Hinter einer plötzlichen starken Gewichtszunahme verbirgt sich in der Regel eine ernsthafte Erkrankung, weshalb man zu deren Abklärung unbedingt einen TA aufsuchen sollte. So können bspw. eine Gebärmutterentzündung, ein Flüssigkeitserguß in Körperhöhlen (aufgrund von FIP, siehe 3.2.5, oder einer Herzerkrankung) oder ein schnell wachsender Tumor hierfür verantwortlich zeichnen. Auch eine mögliche Schwangerschaft bei unkastrierten Freigängerinnen sollte erwogen werden.
3.4.21 Krämpfe
Krämpfe können vielfältiger Natur sein und bedürfen immer einer Überprüfung durch den TA. Sie können bspw. auf eine akute Vergiftung, eine Unterzuckerung bei einem Diabetes (siehe 3.2.8), eine Niereninsuffizienz im Endstadium, eine Herzerkrankung, eine Lebererkrankung, Kalziummangel oder einen epileptischen Anfall (siehe www.katzenepilepsie.de für Einzelheiten) zurückzuführen sein.
Der TA braucht genaue Angaben für die Diagnose. Wenn irgend möglich, sollte man also auf die Uhr schauen, um festzustellen, wie lange die Krämpfe dauern, und auf die genauen Begleitumstände (Erbrechen, Speicheln, Einnässen, erweiterte Pupillen, Lichtscheu, Lärmempfindlichkeit, Orientierungslosigkeit usw.) achten.
3.4.22 Fieber
Von Fieber spricht man bei einer Katze ab einer Körpertemperatur von 39°C. Da Fieber viele Ursachen haben kann, sollte das Tier unbedingt von einem Tierarzt untersucht werden, der die Ursache eingrenzen und eine passende Behandlung einleiten kann.
3.5 Was tun gegen Parasiten?
Es gibt zwei Gruppen von Parasiten: die Ekto- (ekto = außen) und die Endoparasiten (endo = innen). Zu den Ektoparasiten zählen Flöhe, Milben, Zecken und andere auf der Katze sitzende “Mitesser”, zu den Endoparasiten vor allem die Familie der Helminthen, also der parasitär lebenden Würmer. Diese wiederum unterteilen sich in Rund- (Nematoden) und Plattwürmer. Zu den Rundwürmern gehören Spul-, Haken- und Peitschenwurm. Die Plattwürmer werden durch die Bandwurmarten vertreten. Im Folgenden wird beschrieben, wie man gegen die unerwünschten “Gäste” vorgehen kann.
3.5.1 Flöhe
Flöhe sind in zweierlei Hinsicht lästig. Zum einem saugen sie bei der Katze Blut und verursachen durch ihren Speichel, der einen Gerinnungshemmer enthält, Juckreiz; im schlimmsten Fall bekommt die Katze eine Flohspeichelallergie. Zum anderen können sie Bandwürmer übertragen. Diese gelangen in die Katze, wenn sie einen Floh aus ihrem Fell holt und zerbeißt. Daher sollten bei Flohbefall nicht nur die Flöhe selbst bekämpft, sondern auch Kotproben genommen und auf Wurmeier untersucht werden (siehe 3.5.5.). Je nach Befund ist dann eine Wurmkur fällig.
Flöhe können Krankheiten übertragen (auch auf den Menschen). Deshalb sollte man die Flohbekämpfung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der geringste Teil der Flohpopulation sitzt übrigens auf der Katze. Wenn man also auf ihr Flöhe oder, häufiger, Flohkot (kleine schwarze Krümelchen, die auf ein Stück Papier gelegt und angefeuchtet einen rötlichen Hof bilden) gefunden hat, liegen in der näheren Umgebung bereits Unmengen von Eiern und Puppen. Ein einzelner weiblicher Floh legt nach seiner ersten Blutmahlzeit im Laufe seines ca. dreiwöchigen Lebens etwa 2.500 Eier. Diese rieseln aus dem Fell der Katze in alle möglichen und unmöglichen Ecken, Ritzen, Teppiche usw. Die Larven ernähren sich vom Kot (enthält Blutreste) der erwachsenen Flöhe, bis sie sich verpuppen. Die Puppen können unbeschadet ein Jahr und länger auf einen geeigneten Wirt warten. Das erklärt, warum auch reine Wohnungskatzen ohne Hundebesuch Flöhe bekommen können. Wenn man nämlich in eine Wohnung zieht, in der vor einem halben Jahr ein Tierhalter mit einem Flohproblem lebte, hat man die Bescherung: Die Jungflöhe sprengen die Puppenhülle und attackieren den sehnlichst erwarteten neuen Wirt.
Das bedeutet: Bei Flohbefall muss immer auch eine Umgebungsbehandlung durchgeführt werden. Wirksame (!) Mittel gegen Flöhe gibt es nur in der TA-Praxis oder in der Apotheke. Die im Zoohandel angebotenen Sprays, Puder und Halsbänder haben nur eine gesicherte Wirkung: Sie füllen die Kassen der Hersteller und des Handels. Die Flöhe hingegen fühlen sich durch sie wenig bis gar nicht in ihrer Arbeit gestört. Auch von der “natürlichen Alternative” Teebaumöl sollte man die Finger lassen: Es enthält Terpene und Phenole, die für die Katze hochgiftig sind!
Wer mag und sehr sorgfältig arbeitet, kann den Plagegeistern auch mit Flohkamm und heißem Wasser, in das man die Flöhe entsorgt, zu Leibe rücken. Dazu muss man aber bei Freigängern täglich penibelste Kontrollen durchführen. In Gegenden mit vielen Igeln haben Katzen besonders häufig Flöhe. Igelnester sind immer flohverseucht, und wenn die Katze hindurchläuft, zieht sie die lieben Tierchen geradezu magisch an.
Die in der TA-Praxis angebotenen Mittel sind meist so genannte Spot-ons. Sie werden der Katze in den Nacken geträufelt, der Wirkstoff wird über die Haut aufgenommen und verteilt sich über das Blut auf den gesamten Organismus. Mittel der neueren Generation sind bei weitem nicht mehr so gefährlich, wie sie es noch vor ein paar Jahren waren, und werden in den allermeisten Fällen von der Katze gut vertragen.
Bei noch nicht zu starkem Befall können ein saugkräftiger Staubsauger (Tipp: Flohhalsband nicht der Katze umlegen, sondern in den Staubsaugerbeutel stecken!) sowie ein Dampfreiniger gute Dienste leisten. Dann heißt es fleißig saugen, saugen, saugen :-).
Darüber hinaus gibt es ein Präparat, das man der Katze vorsorglich einmal monatlich ins Futter geben kann, sozusagen die “Pille für den Floh”. Der Vorteil ist, dass dieses Mittel für Säugetiere völlig unschädlich ist, da es nur auf die Chitinbildung von Insekten Einfluss hat: Es tötet ausgewachsene Flöhe nicht, verhindert aber die Vermehrung, indem es den Zyklus Ei -> Larve -> Puppe -> erwachsener Floh unterbricht. Der Larven können sich nicht verpuppen, infolge dessen sterben sie ab. Für Katzen, die bei Medikamenten im Futter den “Braten riechen” und streiken, gibt es das Mittel als Sechs-Monats-Spritze. Auf Dauer ist dies bei Freigängern die beste Möglichkeit der Vorbeugung.
3.5.2 Zecken
Zecken sind leider weit verbreitet. Wenn die Katze nur manchmal eine oder zwei Zecken mitbringt, reicht die mechanische Entfernung mittels Zeckenzange oder -haken. Bitte niemals mit bloßen Fingern (Ansteckungsgefahr mit Borrelien!) arbeiten oder zu Hausmitteln wie Spiritus, Öl und Ähnlichem greifen. Diese Mittel wirken zwar, aber zu langsam. In ihrem Todeskampf gibt die Zecke vermehrt Speichel und damit auch darin enthaltene Krankheitserreger in die Bisswunde ab. Nach heutigem Kenntnisstand können Katzen zwar keine FSME (Gehirnentzündung) oder Borreliose bekommen, aber Zecken übertragen auch andere Krankheitskeime. Entgegen landläufiger Meinung hat der Stechapparat der Zecken kein Gewinde ;-). Man muss sie also nicht aus der Haut herausdrehen, sondern kann sie mit einem beherzten Ruck einfach herausziehen. Sollte einmal der Zeckenkopf in der Haut steckenbleiben – keine Panik: Er wird ähnlich wie ein Holzsplitter herauseitern. Evtl. Wundsalbe beim TA besorgen.
Von “natürlichen” oder “biologischen” Alternativmitteln sollte man die Finger lassen. Teebaumöl und andere ätherische Öle (insbesondere terpenhaltige) sind entweder für die Katze giftig, oder sie vertreiben die Zecke von der Katze in die Wohnung, wo sie zu einer erhöhten Gefahr für den Menschen wird. Denn wenn ihr der Wirt Katze zu sehr stinkt, weicht sie gern auf den Wirt Mensch aus, sowie sich die Gelegenheit bietet.
Bringt die Katze ständig mehrere Zecken mit, dann sollte man sich in der TA-Praxis ein Ungeziefer-Spot-on besorgen, das nicht nur gegen Flöhe, sondern auch gegen Zecken hilft.
3.5.3 Milben
Wenn die Katze schwarze Verkrustungen oder schmierige Beläge in den Ohren hat, sich häufig in den Ohren kratzt und/oder den Kopf schüttelt, weist dies mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Ohrmilbenbefall hin. Unter den Fleischfressern sind diese Milben stark verbreitet, und die Ansteckung erfolgt von Tier zu Tier. Auch Hunde können diese Milbenart auf Katzen übertragen und umgekehrt. Befallen sind meist die Ohrmuschel und der äußere Ohrenrand, selten auch die Augen- und Stirngegend.
Da Ohrmilben starken Juckreiz auslösen und die befallenen Tiere sich kratzen, kommt es zu vermehrter Absonderung von Ohrenschmalz und Wundsekret. Hierdurch können sich dicke schwarze Beläge bilden. Durch das ständige Kopfschütteln und Kratzen kann es zu einer Entzündung des Gehörganges kommen, in schweren Fällen sogar zum Durchbruch des Trommelfelles, zu Mittelohrentzündung und Taubheit. Ein Befall mit Milben gehört auf jeden Fall tierärztlich behandelt. Der TA wird i.d.R. das Ohr reinigen und mit einer Salbe/Lotion behandeln, die die Milben abtötet, den Juckreiz lindert und heilungsfördernd wirkt. Die Behandlung muss vom Tierhalter mehrere Tage fortgeführt werden und sollte nicht ohne Rücksprache mit dem TA abgebrochen werden.
Zum Thema Herbstgrasmilben siehe http://www.tierarztinfo.com/Ubersicht/Lexikon/Katze/Herbstgrasmilben_Katze/herbstgrasmilben_katze.html
3.5.4 Darmparasiten (Würmer)
Würmer leben im Magen und im Darm der Katze und “stehlen” ihr dort Teile der Nahrung. Bei starkem Befall kann es daher zur Unterversorgung mit Vitaminen, Mineralien und Eiweiß kommen. Für Katzenwelpen können Würmer lebensbedrohlich werden.
Es gibt verschiedene parasitär lebende “Wurmfamilien” (Oberbegriff: Helminthen). Katzen werden von Plattwürmern (Bandwürmer) und Rundwürmern, auch Nematoden genannt (Spul-, Haken-, Peitschenwürmer), befallen. Zu sehen bekommt man sie so gut wie nie. Lediglich Bandwürmer fallen dem Tierhalter gelegentlich als “Reiskörner” auf, wenn einzelne Wurmglieder am After kleben (erstklassig zu sehen auf den Fotos unter http://www.boerde.de/~matthias/parasit/). Spulwürmer können erbrochen werden – das allerdings nur bei länger andauerndem und sehr starkem Befall.
Für den Menschen gefährlich werden können vor allem drei Arten:
- Der Spulwurm, insbesondere für Kinder. Zu den möglichen Folgen gehören Fieber, Muskel-und Gelenkschmerzen, Lungenentzündung, Sehstörungen, nervöse Störungen, Hirnhautentzündungen bis hin zu epileptischen Anfällen.
- Der Fuchsbandwurm, ein besonders “heimtückischer” Parasit. Fuchsbandwurmfinnen nisten sich in Leber und Lunge ein und schädigen diese Organe massiv. Eine Heilung ist kaum möglich, die Übertragung findet jedoch eher über ungewaschene, mit Fuchskot verseuchte Waldbeeren als über die Katze statt. Der bei Katzen viel häufigere, weil durch den Floh übertragene Gurkenkernbandwurm ist für den Menschen relativ harmlos. Bei der Katze hat er bei starkem Befall ein struppiges Fell, Futterverweigerung und schleimigen Durchfall zur Folge.
- Der Hakenwurm. Seine Larven werden durch Auflecken oder über die Haut aufgenommen. Sie bohren sich durch die Haut hindurch, gelangen so in die Blutbahn und über das Herz in die Lunge. Hakenwürmer gefährden vor allem Freigänger. Ein Befall kann erst nach etwa vier Wochen nachgewiesen werden. Bei starkem Befall kann es zu Abmagerung, Apathie, blutigem Durchfall, Darmentzündung, Blutarmut und Immunschwäche bis hin zum Tod kommen. Der Hakenwurm kommt weltweit vor, vor allem aber in den Tropen und Subtropen.
Der einzige für den Menschen ungefährliche Katzen-Darmparasit ist der Peitschenwurm. Bei der Katze löst er bei starkem Befall Blutarmut, blutige Darmentzündungen, Abmagerung und Kräfteverfall aus. Bei Katzenwelpen kann es zu Entwicklungsstörungen kommen.
Während Band-, Haken- und Peitschenwurm meist nur bei Freigängern und/oder Flohbefall auftreten, können Spulwurmeier auch von uns Menschen eingeschleppt werden (Schuhsohlen). Deshalb macht es Sinn, auch reine Wohnungskatzen regelmäßig auf Wurmeier untersuchen zu lassen. Hierzu sollte man ein- bis zweimal im Jahr eine Stuhlprobe (Kot von drei Tagen, da Wurmeier nicht ständig ausgeschieden werden!) zum TA bringen. Wichtig: Die Katze vorher wiegen. Wurmkuren werden nach Körpergewicht verabreicht, bei Unterdosierung nützt die Kur nichts. Die zuverlässigste Wirkung haben Wurmkuren auf adulte (erwachsene) Würmer. Neuerdings gibt es jedoch Wurmkuren, die versprechen auch Eier und Larven erfolgreich abzutöten. Zur Sicherheit sollte man aber bei stärkerem Wurmbefall nach etwa drei Wochen nochmals eine Kotprobe untersuchen lassen, um anhaltenden Befall ausschliessen oder gegebenenfalls nachbehandeln zu können. Es empfiehlt sich, das Wurmkurmittel häufig zu wechseln, um Resistenzen vorzubeugen.
Bevor Katzen, die sich in den letzten sechs bis zwölf Monaten in Herzwurmbefall-gefährdeten Gebieten aufhielten mit Wurmkuren behandelt werden, deren Wirkstoffe auch zur Herzwurmprophylaxe dienen, sollte ein Befall mit erwachsenen Herzwürmern sowie ein starker Befall mit jugendlichen Formen ausgeschlossen werden. Weitere Informationen hier zu sind unter http://www.dr-von-rhein.de/Gesundheit/Dirofilariose/dirofilariose.html zu finden.
Wird ein solcher Herzwurmbefall entdeckt, muss vor der Entwurmung zunächst eine Therapie zur Herzwurmbekämpfung durchgeführt werden, um schwerwiegende Komplikationen wie eine toxische Schockreaktion (Absterben jugendlicher Formen) oder Thrombose (Verstopfung der Blutgefäße durch abgestorbene erwachsene Herzwürmer) auszuschließen.
Deshalb sollten Sie ihren TA bei einer geplanten Wurmkur auf einen Aufenthalt ihrer Katze in einem gefährdeten Gebiet hinweisen.
Bei Freigängern ist immer eine kombinierte Spul- und Bandwurmkur angesagt, bei Wohnungskatzen kann dies nach einem Flohbefall ebenfalls nötig sein. Deshalb: Freigänger alle drei Monate entwurmen (evtl. vorher Kotproben untersuchen lassen). Wohnungskatzen brauchen nur ein bis zweimal jährlich untersucht zu werden – es sei denn, es gab einen Flohbefall (siehe 3.5.1).
3.6 Meine Katze wird alt. Was bedeutet das eigentlich?
Ab wann gilt eine Katze als “alt”? Während Katzen noch vor wenigen Jahrzehnten selten älter als zehn Jahre wurden, liegt das Durchschnittsalter heute bei zwölf Jahren, und selbst Tiere mit 15 oder gar 20 Jahren sind keine Seltenheit mehr. Manchmal findet man sogar Katzensenioren, die noch mit 25 oder 30 Jahren ein durchaus katzenwertes Leben führen. Nicht zuletzt, wie bei uns Menschen auch, auf Grund des medizinischen Fortschritts. Außerdem spielt es natürlich eine Rolle, dass heutzutage viele Katzen nur in der Wohnung gehalten werden, wo die größten “Feinde” wie z.B. Autos oder durch Revierstreitigkeiten erworbene Infektionskrankheiten wegfallen. Im Allgemeinen spricht man bei Katzen ab ca. acht Jahren von einem älteren Tier.
Ob sich eine Katze auch in hohem Alter noch fit fühlt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der genetischen Veranlagung spielen überwundene Krankheiten, Umwelteinflüsse, aber vor allem auch die Fürsorge des Besitzers eine große Rolle. Gut gepflegte Katzen sind weniger gebrechlich, wenn sie älter werden. Werden aber Krankheiten oder Verletzungen nicht beachtet, beschleunigt sich auch der Alterungsprozess.
3.6.1 Was sind typische Altersbeschwerden?
Ältere Katzen haben ein höheres Schlaf- und Wärmebedürfnis, Freigänger gehen seltener auf Tour. Weniger Bewegung führt schnell zu Gewichtszunahme, daher sollte gegebenenfalls die Futtermenge reduziert werden, um Übergewicht zu vermeiden. Der Stoffwechsel verändert sich, viele Nährstoffe werden nicht mehr so gut aufgenommen. Wichtig sind daher hochwertige Futter, die den Stoffwechsel entlasten. Das Gebiss wird schlechter, es kommt verstärkt zu Zahnstein und Zahnfleischentzündungen (siehe 3.4.11), und mit zunehmendem Alter müssen auch Zahnverluste hingenommen werden, die die Katze in der Regel aber nicht bei der Futteraufnahme behindern. Nicht selten tritt auch Verstopfung (siehe 3.4.3) auf. Ballaststoffreiches Futter und Animation zum Spiel können hier Abhilfe schaffen.
Gelenke, Muskeln, Sehnen und Knochen werden müder, Nässe und Kälte werden schlechter vertragen. Infolge dessen kann es zu Arthrose kommen. Viele Katzensenioren haben Probleme, sich zu putzen, weil die Beweglichkeit nachlässt. Hier kann Mensch mit Kamm und/oder Bürste unterstützend eingreifen. Vielleicht schafft es die Katze auch nicht mehr, ihren höher gelegenen Lieblingsplatz zu erreichen. Mit einer selbstgebauten “Treppe” kann man ihr das dennoch ermöglichen.
Immer häufiger hört man von Katzen mit Niereninsuffizienz (siehe 3.2.7). Wichtige erste Anzeichen sind verstärkter Durst und Gewichtsabnahme. Leber und Bauchspeicheldrüse werden weniger leistungsfähig, dadurch kann es zu Verdauungsproblemen kommen. Auch Herzprobleme, Harnwegsinfektionen, Diabetes mellitus (siehe 3.2.8), chronische Atemwegserkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion und Tumorerkrankungen sind weitere Krankheiten, die im Alter verstärkt auftreten.
Mit höherem Alter lassen die Sinnesleistungen nach, wobei Einschränkungen in Sehkraft oder Gehör von Katzen erstaunlich gut weggesteckt werden. Die Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und Parasiten verringert sich, weil das Immunsystem schwächer wird.
Um Altersbeschwerden rechtzeitig zu bemerken, sollte man die ältere Katze genau beobachten. Noch wichtiger als bisher ist natürlich der regelmässige Besuch beim TA. Viele TÄ bieten Altersuntersuchungen, so genannte Geriatrie-Checks an. Hier wird die Katze auf “Herz und Nieren” untersucht, es werden wichtige Bluttests gemacht, die Aufschluss über die Leistung innerer Organe geben.
3.6.2 Was ist mit dem Narkoserisiko?
Heutzutage gibt es sehr gute Narkosemittel, darunter auch solche, deren Wirkung mittels “Weckmittel” aufgehoben wird. Daher ist es in vielen Fällen durchaus vertretbar, auch alte Katzen noch zu operieren. Ein guter TA wird in so einem Fall über alle Chancen und Risiken aufklären.
3.7 Meine Katze ist allergisch
Auch Katzen haben Allergien und leiden, ebenso wie Menschen, unter ihnen. Die Symptome sind unterschiedlich und reichen von juckenden Ekzemen bis hin zu Haarverlust und Atembeschwerden. Bei Allergien reagiert der Organismus übermäßig auf eigentlich harmlose Substanzen in der Umgebung wie Blütenpollen, Hausstaub, Hausstaubmilben oder Futterbestandteile. Die erhöhte Bereitschaft zu solchen Reaktionen gilt als erblich, doch hängt es von weiteren Faktoren ab, ob es zu Krankheitserscheinungen kommt oder nicht.
Juckreiz ist eine häufige Reaktion, ist aber leider nicht immer als solcher zu erkennen. Einige Katzen lecken sich stark (was als verstärktes Putzverhalten gedeutet werden könnte), bei anderen Katzen fällt nur unterschiedlich stark ausgeprägter Haarausfall auf. Am häufigsten betroffen sind alle Stellen, an denen leicht geleckt werden kann, also Bauch, Beine, bei einigen Tieren auch der Rücken. Da keine Veränderungen der Haut selbst auftreten und sich die meisten Katzen selten bis niemals in Anwesenheit oder Sichtweite ihrer Besitzer lecken, werden zunächst häufig Verhaltensprobleme oder Hormonstörungen vermutet.
Je nach Allergieauslöser können heute auch bei Katzen recht erfolgreich Hyposensibilisierungen durchgeführt werden.
3.7.1 Futtermittelallergien
Nur rund zehn bis 15 % der Katzenallergien sind auf die Futtermittel selbst zurückzuführen. Häufiger ist eine allergische Reaktion auf Futtermilben bzw. deren Ausscheidungen (im Trockenfutter). Gerade bei der Futtermittelallergie kann es zu Magen-Darm-Problemen kommen, es tritt aber auch häufig Juckreiz im Gesichtsbereich zwischen Auge und Ohr auf (nicht verwechseln mit Ohrmilben!) oder sogar am ganzen Körper.
Um herauszufinden, ob und, wenn ja, auf welche Futter-Inhaltsstoffe die Katze allergisch reagiert, muss eine Eliminationsdiät gefüttert werden. Eine solche Diät darf nichts enthalten, was die Katze bereits einmal gefressen hat, denn allergisch reagieren kann man nur auf Stoffe, die das Immunsystem bereits kennt. Wer sich also die Mühe machen möchte, selbst zu kochen, sollte dies berücksichtigen (Kartoffeln und unbehandelter, gekochter Reis sind hier bewährt; als Eiweißquelle: Wild, Ente, Kaninchen, Ziege). Es gibt auf dem Markt eine nahezu allergenfreie Fertigdiät, diese ist sehr teuer, aber auch sehr effizient. Ferner gibt es die Möglichkeit, sich gegen Gebühr (ca. 80 EUR) an der Tiermedizinischen Hochschule in München Diätpläne erstellen zu lassen
(Ansprechpartner: PD Dr. Dr. Petra Kölle, Tel. Sprechstunde: Mo – Fr 10.00 – 12.00 Uhr, Tel. 089/2180 78780 oder per Mail tierernaehrung@tiph.vetmed.uni-muenchen.de)
Eine Ausschlussdiät dauert mindestens sechs bis zwölf Wochen, erst danach werden einzelne Bestandteile auf ihre allergene Wirkung bei der Katze getestet und zwar immer ein Futtermittelbestandteil zur Zeit über ein paar Tage gefüttert. Die Reaktion auf den Stoff erfolgt meist nicht unmittelbar, sondern erst nach zwei bis drei Tagen.
Eine kurze Anmerkung zu Futtermilben: Vielfach wird empfohlen, das Katzenfutter einzufrieren, um die Futtermilben abzutöten. Das tötet zwar die Milben, aber für eine allergische Reaktion sind selbst einzelne Teile bzw. tote Milben ausreichend. Es bliebe also nur, das Futter zu entsorgen und das nächste Mal evtl. kleinere Trockenfutterpackungen zu kaufen oder bei einem Allergiker gänzlich auf Trockenfutter zu verzichten.
3.7.2 Kontaktallergien
Die häufigste Kontaktallergie bei Katzen ist die Flohspeicheldermatitis. Ihr kann man recht einfach beikommen, indem man den Allergieauslöser, nämlich Flohspeichel, ausschaltet. Eine regelmäßige Behandlung mit Antiflohmitteln (vor allem bei Freigängern) ist hier angezeigt, damit die Flöhe die Katze nicht beißen und somit auch ihren Speichel nicht in die Haut bringen können.
Katzen können, ähnlich wie wir, auch auf verschiedene Lacke, Metalle, Pflanzen, ätherische Öle und Flüssigkeiten allergisch reagieren. Nur ist der Nachweis einer solchen Allergie ungleich schwerer. Zum Glück sind sie eher selten. Sollte eine solche Allergie vorliegen, bleibt einem nichts weiter übrig, als zu versuchen den Auslöser zu finden. Wurde ein neues Möbelstück gekauft? Gibt es Pflanzen in der Wohnung, die dafür bekannt sind, ein hohes allergisierendes Potential zu haben? Wird ein neues Putz- oder Spülmittel verwendet? Wurden die Gartenstühle im Keller neu lackiert? Manchmal bleibt leider nur der Ausweg, regelmäßig ein Antihistaminikum zu spritzen oder oral zu verabreichen. In schweren Fällen können Kortisonpräparate die letzte Chance sein. Sie dämpfen das Immunsystem und damit die Überreaktion.
3.7.3 Atemwegsallergien
Eine ererbte Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen (Atopie) gelten als zweithäufigste allergische Erkrankung der Katze. Auslöser kann z.B. Blütenstaub sein. Die Allergene gelangen auf zwei Arten in den Körper: durch die Atmung oder über die Haut. Das erste Anzeichen für eine Atopie ist Juckreiz. Da dies aber für andere Allergien genauso gilt, muss beim TA abgeklärt werden (durch Blutprobenentnahme und Laboruntersuchung), ob es sich um eine Atopie handelt. Bei Nichterkennen verschlimmert sich die Allergie meist mit steigendem Alter.
Auch hier können kortisonhaltige Medikamente Linderung verschaffen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Hyposensibilisierung. Sie kann die Antigentoleranz des Körpers erhöhen, die allergische Reaktion wird dadurch verzögert oder vermindert. Die Erfolgsquote liegt bei 50 bis 80%.
3.8 Meine Katze braucht Medikamente. Wie verabreichen?
Da die Medikamentengabe oftmals erst bei älteren Katzen nötig ist, “übt” man sie leider nicht bereits am jungen Kätzchen. Wer aber ein noch junges Kätzchen zu Hause hat, der kann es mal mit Trofu versuchen: Schnabel auf, Futterbrocken rein, Schnabel zu und warten, das Ganze täglich üben. Das wäre nämlich das Beste, um die Katze auf spätere evtl. nötige Dauermedikation vorzubereiten. Da das aber kaum ein Katzenhalter tut, stehen die meisten von uns irgendwann einmal vor der Frage: Woher zur Hölle kommen die anderen acht Pfoten bei meiner Katze?
Medikamentengabe (vor allem Pillen) bei Katzen stellt den Halter immer wieder vor neue Herausforderungen. Was eben noch klappte (Pille in Thunfisch, Wurst, Käse usw. verstecken), hat Mieze längst durchschaut. Die Brachialmethode aus der TA-Praxis sieht zwar schlimm aus, ist aber am effektivsten und am schonendsten für alle Beteiligten: Also Katze gepackt, Maul auf, Pille in den Schlund geschoben, Maul zuhalten, Kehle reiben und hoffen, dass Katz das Ding drinnen behält! Wer sich das zutraut, sollte es genau so handhaben. Wer etwas zarter besaitet ist, muss sich etwas anderes einfallen lassen.
Bei Tabletten hat es sich bewährt, diese im Mörser zu zermahlen und das Pulver unter Nassfutter zu mischen oder mit etwas Wasser vermischt und einer Spritze (ohne Kanüle!) ins Maul zu flößen. Auch die Methode, eine Pille in einer Kugel aus z.B. Thunfisch einzufrieren und diese dann, leicht angetaut, der Katze zu präsentieren, funktioniert in einigen Fällen gut. Ganz wichtig bei all diesen Aktionen: Niemals die Katze die Pille sehen lassen, nicht mal an das Teil denken! Katzen scheinen in solchen Fällen nämlich Gedanken lesen zu können ;-).
Etwas leichter gestaltet sich die Gabe von Flüssigkeiten, man kann sie entweder mit einer Spritze (ohne Kanüle) oder mit dem mitgelieferten Applikator ins Katzenmaul geben, was meist einfacher als Tablettengabe ist. Wurmkuren (zumindest gegen Bandwürmer) gibt es mittlerweile als Spot-on, und gegen Spul- und Bandwürmer gibt es Pasten, seit neuestem sogar eine, die lecker sein soll.
Wer es sich zutraut, kann seinen TA auch fragen, ob es das Medikament zum Injizieren gibt, und zu Hause selber spritzen. Für die ganz schlimmen Fälle, siehe http://www.katzennothilfe.de/felidae/gedichte/humoriges/anleitung.htm 😉
3.9 Kann ich meine Katze gefahrlos selbst behandeln?
Wie immer im Leben: Es kommt ganz drauf an. Ein harmloser grippaler Infekt, eine leichte Magenverstimmung, eine kleine Kratzwunde – dafür braucht man seine Katze nicht unbedingt dem Stress eines TA-Besuches auszusetzen (siehe auch die einzelnen Symptome unter 3.4). Voraussetzung ist jedoch immer, dass eine ernstere Erkrankung oder Verletzung ausgeschlossen ist.
Grundsätzlich gilt: Jede Selbstbehandlung und/oder die tierärztliche Behandlung begleitende und unterstützende Maßnahme sollte mit dem behandelnden TA abgesprochen werden. Er wird nur dann etwas dagegen haben, wenn er der Meinung ist, dass dem Tier damit Schaden zugefügt wird.
3.9.1 Medikamente der Humanmedizin
Alles, was Mensch für sich selbst im Arzneischränkchen stehen hat, ist zunächst einmal tabu – und zwar auch dann, wenn es sich nicht um verschreibungspflichtige Medikamente handelt. Katzen können z.B. durch eine falsche Dosierung mit Aspirin (ASS, Acetylsalicylsäure) vergiftet werden, da sie den Inhaltsstoff – im Gegensatz zum Menschen – nicht schnell genug abbauen können. Deshalb darf Aspirin nur unter tierärztlicher Anleitung verabreicht werden! Natürlich sind einige Medikamente der Humanmedizin auch für Katzen geeignet, aber welche das sind und wie sie dosiert werden müssen, das kann nur der TA im Einzelfall entscheiden. Der Gang zum TA oder wenigstens der Griff zum Telefon ist eh angesagt, wenn man der Meinung ist, eine Erkrankung medikamentös behandeln zu müssen.
3.9.2 Alternative Medizin
Logischerweise gibt es alternative, “natürliche” Heilmethoden nicht nur für Menschen, sondern auch für Katzen. Und ebenso logischerweise gilt hier das Gleiche wie bei den chemisch synthetisierten Medikamenten der Humanmedizin: Was für Menschen gut ist, kann u.U. eine Katze schwer schädigen oder gar umbringen.
Pflanzliche Heilmittel (Phytotherapeutika): Sie wirken auf den Organismus der Katze nicht automatisch genauso wie auf den menschlichen Organismus. Als Beispiel sei hier das ätherische Öl der Nadelbäume genannt: Was unseren Atemwegen gut tut, kann für die Katze tödliche Folgen haben, denn die darin enthaltenen Terpene sind für sie hochgiftig. Noch stärker gilt das für das beliebte und sogar zur Floh- und Zeckenbekämpfung angebotene Teebaumöl: Finger weg, es ist Gift für Katzen (Näheres dazu ist unter http://people.freenet.de/sindern/teebaum.html zu finden)! Pflanzliche Heilmittel sind auch nicht per se harmlos und unschädlich. In den meisten Fällen handelt es sich um hochwirksame Medikamente. Unerwünschte Nebenwirkungen sind also möglich, und bei falscher Anwendung oder Dosierung können sie heftig schaden.
Homöopathika: Die klassische Homöopathie ist nicht zur Selbstbehandlung geeignet. Der Homöopath sieht sich den Patienten sehr genau an und wählt anhand einer sehr umfassenden Untersuchung und Betrachtung das nur für diesen Patienten richtige Homöopathikum aus. Wenn lediglich aufgrund eines einzelnen Symptoms ein Homöopathikum empfohlen wird: Finger davon! Ein Symptom wie Husten z.B. kann enorm viele verschiedene Ursachen haben, von harmlos bis lebensbedrohlich. Kein echter Homöopath wird aufgrund einer so nichtssagenden Angabe wie Husten ein Homöopathikum empfehlen.
Allerdings ist nicht alles, was sich Homöopathie nennt, auch wirklich Homöopathie. Viele pflanzliche Medikamente werden homöopathisch hergestellt, aber phytotherapeutisch verwendet. Das betrifft vor allem Urtinkturen und Potenzen im unteren D-Bereich. Hier gilt wieder dasselbe wie bei den pflanzlichen Heilmitteln: Sie sind wirksam, teils hochwirksam, können unerwünschte Nebenwirkungen haben und bei falscher Dosierung oder Anwendung schaden.
Bachblüten: Bachblüten sind kein Medikament. Sie sind grundsätzlich nicht zur Behandlung von Krankheiten gedacht und geeignet. Wer sie zur Bekämpfung übergroßer Ängstlichkeit, Unruhe, Aggression, Eingewöhnungsschwierigkeiten oder Pinkelproblemen geben will, sollte sich einschlägige Literatur besorgen und in der Apotheke stets um die alkoholfreie Variante bitten. Bachblüten sind unschädlich – solange durch ihren Einsatz eine notwendige tierärztliche Behandlung nicht hinausgezögert wird. Bei vermeintlich psychischen Problemen sollte daher immer auch an eine mögliche körperliche Ursache gedacht und diese abgeklärt werden.
3.10 Wie finde ich einen guten Tierarzt/eine geeignete Tierklinik?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, da jeder andere Maßstäbe für die Auswahl des TA ansetzt. Sinnvoll ist es sicher, im Freundes- und Bekanntenkreis nachzufragen, ob jemand positive oder negative Erfahrungen mit einem TA gemacht hat. Wenn auch auf diesem Wege keine Erfahrungen zu sammeln sind, dann hilft meistens nur ein Blick in die Gelben Seiten. Sinnvoll ist es, bei dem ausgewählten Arzt einen Termin auszumachen. Wenn man in die allgemeine Sprechstunde ohne Voranmeldung kommt, dann kann es durchaus sein, daß sich der Arzt nicht so viel Zeit nehmen kann, wie man es für ein erstes Kennenlernen wünscht.
3.11 Was kostet eine Behandlung?
Die Kosten für den TA werden durch die Tierärztegebührenordnung (GOT) festgelegt. Für eine Behandlung unter “normalen” Umständen muss mindestens der einfache, maximal der dreifache Satz der GOT bezahlt werden. Besondere Umstände, wie z.B. ein Nachteinsatz, werden mit höheren Gebühren abgegolten. Aber auch hier nennt die GOT den Rahmen, in dem sich die Preise bewegen müssen. Die derzeit gültige Version stammt vom 1. August 1999 und ist unter http://www.vetdomain.de/Sites/gebuehrenordnung1999.htm nachzulesen.
3.12 Wie finde ich einen guten Tierheilpraktiker?
Das ist alles andere als einfach, weil sich auf diesem Gebiet eine Menge Scharlatane und Betrüger tummeln, die nur auf das Geld gutgläubiger und verzweifelter Tierhalter aus sind.
Zunächst einmal ist die Bezeichnung Tierheilpraktiker kein geschützter Begriff. Wer immer will, darf sich so nennen und Tiere “behandeln”. Medizinische Kenntnisse sind nicht nötig.
Die Wirksamkeit der meisten Behandlungsmethoden, die von Tierheilpraktikern praktiziert werden, ist nicht nachgewiesen. Das soll nicht heißen, dass sie in jedem Fall nutzlos sind. Es gibt aber bisher keine Beweise für ihren Nutzen.
Für die Wahl des “richtigen” Tierheilpraktikers können hier nur Anhaltspunkte gegeben werden. Er sollte:
- mehr als nur oberflächliche (tier-) medizinische Kenntnisse haben
- mehrere Jahre Erfahrung in einer Fremdpraxis gesammelt haben, bevor er seine eigene Praxis eröffnet
- bereit sein, mit einem TA zusammenzuarbeiten
- von vornherein auf die Grenzen seiner Möglichkeiten hinweisen – ein seriöser Tierheilpraktiker behauptet niemals, z.B. FIP, feline Leukämie oder eine chronische Niereninsuffizienz heilen zu können
- umgehend an einen TA verweisen, wenn eine Krankheit vorliegt, gegen die er nichts ausrichten kann
- sich den Patienten auf jeden Fall selbst ansehen und gründlich untersuchen – Fernbehandlung ist immer und in jedem Fall Scharlatanerie und außerdem nach dem Heilmittelwerbegesetz (HWG § 9) verboten
- nicht gleich auf jeden “neuen Zug” aufspringen. Wenn er jede in der aktuellsten Illustrierten als sensationelle Neuentdeckung angepriesene Methode noch am selben Tag aufgreift und als Nonplusultra verkauft, weiß er mit Sicherheit nicht, was er tut.
Ideal wäre ein guter TA mit naturheilkundlicher Zusatzausbildung.
3.13 Wenn gar nichts mehr hilft…
Manchmal kommt der Augenblick, an dem man am Ende aller Heilkunst angelangt ist. Hier steht der Mensch vor der sehr schweren Entscheidung, ob er seine Katze einschläfern lassen soll. Bei einer Krankheit ist häufig der Rat eines zweiten TA sinnvoll, um eine endgültige Entscheidung mit größerer Sicherheit treffen zu können. Letztlich sollte immer das Wohl des Tieres, nicht das des Menschen im Vordergrund stehen. Es ist nicht leicht, sich von einem langjährigen Lebensbegleiter zu trennen, aber dies wird durch die ersparten Leiden der Katze aufgewogen.
3.13.1 Der Tod eines Tieres
Leider gehört der Tod zum Leben. Und uns ist immer nur eine kurze Zeit mit den Tigern vergönnt. Wenn es so weit ist, müssen wir sie gehen lassen, auch wenn es schwer fällt. Wenn ihr noch andere Tiere habt, gebt ihnen bitte die Gelegenheit, sich ebenfalls zu verabschieden. Lasst sie den leblosen Körper beschnuppern und auf ihre Art Lebewohl sagen.
Nach einer gewissen Zeit denkt ihr bestimmt auch an eine andere Katze. Es ist kein Ersatz, und es ist keine Treulosigkeit, wenn ihr einer anderen Katze ein Zuhause gebt. Im Gegenteil, viele Katzen warten sehnsüchtig auf eine neue Heimat. Und euer Herz ist groß genug.
3.13.2 Meine Katze muss eingeschläfert werden? Wie geht das vor sich?
Um das Leben einer Katze zu beenden, benutzt der TA gewöhnlich eine von drei Methoden.
Die einfachste Variante ist die Überdosierung eines normalen Narkosemittels. Nach der Injektion schläft das Tier langsam ein, bis alle Lebensfunktionen erlöschen.
Die zweite Variante besteht aus der Gabe von zwei Spritzen: Die erste enthält ein Narkosemittel in normaler Dosierung, die zweite das eigentliche Gift (häufig T61 oder Eutha77). Die Narkose ist in diesem Fall unbedingt erforderlich, da die Gifte ohne Narkose zu einem qualvollen Ersticken führen würden.
Die dritte Methode ist umstritten. Bei dieser wird das Gift direkt in das Herz gespritzt. Wenn es funktioniert, ist das Tier binnen Sekunden gestorben. Jedoch setzt diese Methode große Erfahrung beim TA voraus. In drtk wurde schon mehrfach von Vorfällen berichtet, bei denen der TA das Herz nicht richtig getroffen hatte und die Katze noch unnötige Schmerzen vor ihrem Tod erleiden musste.
3.13.3 Darf ich meine Katze im Garten begraben?
Viele Katzenhalter wollen ihr totes Tier nicht einfach beim TA zurücklassen, da dieser es normalerweise in eine Tierkörperbeseitigungsanstalt bringen lässt. Grundsätzlich ist das Begraben des Tieres im eigenen Garten erlaubt, wenn dieser nicht in einem Wasserschutzgebiet liegt. Zusätzlich gilt, dass das Tier mit einer mindestens 50 cm starken Erdschicht bedeckt werden muss. Geregelt wird dies durch den Paragraf 5 des Tierkörperbeseitigungsgesetzes, das in Deutschland bundesweit gültig ist.
Wenn man keinen eigenen Garten hat, in dem man sein Tier begraben könnte, dann existiert noch die Möglichkeit, das Tier einäschern zu lassen (TA nach entsprechenden Unternehmen fragen) oder ein Grab auf einem Tierfriedhof zu kaufen. Eine Liste von Tierfriedhöfen, sortiert nach Postleitzahlen, hat Birgit Lötzerich auf http://www.loetzerich.de/Abschied/Tierfriedhofe/tierfriedhofe.html zusammengestellt.
3.13.4 Wo finde ich die Geschichte von der Regenbogenbrücke?
Die “Regenbogenbrücke” ist ein kleines Gedicht, welches den Halter eines verstorbenen Tieres in seinem Schmerz etwas trösten möchte. Im Web existieren verschiedene Versionen. Das Original ist von Paul C. Dahm, erschienen in seinem Buch “The Rainbow Bridge”, 1997.
4.1 Sterilisieren oder Kastrieren?
Ein populärer Irrtum ist, dass Kater kastriert und Kätzinnen sterilisiert werden. Die beiden Begriffe bezeichnen unterschiedliche Operationen: Bei der Kastration werden die Keimdrüsen (Eierstöcke, Hoden) entfernt. Bei der Sterilisation hingegen bleiben sie erhalten, jedoch werden Ei- oder Samenleiter durchtrennt. Bei Katzen ist die Kastration seit Jahren allgemein üblich. Im Gegensatz zur Sterilisation, bei der lediglich Verhinderung von ungewollten Schwangerschaften im Vordergrund steht, wird bei der Kastration auch in den Hormonhaushalt und damit in das Verhalten des Tieres eingegriffen. Hiermit wird zum einen ein dem Menschen unangenehmes Verhalten unterdrückt (z.B. das Markieren mit Urin), zum anderen wird ernstzunehmenden.
4.2 Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Kastration?
Ein Richtwert ist das Alter von 6 Monaten. Jugendliche Freigänger und junge Katzenpärchen sollten jedoch früher kastriert werden. Die erste Rolligkeit einer Kätzin kann bereits im Alter von 4-5 Monaten stattfinden und muss keineswegs abgewartet werden. Im Gegenteil ist es sogar günstiger, wenn die Kastration vorher stattfindet.
Sorgen, eine “zu früh” vorgenommene Kastration könnte der Entwicklung einer Katze schaden sind unbegründet. Das weit verbreitete Vorurteil, ein Kater könnte durch einen frühen Kastrationszeitpunkt später Probleme mit den Harnwegen bekommen ist zweifelsfrei widerlegt: für die Harnwegsentwicklung spielt Testosteron keine Rolle. Auch Größe und Körperbau sind genetisch bedingt und nicht von Geschlechtshormonen abhängig.
Seit Jahrzehnten werden Frühkastrationen (Kastrationsalter bis ca. 14 Wochen) in den USA aus Tierschutzgründen praktiziert – um sicherzustellen, dass das Katzenelend nicht durch weiteren unerwünschten Nachwuchs vergrößert wird. Darüberhinaus haben Frühkastrationen weitere Vorteile für die Katze, z.B. ist die Operation kürzer, einfacher und wird besser vertragen. Frühkastrationen werden auch im deutschsprachigen Raum mit steigender Tendenz durchgeführt, wobei es um die praktische Erfahrung von Tierärzten diesbezüglich noch unterschiedlich bestellt ist. Entschließt man sich zu einer Frühkastration, sollte man unbedingt einen Tierarzt wählen, der auf diesem Gebiet erfahren ist.
4.2.1 Besonderheiten bei Kätzin und Kater
Während einer Rolligkeitsphase sollte möglichst keine Kastration durchgeführt werden, da Eierstöcke und Gebärmutter stark durchblutet sind. Ist es unumgänglich, muss auf jeden Fall der Tierarzt von dem Zustand unterrichtet werden, damit er sich darauf einstellen kann.
Auch eine trächtige Katze kann noch kastriert werden. In dem Fall (möglichst frühzeitig, wenn die Föten noch klein sind) wird die Gebärmutter komplett entfernt. Das hört sich nicht gut an, ist aber manchmal für die Katze besser. Eventuell ist sie noch zu jung, oder es drohen Missbildungen aufgrund von Inzucht.
Bei einer Kater-Kastration ist zu bedenken, dass der Kater trotz Kastration noch ca. sechs Wochen – in Einzelfällen auch länger – zeugungsfähig sein kann!
4.3 Was spricht für eine Kastration?
Es gibt viele Katzen, die in Tierheimen und bei privaten Tierschützern auf ein neues Zuhause warten. Und es gibt viele Katzen, die ungeliebt und allein auf sich gestellt versuchen, durch ihr viel zu kurzes Leben zu kommen. Es muss nicht sein, dass nur, weil jemand gern mal Katzenbabys haben möchte, noch mehr Tiere produziert werden.
Kommen wir zu “handfesteren” Gründen:
Der unkastrierte Kater …
- markiert sein Revier. Und die Duftmarke wirkt auf die Menschen ziemlich penetrant.
- kämpft hart um Reviergrenzen und rollige Weibchen. Das hat häufig hohe TA-Rechnungen zur Folge, abgesehen von den schmerzenden Wunden, die sich der Kater mitunter durch diese Kämpfe einhandelt. Dazu kommt ein erhöhtes Risiko, sich durch die Kämpfe mit FeLV (Felines Leukämie Virus, also Leukämie/Leukose) oder FIV (Felines Immunschwäche Virus) zu infizieren.
- stromert auf der Suche nach rolligen Weibchen.
Die unkastrierte Katze …
- wird regelmäßig rollig. So eine Rolligkeit mag ja ganz putzig auf die Menschen wirken. Aber für die Katze ist es Stress. Wird ihre Rolligkeit nicht befriedigt, wird sie schnell wieder rollig. Es droht eine Dauerrolligkeit. Sie isst kaum noch, wird nervös, vernachlässigt ihre Körperpflege.
- trägt als Draußenkatze ebenfalls ein erhöhtes FeLV-und FIV-Risiko durch die Nachstellungen der Kater (insbesondere durch den Nackenbiss des Katers bei der Paarung).
- kann krankhafte Veränderungen an der Gebärmutter bekommen (Krebs, dazu siehe auch 5.1).
4.4 Woran erkennt man die Geschlechtsreife?
Der Kater beginnt oft damit, sein Revier zu markieren. Das kann leider auch in der Wohnung passieren. Beim Markieren wird Urin mit Duftstoffen (recht penetrant für Menschennasen) meist schräg nach oben gegen eine Fläche (Wand, Schrank, Sofa, Baum, Hausecke…) gespritzt. Der Schwanz ist nach oben abgespreizt, und die Hinterpfoten treteln (oder pumpen). Auch der Urin in der Katzentoilette riecht durch die Duftstoffe streng.
Dazu kommt häufig ein typisches Revierverhalten, d.h. es beginnt die Zeit der Katerkämpfe um Revier und Weibchen.
Eine Kätzin wird rollig. Dieser Begriff ist durchaus wörtlich zu nehmen. Jeder wird eine rollige Katze erkennen, auch wenn er nicht weiß, wie das im Detail aussieht: Die Katze rollt sich auf dem Boden, streckt das Hinterteil hoch und spreizt dabei den Schwanz ab. Sie bietet sich förmlich an. Dazu kommt ein lautes Gurren und Rufen nach einem potenten Kater, was durchaus schon mal als Lärmbelästigung aufgefasst werden kann.
Auch rollige Katzen markieren. Es kommt sogar vor, dass sie in Katermanier gegen Flächen spritzen. Meist sind es aber kleine Pfützen, die der Katzenmensch an unerwünschten Stellen findet.
Eine Rolligkeit dauert ca. fünf bis sieben Tage.
4.5 Wie kann ich uns auf die Geburt und die Zeit danach vorbereiten?
Für eine Katze sind Trächtigkeit und Geburt ein völlig natürlicher und meistens unkomplizierter Vorgang. Trotzdem sollte man auf ungewöhnliche Anzeichen achten, die andeuten könnten, dass etwas nicht ganz richtig läuft. Im Zweifelsfall ist der TA der richtige Ansprechpartner – vor, während und nach der Geburt.
4.5.1 Unsere Katze ist trächtig. Wie sorgen wir für sie?
Handelt es sich um eine Rassekatze, die zu diesem Zweck zum Kater gebracht wurde, ist die Errechnung des Geburtstermines sehr einfach. Die Tragezeit einer Katze beträgt durchschnittlich 62-65 Tage (die Extremwerte sind 58-71 Tage). Schwieriger wird es, wenn die (freilaufende) Katze, die eigentlich demnächst hätte kastriert werden sollen oder eigentlich noch viel zu jung für Derartiges ist, plötzlich ruhiger wird und ein immer dickeres Bäuchlein bekommt. Dann kann man den Wurftag nur ungefähr schätzen. Allerdings kann der TA auch eine trächtige Katze kastrieren (siehe 4.2.2).
Während der Trächtigkeit wird die Katze mit dem gewohnten, hoffentlich hochwertigen Futter gefüttert wie immer (sie braucht ebensowenig wie eine Schwangere “für zwei” zu essen). Allerdings ist der erhöhte Kalziumbedarf zu berücksichtigen, ein geeignetes Präparat empfiehlt evtl. der TA. Sollte die Katze während der Trächtigkeit Krankheitsanzeichen zeigen oder gar Blut verlieren, ist sofort der TA aufzusuchen.
4.5.2 Geburt
Man sollte auf jeden Fall zu Hause sein, wenn die Katze wirft. Urlaubstage sind entsprechend einzuteilen. Auch bei einer Katze, die schon öfter problemlos geworfen hat, können unerwartete Schwierigkeiten auftreten. Am besten bespricht man sich vorher mit dem TA, um ihn bei Problemen erreichen zu können. Wenn man zum ersten Mal eine Katzengeburt erlebt, ist es am günstigsten, sich des Beistandes einer erfahrenen Person zu versichern und diese mit Versprechungen von Kaffee und Kuchen ins Haus zu locken.
Als Wurflager und Kinderstube eignet sich sicher ein entsprechend großer Pappkarton (mit abnehmbarem Deckel und Eingang), aber ein Korb, mit einem Polster und einem selbstgemachten abnehmbaren Himmel sieht als Katzenkinderstube doch hübscher aus. Als Einlage während der Geburt eignen sich am besten Bettnässereinlagen, die man in der Apotheke erhält. Desinfektionsmittel (am besten Sterillium, Apotheke), saubere Tücher (und Küchenrollen) und eine kleine scharfe Schere sollten zur Hand sein. Wichtig ist auch eine Gramm-genaue Waage.
Obwohl in Katzenbüchern oft zu lesen ist, dass Katzen die bevorstehende Geburt durch Unruhe oder Einstellen der Futteraufnahme anzeigen, ist das nicht immer so. Ich kenne eine Katze, die sich zehn Minuten vor der Geburt ihres ersten Kindes (insgesamt waren es dann sieben) noch kräftig den Bauch vollgeschlagen hat. Knapp vor dem Geburtstermin wird die Katze nun wirklich unruhig, hechelt und putzt sich vermehrt die Geschlechtsteile.
Normalerweise wird das Kätzchen in der Fruchtblase geboren, die die Kätzin sofort aufreißt, um das Kleine trockenzulecken. Die Nachgeburt wird gefressen und dabei die Nabelschnur abgekaut (länger als 2 cm sollte sie nicht sein, damit sie sich nicht um ein Beinchen des Neugeborenen wickeln kann). Hört die Katze nicht auf zu kauen und kommt zu nahe an das Bäuchlein des Kleinen, nimmt man es ihr weg. Wenn sie das Kleine nicht auspackt, Fruchtblase aufreißen, abnabeln (die Nabelschnur möglichst ein wenig massieren vor dem Abschneiden) und, wenn das Kätzchen nicht atmet, ausschütteln (bitte vorher unbedingt zeigen und erklären lassen). Übertragene Kätzchen überleben Sauerstoffmangel nach der Geburt viel schlechter (geringe Herzglykogenreserve), deshalb sollten spätestens am 69. Tag die Kätzchen notfalls durch einen Kaiserschnitt geholt werden.
Meist kommen die Jungtiere in Abständen von einer halben bis einer Stunde, es können aber auch Stunden dazwischen sein. Wenn die Kätzin in diesen Pausen keine Wehen hat, verläuft alles normal. Sollte sie aber über längere Zeit (ab ca. 1 Std.) Wehen haben, ohne dass ein Kind erscheint, bitte den TA anrufen!
Zu jedem Kätzchen gehört eine Nachgeburt; wenn eine fehlt, TA kontaktieren. Eine im Körper verbliebene Nachgeburt kann schlimme Folgen haben.
4.5.3 Aufzucht
Nun ist die Geburt vorbei, das Körbchen mit einer frischen Einlage versehen, im Idealfall trinken alle Kätzchen tretelnd, dabei geschwind ihre Geschwister wegschubsend, und die junge Mutter schnurrt beruhigend. Die Kätzchen sind gewogen und ein Geburts- und Aufzuchtprotokoll angelegt, denn die Kleinen sollen die ersten Wochen täglich zur selben Zeit gewogen werden, damit man sofort sieht, wenn eines nicht zunimmt. Waage, Wurfkorb, Menschenhände – alles wird peinlich sauber gehalten und desinfiziert. Besucher der Wöchnerin schauen mit den Augen, nicht mit den Händen. Ebenso Kinder, die zwar beobachten und die Mama streicheln, jedoch die Kätzchen nicht herausnehmen und herumtragen dürfen. Die Kätzin verliert einige Tage noch ein wenig Blut. Bis das vorbei ist und solange die Nabelschnüre noch nicht abgefallen sind (nach ca. sechs Tagen), wird die Einlage des Wurflagers täglich gewechselt. Bei den geringsten Anzeichen von Erkrankungen von Mutter oder Kindern muss sofort der TA kontaktiert werden.
In der ersten Lebenswoche nehmen die Kleinen etwa 1-2 g täglich zu. Mit vier Wochen sollten sie zwischen 350 und 500 g schwer sein, wobei die Mädchen meist leichter sind als die Kater. Mit neun bis zehn Tagen öffnen sie die Augen (sollten sie sich nicht öffnen oder gar die Lider anschwellen, TA kontaktieren). Die Mutter nimmt beim Putzen Kot und Urin auf (dadurch bleibt das Nest sauber und geruchlos für Feinde), solange die Kleinen sich nur von Muttermilch ernähren. Die Mutter sollte weiterhin Kalzium erhalten und ausreichend fressen. Wenn meine Anna nicht fressen wollte, stellte ich ihr das Futter in den Wurfkorb. Da sie es als nicht geeignet für ihre Kinder einstufte, futterte sie sofort das Schüsselchen leer.
Ehe die Kleinen vier Wochen alt sind, sollten sie neben dem Wurfkorb ein Kinderklo (flache, kippsichere Schale, kein Klumpstreu, da es gerne gefressen wird) finden. Ich weiß noch, wie so ein kleiner Mann laut jammernd und entsetzt das Würstchen anstarrte, das da plötzlich aus ihm herauskam. Meist wird das Klo gerne benutzt, vor allem zum Spielen. Dafür benutzte eines unserer Katzenkinder hartnäckig die Trockenfutterschale als Klo (hat sie sich aber bald wieder abgewöhnt).
Ab etwa vier Wochen verlassen sie ihr Körbchen und beginnen, ihre Umgebung zu erforschen. Da sie aber die Gewohnheit haben, den Menschen auf Schritt und Tritt zu folgen, ist es am besten, ihre Aktivitäten vorerst auf einen Raum zu beschränken, damit man nicht auf sie tritt. Wir haben deshalb in die offene Türe eines Zimmers ein ca. 20 cm hohes Brett geklemmt, über das die Mutter hüpfen konnte, nicht aber die Kinder, und dadurch verhindert, dass die Kleinen in der Wohnung herumlaufen und sich an den unmöglichsten Stellen zum Schlafen niederlassen.
Als Erstfutter eignet sich gutes Katzenfutter (siehe Kapitel 2). Wenn die Mutter nicht mehr so viel säugt, sollte man die Kleinen fünfmal am Tag füttern: abwechselnd Futter und Brei aus Kondensmilch und Hefeflocken, versetzt mit Kalzium und Vitaminen.
Zum Impfplan siehe 3.3. Der Zeitpunkt der ersten Entwurmung richtet sich nach den Lebensumständen der Mutterkatze. Welpen von Freigängerinnen sollten so früh wie möglich, evtl. schon mit zwei Wochen, erstmals entwurmt werden, alle anderen kurz vor den ersten Impfungen.
Wenn die Kleinen abgegeben werden sollen, sieht man sich rechtzeitig (d.h. sobald sie geboren sind) nach geeigneten Plätzen um. Ihre neuen Halter dürfen sie zwar besuchen, aber erst mitnehmen, wenn sie zwölf Wochen alt sind. Dass nur der beste Platz mit den nettesten Menschen gut genug ist, versteht sich von selbst. Auch bei Hauskätzchen sollte man sich zumindest die Impfkosten ersetzen lassen. Dieser Beitrag ist für gute künftige Katzeneltern sicher selbstverständlich.
4.6 Mutterloses Junges – was nun?
Kommt man in die Verlegenheit, ein mutterloses Kätzchen aufziehen zu wollen oder müssen, gibt es einige Dinge, die unbedingt zu beachten sind. Grundsätzlich allerdings unterscheidet sich die Versorgung eines Katzenbabys nicht sehr von der eines menschlichen Kindes.
Als obersten Grundsatz (wie immer bei der Tierhaltung) sollte man wohl nehmen, dass der TA einer deiner besten Freunde ist! Mit dem Kätzchen sollte man sich also schnellstmöglich zu ihm begeben. Erstmal muss das Kleine gründlich untersucht werden und dann mit Sicherheit eine Behandlung gegen Parasiten – innere wie äußere – bekommen. Auch eine Unterstützung des Immunsystems ist in vielen Fällen anzuraten (Baypamun).
Hat man das solcherart grundversorgte Kätzchen dann zu Hause, braucht es viel Wärme. Eine schlichte Wärmflasche ist nicht so gut, weil die Wärme nicht gleichbleibend ist und relativ schnell nachlässt. Am besten hat sich eine so genannte “Ferkellampe” bewährt; das ist eine große Rotlichtlampe, die man für wenig Geld z.B. im landwirtschaftlichen Handel bekommt. Diese Lampen können, im Gegensatz zu “normalen” kleinen Rotlichtlampen, auch im Dauereinsatz sein, ohne dass sie schmelzen. Die Ferkellampe wird mit ihrer Kette etwa 60 Zentimeter über dem Kätzchen aufgehängt (Temperatur im Auge behalten!) und spendet tage- oder auch wochenlang gleichbleibende Wärme. Wenn das Kleine ein bisschen größer ist und nicht mehr ganz so viel Wärme benötigt, sollte es allerdings eine Ausweichmöglichkeit haben und sich auch außerhalb des unmittelbaren Strahlbereichs der Lampe hinlegen können. (Übrigens sind diese Ferkellampen auch bei erwachsenen kranken oder angeschlagenen Tieren sehr hilfreich!)
Als Aufenthaltsort für das Kätzchen haben sich z.B. große Kaninchenkäfige bewährt. Dort ist es sicher untergebracht, kann am Leben der Familie teilnehmen und hat genügend Platz, sich ein wenig zu bewegen. Auch ein Mini-Katzenklo und später Futter- und Wasserschüsselchen finden darin Platz.
Je nachdem, wie alt das Kätzchen ist, benötigt es etwa alle zwei Stunden Milch. Am besten besorgt man sich spezielles Katzenaufzuchtmilchpulver beim TA. Es wird für jede Fütterung frisch mit warmem Wasser angerührt. Wie bei menschlichen Babys ist die richtige Temperatur sehr wichtig! Sehr kleine Katzenwelpen muss man vielleicht erst mit einer kleinen Einwegspritze (ohne Kanüle) füttern, ihnen jeweils ganz wenige Tröpfchen vorsichtig ins Mäulchen träufeln, bis pro Mahlzeit etwa 5-10 ml getrunken wurden. Etwas größere Babys kommen meist mit speziellen Aufzuchtfläschchen (aus dem Tierbedarfshandel) prima zurecht. Vielfach werden auch einfach die kleinen Milchfläschchen benutzt, in denen Liebesperlen angeboten werden. Bei beiden Flaschenarten muss man auf eine angemessene Größe des Schnullerloches achten. Wenn es zu groß ist, verschlucken sich die Kleinen leicht. Man muss natürlich peinlich auf Hygiene achten, immer sauber ausgewaschene Flaschen und Schnuller sind sehr wichtig!
Nach der Mahlzeit gilt es, eine weitere, wichtige Aufgabe der Katzenmama zu übernehmen: Die Verdauung des Kätzchens anregen! Dazu muss das Bäuchlein sanft massiert werden, mit kleinen, streichelnden Bewegungen, immer nach unten, dem Schwänzchen zu. Nimmt man dazu in warmem Wasser ausgedrückte Wattebäusche, kann man damit gleich prima den abgegebenen Urin und Kot aufnehmen und das Hinterteilchen schön abwaschen. Das Kleine bitte danach gleich wieder trocknen, sonst entzieht die Verdunstungskälte zu viel Körperwärme.
Im Alter von etwa drei Wochen ist das Katzenkind dann so weit, langsam mit festerer Nahrung bekannt gemacht zu werden. Eine gute Methode besteht darin, dem Kleinen erstmal seine gewohnte Milch auf einer Untertasse anzubieten. Es wird zunächst hineintapsen, schnuppern und gar nicht wissen, was es damit anstellen soll. Wenn man immer wieder seine Fingerspitze in die Milch taucht und dann zum Ablecken/Absaugen anbietet, wird das Tierchen irgendwann begreifen. Aber bitte nicht von einem Moment zum anderen erwarten, dass das Katzenkind “umsteigt”. Es wird sicherlich ein paar Tage dauern, bis es die Fläschchen gar nicht mehr braucht!
Hat das Kleine begriffen, worum es geht, kann man anfangen, ganz langsam vermustes Katzenkinder-Dosenfutter unter die Milch zu mischen und den Anteil allmählich zu steigern. Manche Tierchen lernen das sehr schnell und mögen dann auch bald kein Fläschchen mehr. Manche tun sich schwer damit. Evtl. muss man tricksen, indem man dem Katzenkind beispielsweise winzige Bröckchen des Dosenfutters in die Mundwinkel schmiert und darauf wartet, dass es beim Putzen auf den Geschmack kommt. Ein wichtiges, auch in dieser Phase immer wieder benötigtes Utensil ist ein weiches Handtuch. Bei kleinen Kätzchen muss man eigentlich ständig irgendwas abwischen und säubern.
Die Erziehung zur Sauberkeit läuft fast von allein. Bis zum Alter von etwa drei Wochen muss man mittels Wattebäuschen und ständigem Wechseln der Unterlagen nachhelfen, aber dann geht es gewöhnlich ganz schnell, dass das Kleine selbstständig das Katzenklo aufsucht: Sowie es mobil genug auf den eigenen Beinchen ist, muss man es ihm eigentlich nur ab und zu zeigen.
Wenn man auf seinen gesunden Menschenverstand hört, das Kleine jede Woche dem TA vorstellt und nicht erwartet, dass immer alles nach (Zeit-) Plan geht, ist die Katzenaufzucht eine lohnende und schöne Sache.
4.7 Bekommen kastrierte Kater dickere Köpfe?
Nein. Das ist Unsinn.
4.8 Meine Katze ist trotz Kastration rollig
Es ist zwar selten, kann aber leider passieren. Wenn neben den Eierstöcken noch versprengtes Eierstockgewebe vorhanden ist, werden weiterhin Hormone produziert, die die Katze rollig werden lassen. Eine erneute Operation ist aus den unter 4.3 genannten Gründen angebracht. Unter Umständen nimmt der TA auch die Gebärmutter heraus.
4.9 Kann ich nicht die Pille geben?
Die Pille ist recht umstritten. Für einen kurzen begrenzten Zeitraum ist es sicher kein Problem. Aber zum einen wurde bei manchen Katzen festgestellt, dass die Pille mit der Zeit keine Wirksamkeit mehr zeigt. Und zum anderen können sich bei permanenter Pillengabe hormonabhängige Krebserkrankungen oder Gebärmuttervereiterungen entwickeln. Daher sollte man eine Katze besser kastrieren lassen.
5.1 Meine Katze pinkelt nicht ins Klo, was soll ich tun?
Wenn eine Katze plötzlich unsauber wird, sollte man zu Ergründung folgenden Fragenkatalog beantworten:
- Seit wann tritt das Problem auf? Um den Grund eines möglichen Protestpinkeln herauszufinden, muss man einfach so genau wie möglich die Katze beobachten.
- Besuch beim TA. Es könnte z.B. eine Blasenentzündung vorliegen, die Katze gibt dem Klo die Schuld an den Schmerzen beim Wasserlassen und hofft, es sei anderswo angenehmer.
- Ist die Katze kastriert? Wird die katze geschlechtsreif kann es zum Markieren des Reviers kommen. Nach der Kastration sollte dieses Problem behoben sein, nur in seltenen Fällen wird trotzdem weiter markiert. Dannl muss man wohl damit leben.
- War die Katze vorher Freigänger? Oftmals zeigt eine Katze ihren Unmut über gestrichenen Freigang mit Protestpinkeln an. Abhilfe kann hier fast nur durch erneuten Freigang geleistet werden. Es ist mir aber auch ein Fall bekannt, wo das Füllen des Katzenklos mit ganz profanem Kies das Problem gelöst hat.
- Veränderungen im Wohnbereich; Katzen sind Gewohnheitstiere, und oftmals hassen sie nichts mehr als Veränderungen in ihrem Revier. Darunter können fallen:
- Umzug in eine neue Wohnung
- Kauf neuer Möbel
- Umstellen der Möbel
- Umstellen der Katzenmöbel
- neue(r) Lebensgefährte/-in
- neues Katzenklo
- anderer Aufstellort desselben
- Umstellung der Katzenstreu
- Ist ein neuer Spielkamerad eingezogen? Oftmals zeigt eine Katze Abneigung oder Eifersucht gegen einen neuen Kumpel durch Protestpinkeln an. Da hilft eigentlich nur: Augen zu und durch. Wenn es gar nicht geht, muss ein neuer Platz für den Kumpel gefunden werden.
- Ist das Katzenklo der Katze sauber genug? Als Abhilfe könnten wirken:
- Reinigung des Katzenklos mehrmals täglich
- Aufstellen eines weiteren Klos
- Verschiedene Streus ausprobieren
- Ist das Katzenklo zu sauber? Dagegen hilft Auswaschen nur mit heißem Wasser und evtl. wenig Neutralseife. Keine scharfen Putz- oder Desinfektionsmittel verwenden, die die Katzennase beleidigen.
5.2 Die Katze ist aggressiv
Eine Katze kann auf die unter 5.1 genannten Punkte auch mit Aggressivität reagieren. Auch hier gilt: So genau wie möglich beobachten.
Es könnte natürlich auch sein, dass sie aus Angst aggressiv reagiert. Dann hilft Geduld, Geduld und noch mal Geduld. Ist die Katze neu eingezogen, muss sie sich natürlich erst an die neue Umgebung, die dort lebenden Tiere und Menschen gewöhnen. Am besten lässt man der Katze erst mal ihre Ruhe. Empfehlung: In gewissen Abstand hinsetzen, die Blickrichtung nicht direkt zur Katze, und mit ruhiger, leiser Stimme irgendwelche Geschichten erzählen, aus einem Buch oder der Zeitung vorlesen. Sobald sich die Katze akklimatisiert hat, siegt i.d.R. ihre Neugier.
Weniger Aggressivität denn kindliche Verspieltheit sind die Kampfspiele von jungen Katzen. Auch wenn sie dabei die Hände ihrer Menschen anfallen, deren Beine zerkratzen oder ihnen nachts in die Zehen beißen – das ist nicht bös gemeint, sondern für ihre Entwicklungsphase normales Spielverhalten. Abhilfe schafft hier am ehesten ein kätzischer Spielkamerad – dann wird mit dem gekämpft. Oder feste Zeiten und Gewohnheiten für Kampfspiele, zu denen der menschliche Spielkamerad sich mit dicken Lederhandschuhen bewaffnet, die nackten Hände mit einem Handtuch umwickelt oder sie in einer Plüsch-Handpuppe versteckt. Jeder (!) Versuch, die nackte Haut zu attackieren, sollte sofort gestoppt werden: still halten, laut “Nein” sagen, laut jammern, bis das Tierchen los lässt, und das Spiel umgehend beenden. Notfalls “zurückbeißen” – ein leichtes (!) Zwacken ins Ohr kann wahre Wunder wirken.
5.3 Meine Katze kratzt an Tapeten
Das Kratzen an Tapeten und/oder Möbelstücken kann u.U. daran liegen, dass der Kratzbaum
- an einer ungünstigen Stelle steht: Der optimale Standpunkt liegt zwischen Lieblingsschlafplatz und Katzenklo.
- zu klein ist
- nicht sicher genug ist, sprich keinen festen Stand hat oder bereits umgekippt oder zusammengekracht ist
- der Katze völlig neu ist und sie den Zweck dieses Katzenmöbels nicht kennt
Um nicht wochenlang immer wieder den Kratzbaum ab- und aufbauen zu müssen, kann z.B. mit einer Art Kratzbrett der beste Standort ausgetestet werden. Dazu empfiehlt sich entweder ein fertiges zu kaufen oder aber einen Regalboden aus dem Baumarkt mit einem Stück Teppichboden zu bespannen. Wird das Kratzbett an einer bestimmten Stelle angenommen, empfiehlt es sich, den Kratzbaum dort aufzubauen.
Ist der Kratzbaum zu klein, entweder einen größeren kaufen oder, falls möglich, den vorhandenen erweitern. Kratzbaumsysteme gibt es zu kaufen. Wer handwerklich begabt ist, kann eine schöne Kratzbaumwohnlandschaft selbst entwerfen.
Ob ein Kratzbaum sicher ist oder nicht, lässt sich schnell herausfinden. Wird vorsichtig dran geruckelt, und er beginnt zu schwanken, so wird es nicht lange dauern, und das Ding fällt mitsamt Mieze um. Sicherer kann der Baum z.B. gemacht werden, indem er mit Winkeln an die Wand geschraubt wird. Manchmal hilft es auch schon, den Deckenspanner zusätzlich mit Schrauben in der Decke zu verankern.
Gerade jungen Katzen muss man möglicherweise erst mal zeigen, wofür der Kratzbaum gut sein soll: Immer wieder geduldig Katze nehmen, an den Baum setzten und mit den Pfötchen an einer Säule kratzen. Bei älteren Katzen führt womöglich die Sisalbespannung zu Verwirrung, wenn sie dies nicht kennen. Dann hilft u.U. ein Gang zum Förster oder Bauern, der einem sicherlich gern einen starken Ast überlässt.
5.4 Katzensprache
Katzen sprechen zwei Sprachen mit jeweils mehreren Ebenen: Lautsprache, Mimik, Körpersprache und Duftsignale. Die eine Sprache dient der Verständigung untereinander und ist artspezifisch, d.h. gleiche Signale haben bei jeder Katze die gleiche Bedeutung. Die andere dient der Verständigung über Artgrenzen hinweg und ist individuell, denn sie entwickelt sich erst im Zusammenleben der Katze mit ihrer Familie, zu der neben dem Menschen auch andere Haustiere gehören können.
5.4.1 Verständigung zwischen Katzen
Wenn befreundete Katzen einander begegnen, begrüßen sie sich meistens mit einem kurzen leisen Erkennungslaut, gefolgt vom “Nasenkuss”. Dabei legen sie ihre Nasen und manchmal auch die Stirn aneinander. Gelegentlich geben sie auch Köpfchen – die eine stößt der anderen sanft den Kopf in die Seite und streicht anschließend mit der Wange oder sogar dem ganzen Körper an ihr entlang – und kontrollieren die Analregion.
Einander fremde Katzen taxieren sich zunächst. Sind sie freundlich gestimmt, folgt eine vorsichtige Kontaktaufnahme, die bis auf eine ausgeprägte Zögerlichkeit genauso aussieht wie bei befreundeten Katzen. Sind sie eher feindselig gestimmt, starren sie sich zunächst einfach nur an, fauchen vielleicht auch. Wenn keiner dem Blick des anderen ausweicht, werden größere Geschütze aufgefahren. Die Kontrahenten umkreisen einander im Zeitlupentempo, machen einen Buckel, sträuben das Fell, plustern den Schwanz auf, drehen die Ohren zur Seite und beginnen abwechselnd zu fauchen und zu grollen. Dieses Grollen, einem Knurren nicht unähnlich, geht in einen kehligen Gesang über, der unmittelbar vor dem eigentlichen Angriff in einem schrillen Schrei kulminiert, wenn der andere sich nicht freiwillig zurückzieht. Der Kampf selbst ist meist heftig und kurz, von Spucken und schrillem Kreischen untermalt. Wenn der Sieger feststeht, wenden beide den Blick voneinander ab. Der Sieger bleibt an Ort und Stelle und beginnt sich zu putzen, der Unterlegene schleicht in geduckter Haltung davon.
“Gesprochen” wird bei Katzen vor allem in der Beziehung zwischen Katzenmutter und ihren Jungen. Die Katzenmutter benutzt spezifische Lock-, Beruhigungs-, Achtung- und Warnlaute, mit denen sie ihre Jungen lenkt, bei der Jagd anleitet, auf Gefahren aufmerksam macht und erzieht. Das Schnurren wird gezielt zur Beruhigung und Förderung der Entspannung eingesetzt – von beiden Seiten. Die Jungen benutzen darüber hinaus ein Angst- und Verlassenheits-Fiepen, um ihre Mutter zu rufen.
5.4.2 Verständigung zwischen Katze und Mensch
Um sich mit dem Menschen zu verständigen, bedient sich die Katze hauptsächlich der gleichen Kommuniktionsmittel, die ein Katzenjunges gegenüber seiner Mutter verwendet, baut diese aber aus bzw. verfeinert sie. Dadurch variieren Form und Bedeutung der Signale stark, und es kann vorkommen, dass nur der Halter bestimmte Signale seiner Katze versteht, ein anderer Mensch sie aber nicht zu deuten weiß, obwohl er Katzenerfahrung hat.
Die Bedeutung des Schnurrens ist die gleiche wie zwischen Katzen untereinander. Es soll beruhigen, manchmal auch beschwichtigen, und Zufriedenheit sowie Wohlbefinden ausdrücken.
Ebenso eindeutig ist das Fauchen. Es heißt immer: “Lass das, geh mir vom Leib, zieh dich zurück.” Angelegte Ohren, ein peitschender Schwanz, gesträubtes Fell sagen das Gleiche.
Wenn die Katze ihren Menschen zu etwas animieren will, ist das meist am Tonfall zu erkennen: Das Maunzen klingt auffordernd bis fordernd, manchmal auch jammernd oder lockend. Bei manchen Katzen geht der fordernde, mit offenem Maul hervorgebrachte Maunzton in ein mit geschlossenem Maul hervorgebrachtes “mmmrrrut” über, wenn die Katze ungeduldig wird oder meint, der Mensch habe endlich begriffen, was sie will.
Unterstrichen wird das Ganze häufig durch Begrüßungsgesten, die gezielt zur Überredung eingesetzt werden: Die Katze streicht ihrem Menschen um die Beine, richtet sich an ihm auf, stupst ihn mit dem Kopf an, reibt Stirn, Oberkopf, Wangen, Kinn, Lippen und Flanken an ihm und umschlingt zum Abschluss seine Beine mit dem Schwanz. Da dabei fast alle Duftdrüsen der Katze zum Einsatz kommen, dient dieser Vorgang nebenbei auch dazu, einen Besitzanspruch zu verdeutlichen: “Mein Mensch!”
Ein trillerndes “prrrrruit” ist meistens eine Begrüßung oder eine freundliche Aufforderung, der Katze zu folgen, gemischt mit Vorfreude. Dieser Triller wird folgerichtig fast nur dann eingesetzt, wenn die Katze sicher ist, dass ihr Wunsch gleich erfüllt wird. Begleitet wird er häufig von einem steil in die Höhe gestreckten, leicht zitternden oder an der Spitze umgebogenen Schwanz.
Ebenfalls freundliche, etwas nachdrücklichere Aufforderung oder Frage (“Was ist los?” – “Was willst du?” – “Darf ich …?” – “Gibst du mir …?”) ist das “stumme Miau”, bei dem die Katze den Menschen direkt anschaut und das Maul öffnet wie beim Maunzen, ohne allerdings einen Ton von sich zu geben.
Redselige Katzen, vor allem Orientalen, geraten regelrecht ins Erzählen. Was sie damit jeweils ausdrücken wollen, wird meistens nur – und auch nicht immer – vom Halter des Tieres verstanden.
Wirft sich eine Katze auf die Seite oder den Rücken und wälzt sich hin und her, blinzelt einen an und maunzt dabei evtl. mit lockendem Unterton, so ist das eine Aufforderung. Mit dieser Gestik zeigt die rollige Katze dem Kater ihre Bereitschaft zur Paarung. Dem Menschen hingegen signalisiert sie damit Wohlbefinden und fordert zum Spiel oder zu Zärtlichkeiten auf, allerdings nicht unbedingt zum Bauchkraulen! Auch Katzen, die absolut nicht am Bauch berührt werden mögen, präsentieren ihn so verlockend – um dann ziemlich unwirsch klarzustellen, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Dieses Signal ist deshalb bei fremden Katzen mit Vorsicht zu genießen.
Wenn eine Katze irgendetwas mit den Augen fixiert, ein paarmal kurz “mäk” oder “mäk-mäk” sagt und/oder mit den Zähnen “klappert”, hat das nichts mit Kommunikation zu tun. Hier handelt es sich um eine Ersatzhandlung: einen angedeuteten Tötungsbiss für eine (unerreichbare) Beute.
5.5 Verbote und Erziehung
Eine Katze lässt sich nur sehr begrenzt erziehen. Anders als beim Hund, sieht die Katze im Menschen vor allem ein Mittel zum Zweck, keinen Rudelführer, dem sie sich unterordnet. Man kann praktisch nur versuchen, ihr beizubringen, dass einige Dinge nicht erwünscht sind.
5.5.1 Verbote
Um Verbote durchzusetzen, haben sich folgende Mittel bewährt:
- Wasserspritze oder -pistole
- Katze anpusten
- strenger Blick, erhobener Zeigefinger, energisches Nein
- Klatschen mit den Händen
- absolute Konsequenz
Dabei ist es wichtig, die Katze auf “frischer” Tat zu erwischen. Eine nachträgliche Bestrafung macht keinen Sinn, weil die Katze den Zusammenhang zu einer längere Zeit zurückliegenden Tat nicht erkennen kann.
5.5.2 Erzieherische Maßnahmen
Völlig falsch ist es, eine Katze, die an falscher Stelle ihren Urin abgegeben hat, z.B. mit der Nase in die Pfütze zu drücken oder gar zu schlagen. Mit Schlägen (und sei es nur ein Klapps) kann die Katze wenig bis nichts anfangen. Ausserdem riskiert man ihr Vertrauen, wenn die Hand, die Futter reicht und streichelt, auch schlägt. Katzen sind sehr reinliche Tiere und pinkeln niemals ohne Grund irgendwo hin (siehe 6.1).
Soll der Katze z.B. beigebracht werden, nicht am Tisch zu betteln, hilft nur konsequentes (!) Runterschubsen, Anpusten oder Aussperren. Jede Ausnahme wird von der Katze als Aufhebung des Verbots betrachtet. Eine gesäuselte Diskussion wie: “Bitte, liebe Katze, würdest du so freundlich sein und mir mein Frühstück überlassen?”, löst bei der so Angesprochenen nur einen Lachkrampf aus. Kommandos wie “Runter da!” oder “Geh weg da!” haben sich nicht bewährt, die Katzen nehmen das als Spitznamen.
5.6 Neue Mitbewohner
Während eines Katzenlebens kann in der Familie viel passieren. Neue Menschen oder Tiere kommen, andere verlassen die Familie. Die Katze sollte immer einbezogen werden. Stell der Katze neue Familienmitglieder vor, und lass sie sich von Gehenden verabschieden. Katzen mögen keine Veränderungen, und daher sollte der Tiger in einer solchen Zeit immer möglichst liebevoll umsorgt werden.
5.6.1 Wenn eine andere Katze/ein anderes Tier einzieht
Die Frage, ob es Sinn macht, einen Spielkumpanen zu holen, kann kein anderer beantworten als der Halter selbst. Jede Katze hat einen eigenen Charakter. Es gibt gesellige Katzen, aber auch Einzelgänger. Hier gilt die Devise: Versuch macht klug. Am besten ist es, schon von vornherein ein Geschwisterpärchen aufzunehmen. Da fällt die Eingewöhnungsphase weg.
Allgemein sollte man nicht unbedingt völlig verschiedene Charaktere mischen, und der Neue sollte möglichst nicht der Dominantere sein. Man sollte einer älteren, ruhigen Katze nicht einen jungen Fellball vor die Nase setzen, wobei ein junges Pärchen den Alltag durchaus wieder interessant machen kann. Bei kleinen Fellbällen spricht man oft von einem “Welpenbonus”. Aber auch den kennt nicht jede erwachsene Katze.
Wie auch immer die Wahl ausfällt, die vorhandenen Katzen haben Priorität vor den Neuankömmlingen. Sie sollten immer zuerst gefüttert, gestreichelt und bespielt werden. Die neuen müssen sich unterordnen. Das fällt gerade bei süßen kleinen Babykatzen schwer, ist aber sehr wichtig, damit die Erstkatze sich nicht zurückgesetzt fühlt.
Will man eine neue Katze in eine bestehende Gruppe integrieren, gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:
- Man lässt die Katzen das unter sich austragen. Da durch eine neue Katze die Rangfolge neu diskutiert werden muss, sollte man nur eingreifen, wenn Blut fließt. Alles andere sieht schlimmer aus, als es ist.
- Man trennt vorhandene Katzen und Neuankömmlinge. Kontakt ist erst mal nur durch Schnüffeln unter der Türspalte möglich. Nach einer Weile (ein oder mehrere Tage) wechselt man die Zimmer, so dass der Neuankömmling in Ruhe das Rest-Revier beschnuppern kann. Derweil kann die Gruppe der Alteingesessenen das Zimmer des Neuankömmlings inspizieren.
Bei beiden Variationen kann der Dosi natürlich helfend eingreifen. Er streichelt erst die eine Gruppe und geht dann zur anderen. Er reibt die eine Gruppe mit einem Handtuch ab und gibt es der anderen zum Schnüffeln. Das geht auch mit Schlafkissen sehr gut, die man zwischendurch austauscht. Es hat auch schon geholfen, beide Parteien mit einem gemeinsamen Duft zu versehen, z.B. Vanille (keine Öle nehmen!), Malzpaste oder einfach ein vom Dosi getragenes T-Shirt.
5.6.2 Wenn es menschlichen Nachwuchs gibt
Eine Schwangerschaft ist eine aufregende Sache. Aber ein Baby ist kein Grund, ein Mitglied der Familie, zu der ja auch die Katzen gehören, rauszuwerfen. Alle müssen sich neu arrangieren. Natürlich auch die Katze.
Dabei braucht sie Hilfe. Sie versteht nicht, was da vorgeht. Lasst sie alles abschnuffeln und bepfoteln, was für das Baby angeschafft wird. Lasst sie tagsüber auch mal mit euch ins Babyzimmer gehen.
Die Kuschelstunden mit der Katze sind für die werdende Mutter schön und entspannend. Genieße sie, und informiere dich über Toxoplasmose (siehe 3.2.9), bevor die Verwandtschaft oder der Frauenarzt dich darauf anspricht. Auch das Allergierisiko für Babys wird durch eine Katze nicht größer. Im Gegenteil.
Katzen bringen keine Babys um und stehlen ihnen auch nicht den Atem. Trotzdem solltet ihr die Katze nicht mit dem Baby allein lassen, wenn dieses schläft. Hat das Baby ein eigenes Zimmer, kann man die Tür schließen. Mit einem schmalen Gitter (Marke Eigenbau), das man in den Türspalt einhängen kann, kann man auch bei offener Tür die Katze aussperren. Schläft das Baby im Elternschlafzimmer, wird es schwierig, denn dass die Katze auf einmal nicht mehr dort schlafen soll, ist für sie nicht zu verstehen, geschweige denn einzusehen. Macht ihr ein anderes Zimmer angenehm, z.B. durch einen kuscheligen Schlafkorb oder eine Decke, die nach euch riecht.
Manche Katzen finden Dinkel- oder Kräuterkissen unwiderstehlich. In diesem Fall sollte man so etwas nicht für das Babybett kaufen.
Wenn das Baby da ist, sollte es der Katze vorgestellt werden. Schon in der Klinik kann der Vater das Babyschreien aufnehmen und ein Spucktuch mitbringen. So hat Katz schon mal was zu hören und zu riechen. Zu Hause kann die Reaktion ganz unterschiedlich ausfallen. Viele Katzen mögen das Schreien und Strampeln nicht. Es ist ihnen nicht geheuer, und sie machen einen Bogen um das Baby. Wird die Katze eifersüchtig, kümmert euch bitte möglichst viel um sie. Beschmust und bespielt den Tiger, wenn das Baby euch Ruhe lässt.
Wenn das Menschenbaby anfängt zu krabbeln, ist es doch wunderschön, dass statt einer tutenden Plastiklok ein Kätzchen zum Krabbeln animiert. Ihr werdet sehen, Katze und Baby sind sehr gut verträglich. Allerdings gibt es ein paar Kleinigkeiten zu beachten, insbesondere, wenn das Kind ins Krabbelalter kommt:
- Futter: Klaut Baby mal vom Katzenteller, ist das kein Problem. Solange der Fressplatz sauber gehalten wird und kein altes Feuchtfutter rumsteht, besteht kein Grund zur Panik.
- Katzenklo: Na ja, ein Sandkasten draußen wäre für das Baby besser. Aber von ein bisschen Buddeln in der Katzenkiste geht die Welt nicht unter. Haltet das Klo sauber, sammelt die Klumpen möglichst sofort raus, bevor es das Kind tut, und achtet darauf, dass Wurmbefall bei der Katze umgehend behandelt wird.
- Kratzen: Gelegentliche Kratzer werden sich nicht vermeiden lassen. Meist sind die Katzen vorsichtig. Vermutlich haben auch Menschenbabys den Welpenbonus. Aber es kann mal passieren, dass ein Kind keine Ruhe gibt und die Katze sich wehren muss. Dann wird das Kind schnell begreifen, dass die Katze nicht am Schwanz gezogen werden will.
5.7 Spielen
Die meisten Katzen spielen für ihr Leben gern. Mit sich selbst, mit ihren Leuten, mit anderen Tieren, mit Blättern, Papierkugeln, Lichtreflexen… Zu geeignetem Spielzeug siehe 1.4.4.
5.8 Seltsame Klo-Gewohnheiten
- Sie benutzt das Klo, pieselt aber über den Rand: Abhilfe schafft ein größeres Klo mit breiterem Rand oder ein Klo mit Haube.
- Sie scharrt die ganze Streu raus: Ein größeres Klo oder eines mit Haube könnte helfen. Evtl. eine andere Streu ausprobieren.
- Sie verscharrt ihr Häufchen nicht: Vielleicht hat sie’s nie gelernt. Vielleicht zeigt sie damit aber auch: “Mein Revier, hier bin ich der King/die Queen, ich brauch mich nicht zu verstecken.” Dann lässt sich an diesem Verhalten nichts ändern.
- Sie setzt den Kot im Klo ab, pieselt aber woanders hin: Organische Ursachen (z.B. Harnwegsentzündung) ausschließen. Zweites Klo aufstellen – manche Katzen möchten großes und kleines Geschäft trennen.
- Sie verlässt das Klo mit so viel Tempo und Schwung, dass sie die Streu sonstwohin trägt: Dieses Verhalten ist drtk-intern als PFEG (postfäkaler Erleichterungs-Galopp) bekannt und normal. Evtl. schwerere Streu verwenden. Ein Klo mit Haube könnte auch ein wenig gegen die großflächige Verteilung der Streu helfen.
5.9 Treteln mit den Vorderpfoten
Katzenbabys treteln bei ihrer Mutter, um den Milchfluss anzuregen. Im Erwachsenenalter wird das gern beim Dosi gemacht und drückt Wohlbefinden aus. Ob, wann und wie intensiv getretelt wird, ist von Tier zu Tier völlig unterschiedlich.
Neben den Milchtritt (treteln) haben manche Katzen die “Eigenart”, stundenlang an etwas rumzunuckeln. Das kann z.B. der eigene Schwanz sein, ein pelziger Kollege, eine Hautfalte vom Dosi. Häufig deutet dieses Verhalten auf zu frühe Trennung von der Katzenmutter hin und ist einfach nur eine Macke.
5.10 Kratzen an der Schlafzimmertür
Die meisten Katzen sind sehr menschenbezogen und suchen vor allem nachts die menschliche Nähe. Meine persönliche Empfehlung: Tür einfach auflassen und sich mit der pelzigen Gesellschaft im Schlafzimmer oder gar im Bett arrangieren :-).
Wenn das nicht in Frage kommt, muss die Katze von Anfang an draußen bleiben und das Schlafzimmer für sie zur Tabuzone erklärt werden. Die Durchsetzung dieses Verbots kann etliche schlaflose Nächte kosten (evtl. auch für die Nachbarn in der Wohnung nebenan!), weil die Katze an der Schlafzimmertür kratzt und die ganze Nacht durchjammert. Trotzdem hilft nur ignorieren, nicht reagieren, nicht reinlassen, nicht irgendwie bestechen oder trösten, wenn sie wirklich nicht ins Schlafzimmer soll. Am besten lässt man sie dann auch tagsüber nicht hinein – Katzen nehmen gern die ganze Hand, wenn ihnen der kleine Finger geboten wird.
Am besten spielt man die Katze abends richtig müde, damit sie nachts auch durchschläft. Das nützt jedoch bei kleinen Katzen nicht viel. Sie gewöhnen sich erst mit der Zeit an den Rhythmus des Dosis.
Zusätzlich sollte man Alternativen zum kuscheligen Schlafen und zur Beschäftigung bieten. Das kann ein Fensterbrett mit interessantem Ausblick in den Morgenstunden sein oder ein wenig Spielzeug, das wahrscheinlich sowieso in der Wohnung verstreut herumliegt.
5.11 Sie bringt sich ständig in Gefahr
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von der Katze in der Waschmaschine. Die Katze selbst erkennt die Situation nicht als gefährlich, sie befriedigt nur ihre Neugier oder sucht einen ihr genehmen Schlafplatz. Deshalb sollte man darauf achten, dass entsprechende Gerätschaften immer geschlossen und vor in Betriebnahme auf kätzische Inhalte zu überprüfen sind. Darunter fallen:
- Mikrowelle
- Backofen
- Geschirrspülmaschine
- Waschmaschine
- Wäschetrockner
Weitere Tipps zur Entschärfung von Gefahrenquellen im Haushalt siehe 3.1: Unfällen vorbeugen.
5.12 Scharren vor dem Futternapf
Wenn eine Katze vor dem Fressnapf scharrt, ist das der natürliche Instinkt, übrig gebliebenes Essen zu vergraben,
- weil “alles meins und wehe, es klaut ein anderer”
- um es zu einem späteren Zeitpunkt bei Hungergefühl wieder auszuscharren und sich weiter dran zu laben…
Manche Katzen “verscharren” so auch Futter, das sie nicht mögen.
5.13 Beißen beim Kraulen
Normalerweise ist dies keine Bösartigkeit der Pelzgurke, sondern es handelt sich um den so genannten Liebesbiss. Wie der Milchtritt (Treteln) und das Nuckeln drückt es absolutes Wohlbefinden aus.
Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass die Katze damit zum Ausdruck bringen möchte: “Das waren jetzt genügend Streicheleinheiten, also nun geh bitte, und überlass mir das ganze Sofa.”
GLOSSAR
ATK | Alternative Tierklinik |
bpt | Bundesverband praktizierender Tierärzte |
CNI | Chronische Niereninsuffizienz |
Dosi | Dosenöffner, also Mensch, der für die Katze sorgt |
FeLV | Felines Leukämie Virus (Katzenleukose) |
FIP | Feline infektiöse Peritonitis (Bauchfellentzündung) |
FIV | Felines Immunschwäche Virus (Katzenaids) |
FUS | Felines Urologisches Syndrom (Harnwegserkrankung) |
GOT | Gebührenordnung für Tierärzte |
MID | Message-ID, einzigartige Nummer eines Usenet-Artikels |
Nafu | Nassfutter |
PFEG | Postfäkaler Erleichterungsgalopp |
PKD | Polycystic Kidney Disease (Nierenkrankheit) |
TA/TÄ | Tierarzt/Tierärztin |
TH | Tierheim |
THP | Tierheilpraktiker |
Trofu | Trockenfutter |